Das gefallene Raiffeisen-Urgestein Pierin Vincenz (61) wehrt sich gegen den Vorwurf, er habe sich bei Firmenübernahmen durch die Raiffeisen-Bank und den Zahlungsabwickler Aduno unrechtmässig bereichert. Jetzt zeigen Dokumente, die der «SonntagsZeitung» vorliegen, das wahre Ausmass: Der in Untersuchungshaft sitzende Vincenz verdiente an zwei undurchsichtigen Deals fast fünf Millionen Franken!
Ein besonders lukratives Geschäft für Vincenz und den ebenfalls in U-Haft sitzenden Geschäftspartner Beat Stocker war der Kauf der Firma Commtrain durch den Kreditkartenanbieter Aduno. Dank einer verdeckten Beteiligung sollen die beiden 4,2 Millionen Franken erhalten haben, «wovon Herr Vincenz 1,7 Millionen Franken erhielt».
Drei Millionen Franken als «Darlehen»
Bei einem zweiten Deal erhielt Vincenz rund drei Millionen Franken, angeblich als Darlehen. Die Staatsanwaltschaft spricht allerdings von «möglicherweise zu Unrecht erhaltenen Vermögenswerten». Vincenz bestreitet die Vorwürfe vehement. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
Angeblich soll Vincenz in diesem Zusammenhang seinen Ziehsohn und Nachfolger Patrik Gisel (55) sogar belogen haben. Ein Gutachten des renommierten Aktienrechtlers Peter Forstmoser, das den Aduno-Deal rechtfertigen sollte, entpuppt sich jetzt aber als wertlos.
Denn: Der renommierte Jurist war laut dem Bericht der «SonntagsZeitung» nicht unabhängig. Wie er selber zugibt, vertrat sein Büropartner gleichzeitig Vincenz als Privatanwalt. Bezahlt hat alle Anwaltsrechnungen die Raiffeisen-Gruppe.
Abgangsentschädigung in Millionenhöhe
Damit nicht genug: Der abtretende Raiffeisen-Präsident Johannes Rüegg-Stürm versuchte, Pierin Vincenz beim Abgang einen fünfjährigen Beratervertrag mit einem jährlichen Honorar von 500'000 Franken zuzuschanzen. Rüegg-Stürm scheiterte mit diesem Ansinnen. Der Verwaltungsrat stoppte ihn.
Wegen dieses Beratervertrags soll es aber zu einer Revolte der Raiffeisen-Regionalpräsidenten gekommen sein. Ihr Ziel: Rüegg-Stürms Abgang. Sie bekräftigten diese Forderung, nachdem der Präsident vergangenen Sonntag in einem Interview angekündigt hatte, noch mindestens bis 2020 bleiben zu wollen.