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Wegen Zmorge-Buffet-Benimmregeln für Inder
Indischer Milliardär wettert gegen Gstaader Hotel

Gäste des Hotels Arc-en-Ciel im Berner Oberland beschweren sich über Lärm und schlechte Tischsitten von anderen Gästen. Das Hotel reagiert und hängt ein Info-Blatt auf. Nun werfen Inder dem Hotel Rassismus vor.
Publiziert: 26.07.2019 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 26.07.2019 um 14:46 Uhr
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«Liebe Gäste aus Indien»: Regeln im Hotel «Arc-en-ciel».
Julia Fritsche

Der indische Milliardär Harsh Goenka (62) ist grosser Roger-Federer-Fan und reist in den Ferien gerne in die Schweiz. Nun aber hat der Chef des Konglomerats RPG Group auf Twitter eine Kontroverse zur Schweiz angezettelt, die von indischen Zeitungen aufgegriffen wurde. Im Zentrum: das Vier-Sterne-Hotel Arc-en-Ciel (franz. für Regenbogen) in Gstaad BE. 

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Mit eigenen Augen – so versichert er auf Nachfrage – hat er dort den Aushang gesehen, der «die lieben Gäste aus Indien» auf Verhaltensregeln aufmerksam macht. Unterschrieben ist er von der Hotelchefin Christiane Matti.

Der erste Punkt betrifft das Frühstücksbuffet. «Bitte nehmen Sie nichts mit, das Essen ist nur fürs Frühstück bestimmt», heisst es da. Einen «Lunch Bag», also ein Mittagessen-zum-Mitnehmen, könne man bestellen und zahlen. Weiter weist das Hotel die Inder darauf hin, dass andere Gäste auch ein einladendes Buffet wollten. Deshalb: «Benutzen Sie nur das bereitgestellte Besteck.»

Wer Essen teilen will, muss zahlen

Dann erklärt das Hotel, dass fürs Teilen von Hauptmahlzeiten für zwei oder mehr Personen, Kosten von 5 Franken pro Zusatzperson für Service und Teller anfallen. 1 Franken wird für das Getränk verrechnet.

Ein weiteres Problem scheint der Lärm zu sein. Auch die übrigen Gäste würden Ruhe schätzen, deshalb bitten sie die indischen Gäste, im Korridor ruhig zu sein und auf den Balkonen nicht laut zu sprechen. «Besten Dank!» Immerhin: Keine Verhaltensregel ist der letzte Punkt der Auflistung. Dort empfiehlt sich die Rezeption für Tipps zu Ausflügen.

Milliardär nimmt seine Landsleute in die Pflicht

Wie Goenke in seinem Tweet schreibt, fühlte er sich beim Lesen des Aushangs zuerst «wütend, gedemütigt und wollte protestieren». Dann aber habe er realisiert, dass die Inder als Touristen tatsächlich laut, unhöflich und kulturell unsensibel seien. Die Inder sind also gewissermassen selber schuld, dass Hoteliers ihnen erklären müssen, wie man sich anständig benimmt.

Goenkas Aufforderung an seine Landsleute: «Arbeiten wir daran, unser Image zu verändern!» Indiens Touristen seien die besten globalen Botschafter des Landes, jetzt wo Indien zur internationalen Macht werde.

Diese verständnisvolle Haltung dem Schweizer Hotel gegenüber teilen aber nicht alle der Kommentar-Schreiber. Viele verurteilen den Aushang und das Hotel als rassistisch. Verhaltensregeln seien in Ordnung, aber sie müssten sich dann an alle Gäste richten, nicht nur an Inder.

Ein Missverständnis

Das Hotel aus Gstaad hat die Benimmregeln für die Inder inzwischen entfernt. «Wir haben dieses Informationsblatt sofort entfernt, als wir festgestellt haben, dass es von einigen Gästen als rassistisch missverstanden wurde», erklärt Hotelbesitzerin Christiane Matti auf BLICK-Anfrage.

Es handle sich um ein Missverständnis. «Es war nie unsere Absicht, unsere indischen Gäste zu beleidigen.» Sie hätten lediglich darüber informieren wollen, dass für Essen teilen ein Zuschlag verrechnet werde. Zudem hätte es Lärmklagen und Reklamationen über den «Umgang mit dem Frühstücksbuffet einiger Kunden und deren Kinder» gegeben. Auf Kundenbeschwerden müssten sie reagieren. Rassismus aber sei ein No-Go.

Dass das Infoblatt so hohe Wellen wirft, überrascht die Hotelbetreiberin. Sie hätten es zuerst als Info an Reisefirmen in Indien geschickt, mit denen sie zusammenarbeiteten. Diese reagierten nicht. Umso mehr Reaktion gibts nun auf Twitter und dem Bewertungstool von Google.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Schweizer Hoteliers mit gewissen Gästegruppen anlegen. 2017 geriet ein Hotel in Arosa GR unter Beschuss, weil es jüdische Gäste unter die Dusche schickte. Zwei Jahre vorher wehrte sich das Hotel Monopol in Luzern gegen gierige Frühstücksesser aus Asien und Saudi-Arabien.

Wichtige Gäste

Mit den Indern sollten es sich Schweizer Hoteliers nicht verscherzen. Indische Touristen bescherten der Schweizer Hotellerie 2018 über 800'000 Übernachtungen. Jahr für Jahr kommen sie zahlreicher. Häufig ins Berner Oberland. Die Region zählt laut Schweiz Tourismus zu den beliebtesten Destinationen der Inder.

Die Marketingorganisation will noch mehr Gäste vom indischen Subkontinent anlocken. Dafür setzt sie seit einigen Jahren auch auf Influencer wie den Schauspieler Ranveer Singh (34). Regelmässig berichten auch andere Bollywoodstars auf sozialen Medien von ihren Schweiz-Reisen. Immer im Hintergrund ihrer Bilder: traumhafte Berge.

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