Zahlen mit dem Handy soll alles einfacher machen. Zurzeit ist es aber vor allem ein grosser Murks. Es gibt die Systeme der grossen Handyhersteller Apple und Samsung. In der Schweiz wollen aber vorerst nur kleine Kreditkartenfirmen mit ihnen zusammenarbeiten – die grossen Banken sperren die ungeliebte Konkurrenz aus Übersee von ihren Kreditkarten aus. Ein Grossteil der Schweizer Bankkunden kann deshalb nicht ohne weiteres Apple Pay oder Samsung Pay nutzen.
Und dann gibt es die Schweizer Bezahl-App Twint. Sie ist die Antwort der Schweizer Finanzbranche. Angetreten, um die grossen Tech-Konkurrenten aus dem Ausland in die Schranken zu weisen. Nur, Twint ist eine Zangengeburt. Und ob das Baby jemals richtig laufen lernt, ist noch völlig unklar.
Twint hat Testphase verlängert
Einer der Gründe: Jedes Schweizer Finanzinstitut lanciert seine eigene Twint-Version. UBS und Zürcher Kantonalbank (ZKB) haben ihr Twint Anfang April lanciert. Mitte Mai wollte die PostFinance nachziehen. Doch gekommen ist nichts.
Auf Nachfrage von SonntagsBlick schreibt PostFinance: «Twint hat entschieden, die geplante Testphase vor der Lancierung weiterer Banken-Apps zu verlängern.» Wer bei PostFinance, Raiffeisen, Credit Suisse oder weiteren Twint-Banken ein Konto hat, wird also vorerst vertröstet. Mehr kann die PostFinance nicht sagen, sie verweist an Twint.
Die Firma wurde zwar ursprünglich von der PostFinance gegründet. Seit sie aber mit der Konkurrenz-App Paymit fusioniert wurde, gehört sie den sechs grössten Schweizer Finanzinstituten sowie der Schweizer Börsenbetreiberin Six gemeinsam. Mit der E-Banking-Pannenserie der PostFinance hat die Verschiebung diesmal nichts zu tun.
«Die Apps werden in den nächsten Wochen bereitgestellt»
Twint-Sprecherin Sarah Pally verspricht: «Die Apps werden in den nächsten Wochen in den App Stores bereitgestellt.» Man habe bei Tests «kleinere technische Probleme festgestellt». Diese wolle man beheben.
Grund für das Zaudern könnten aber auch die negativen Reaktionen nach der Lancierung der Twint-Apps durch UBS und ZKB sein. Beide Banken boten zuvor die Bezahl-App Paymit an. Nach dem Start von Twint im April konnten zahlreiche Kunden plötzlich nicht mehr in ihren Firmenkantinen bezahlen oder sich gegenseitig Geld überweisen. Gewisse Accounts waren blockiert, es ging nichts mehr. Pally widerspricht: «Nein, es besteht kein Zusammenhang.»
Ob sich das Bezahl-App-Gnuusch entwirrt, wird sich erst zeigen, wenn alle Schweizer Banken ihre Twint-Version am Start haben. Twint ist in der Anwendung weniger nutzerfreundlich als die sehr einfach gehaltenen Apple Pay und Samsung Pay. Dafür versprechen die Twint-Macher mehr auf den Schweizer Kunden zugeschnittene Möglichkeiten.