Migros polarisiert mit einem frechen Tweet zu Trump
Saubere Sache oder schmutzige Aktion?

Der Tweet mit dem Handy-Luftballon der Migros wird kontrovers diskutiert. Längst nicht alle finden ihn lustig. Werber und Reputationsexperten ordnen den Tweet für BLICK ein.
Publiziert: 22.01.2020 um 15:00 Uhr
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Aktualisiert: 23.01.2020 um 19:20 Uhr
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Umstritten: Der Migros-Tweet vom Dienstag.
Foto: Twitter
Sven Zaugg und Patrik Berger

Mit einem frechen Tweet hat die Migros für Aufsehen gesorgt. Eine Fotomontage zeigt die markante orange Handy-Flasche. Ein Migros-Klassiker. Das Abwaschmittel fliegt in Formation mit Donald Trumps (73) Helikopter-Geschwader nach Davos GR. Dazu heisst es: «Gesichtet: Orange Flasche auf dem Weg nach Davos.»

Das sitzt! Dass die Farbe Orange eine Anspielung auf Trumps Hautfarbe ist – geschenkt. Dass die Flasche sein politisches Wirken auf die Schippe nimmt – offensichtlich. In den sozialen Medien ist die Resonanz gross. Anhänger von Trump sind empört, halten den Tweet für «respektlos», «primitiv» oder «einfach nur peinlich von der Migros».

Andere amüsieren sich köstlich und schreiben «Genial! Migros first ...», «Alles richtig gemacht, Migros!» oder «Best Migros-Tweet ever».

Migros diskutierte den Tweet

Und was sagt die Migros dazu? Sprecher Patrick Stöpper nennt es eine «spontane Aktion». «Mit dem Tweet haben wir ein aktuelles Medienereignis aufgegriffen und den Handy-Ballon ins Zentrum gerückt, nicht eine politische Aussage.» Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Bevor der Tweet über den Äther geschickt wurde, habe man den Inhalt durchaus kontrovers diskutiert. «Natürlich hatten wir Bedenken, dass der Tweet als politische Botschaft verstanden werden könnte», erklärt Stöpper. Dennoch habe man das Experiment gewagt. «Mit unseren Tweets wollen wir die Leute informieren, aber auch unterhalten und für Schmunzler sorgen.»

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Lob von den Werbern

«Gelungen!» Das zumindest sagt, Marco Meroni (47) von der Zürcher Kommunikationsagentur Rod. «Die Bildmontage und der Text funktionieren. Die Assoziationen sind sofort da.» Und natürlich dürfe sich ein Grosskonzern wie die Migros ein Spässchen erlauben über ein Staatsoberhaupt, das rhetorisch ja auch kein Kind von Traurigkeit sei. «Solche Ak­tionen sind ein Zeichen einer munteren Gesellschaft und Wirtschaft, die sich auch mal einen Jux auf Kosten der Mächtigen gönnen.»

Die Migros ist damit in guter Gesellschaft. Der royale Rückzug von Prinz Harry (35) und Herzogin Meghan (38), auch «Megxit» genannt, erschüttert derzeit das englische Königshaus. Für den Autovermieter Sixt ist die königliche Krise ­Anlass, über die englischen ­Royals zu spotten. Auf einer Werbeanzeige sind Prinz Harry und ein Zügelwagen zu sehen. Darunter steht der Spruch: «Harry, fahr schon mal den ­Wagen vor.»

Reputationsexperte sieht Risiken

BLICK erreicht den Reputa­tionsexperten Bernhard Bauhofer (57), der, wie US-Präsident Trump, ebenfalls am WEF in Davos teilnimmt: «Die Migros hat mit dem Tweet ganz bewusst polarisiert, das ist eine klassische Taktik. Sie reitet auf einer Welle mit und versucht, humorvoll zu reagieren.» Die Detailhändlerin agiere als Trittbrettfahrerin und wolle im Gespräch bleiben.

Der Nutzen einer solchen Aktion sei schwer abzuschätzen. «Kurzfristig ist die Migros damit im Gespräch, sie erhofft sich einen positiven Effekt auf die ganze Marke. Der Tweet wird aber sicher keinen Langzeiteffekt haben», so Bauhofer.

Fabian Zürcher (42), der das Brand Studio von BLICK-Herausgeberin Ringier leitet, meint zum Tweet: «Der Ausdruck Flasche in diesem Kontext ist natürlich sehr derb. Aber die Migros beweist hier Haltung. Das braucht Mut – auch unter orangen Riesen.»

Ob der Viel-Twitterer Donald Trump den Migros-Tweet gesehen hat, ist unbekannt. Der Trump-Tross jedenfalls kaufte den Sprit für den gesamten Konvoi vor der Abfahrt nach Zürich an einer Coop-Tankstelle. Vielleicht als Retourkutsche.

WEF 2020

Vom 21. bis 24. Januar findet wieder das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Rund 2500 internationale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft treffen sich zum Austausch.

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