Architekten und Städteplaner sind sich sicher: Corona wird die Art verändern, wie wir wohnen, leben und arbeiten. Noch vor Kurzem glaubten alle an die Prognose der Vereinten Nationen, wonach sich im Jahr 2050 zwei Drittel der Weltbevölkerung in Grossstädte drängen werden. Heute lebt mehr als die Hälfte der Menschheit in Städten.
Die Corona-Krise wird diese Entwicklung bremsen, sind sich Experten sicher. Denn: Für Virologen ist klar, dass die dichte Bebauung die Ausbreitung von Corona begünstigt. Das zeigen die Beispiele Madrid und New York. Jeder dritte spanische Corona-Todesfall ereignete sich in Madrid. Jeder vierte Sterbefall in den USA passierte in New York.
«Die neuen Seuchenherde»
«Grossstädte sind die neuen Seuchenherde», sagt Camilla Cavendish (51), Dozentin in Harvard und einstige Direktorin für Politik des ehemaligen britischen Premiers David Cameron (53) auf dem Newsportal Focus.de. Die Ära der Megacitys könnte zu Ende gehen.
Homeoffice werde sich durchsetzen und zum Niedergang des klassischen, repräsentativen Bürogebäudes führen. Firmen dürften sich deshalb von einem Grossteil ihrer Bürofläche trennen. Und Angestellte nur noch alle 14 Tage in die Stadt zur Arbeit pendeln. Das erlaubt ihnen, sich auf dem Lande ein Haus oder eine Wohnung zu suchen.
Trend zur 20-Minuten-Stadt
Das wiederum passt zu einer weiteren Idee, welche derzeit bei Städteplanern hoch im Kurs ist: die sogenannte 20-Minuten-Stadt. In dieser Zeit sollen die Bewohner Beizen, Läden oder Ärzte erreichen können. Zu Fuss oder mit dem Velo.
Erste Tendenzen in diese Richtung gibt es bereits. Grossstädte wie Brüssel oder Paris haben während der Corona-Krise breite Velowege eingerichtet – auf Fahrspuren, die bisher für den motorisierten Verkehr vorgesehen waren. (pbe)