Eric Olsen, Konzernchef von LafargeHolcim, wird den weltgrössten Zementkonzern am 15. Juli nach nur zwei Jahren an der Spitze verlassen, wie der Konzern heute Morgen mitteilte. Der Rücktritt erfolgt nach einer internen Untersuchung über Vorgänge bei Lafarge in Syrien.
Lafarge-Deals in Syrien
In der Untersuchung werden Mitarbeitenden in Syrien Vereinbarungen vorgeworfen, die sie mit «gewissen bewaffneten Gruppierungen und sanktionierten Parteien» getroffen haben, teilte LafargeHocim mit.
Die Vorwürfe beziehen sich auf den Zeitraum von 2013 bis zur Evakuierung des Werks im September 2014. «Einige Massnahmen, die für die Weiterführung eines sicheren Betriebs des Werks in Syrien getroffen wurden», seien nicht akzeptabel gewesen. Zudem hätten «wesentliche Fehleinschätzungen vorgelegen», heisst es in der Mitteilung zum Abschluss der internen Untersuchung, die von externen Rechtsberatern durchgeführt worden sei.
Ex-Konzernchef Olsen unschuldig
Auch die mögliche Verwicklung von Konzernchef Olsen in die Vorgehensweisen in Syrien sei Gegenstand der Untersuchung gewesen. Doch sei der Verwaltungsrat zu dem Ergebnis gekommen, dass Olsen weder für Fehlverhalten verantwortlich sei, noch, dass er davon Kenntnis gehabt habe.
Entsprechend lässt sich Eric Olsen in der aktuellen Medienmitteilung zitieren, er sei weder in Fehlverhalten involviert gewesen, noch habe er Kenntnis davon gehabt. Er geht jedoch davon aus, dass sein «Rücktritt dazu beitragen wird, Ruhe in ein Unternehmen zu bringen, das während Monaten diesbezüglich im Zentrum der Aufmerksamkeit stand».
In den vergangenen Tagen war bereits über den Rücktritt spekuliert worden. Der Verwaltungsrat habe ihn am Montag angenommen, heisst es in der Mitteilung.
2015 beim Zusammenschluss der beiden Zementkonzerne Lafarge und Holcim war Olsen zum Konzernchef ernannt worden. Der Verwaltungsrat dankte ihm am Montag für den «wertvollen Beitrag», den er für die Zusammenführung der beiden Unternehmen geleistet habe. Als Konzernchef verantwortete Olsen die Geschäfte in Syrien nicht direkt.
Nachfolge in Arbeit
Die Suche nach einem Nachfolger für Olsen werde sofort eingeleitet, heisst es in der Mitteilung. In der Zwischenzeit werde Verwaltungsratspräsident Beat Hess die Übergangsphase beaufsichtigen und ab Mitte Juli, nach dem Rücktritt von Olsen, das Unternehmen interimistisch leiten.
Die operativen Geschäfte wird Roland Köhler übernehmen, der derzeit als Konzernleitungsmitglied die Regionen Europa und Australien/Neuseeland sowie den Geschäftsbereich Trading verantwortet.
Mit dem Rücktritt von Olsen vermeldet LafargeHolcim seit der Fusion 2015 bereits den zweiten gewichtigen Wechsel an der Unternehmensspitze: Letztes Jahr hatte sich der vormalige Verwaltungsratspräsident Wolfgang Rietzle nicht mehr zur Wiederwahl gestellt. An der Generalversammlung im Mai 2016 wurde er durch Beat Hess ersetzt.
Ergebnisse der Untersuchungsberichts
Bereits am 2. März hatte LafargeHolcim aufgrund vorläufiger Ergebnisse der internen Untersuchung eingeräumt, dass während des Bürgerkriegs in Syrien bewaffnete Gruppen dafür bezahlt worden seinen, die Versorgung eines lokalen Werks und die Bewegungsfreiheit der Mitarbeiter sicherzustellen.
Die französische Zeitung «Le Monde» hatte den Fall publik gemacht und damals von «zweifelhaften Arrangements» mit der Terrormiliz Islamischer Staat geschrieben.
Im Schlussbericht zur Untersuchung heisst es nun, dass neben lokalen Mitarbeitern auch Mitglieder des Konzernmanagements von den Verletzungen der Geschäftsgrundsätze wussten.
Das Werk in Syrien hatte der französischen Lafarge gehört, die sich 2015 mit der Schweizer Holcim zusammenschloss. Olsen war in der betreffenden Zeit für die operativen Abläufe bei Lafarge verantwortlich.
Olsen ist nicht der erste, der über die Syrien-Affäre stolpert. Zuvor hatte bereits der frühere Lafarge-Lenker Bruno Lafont seinen Rückzug aus dem LafargeHolcim-Verwaltungsrat angekündigt, ohne allerdings einen klaren Grund zu nennen.
Im Oktober hatte die französische Staatsanwaltschaft in Zusammenhang mit Geschäften in Syrien Ermittlungen aufgenommen.