Die Geschäftsinhaberin der Berner Firma Allround-Service, Donatella Tobler (32), ist Mutter und unterstützt Mitarbeiterinnen, die nach dem Mutterschaftsurlaub wieder arbeiten wollen. Doch das ist mit Schwierigkeiten verbunden, wie sie BLICK erzählt: «Wir sind ein kleines Unternehmen und kamen wegen der Schwangerschaft einer Mitarbeiterin in grosse Schwierigkeiten.»
Laut der Chefin der Reinigungs- und Hauswartfirma aus Ostermundigen BE ist es in der Reinigungsbranche arbeitsbedingt normal, dass eine Schwangere nicht bis zum Geburtstermin arbeiten kann. Als eine schwangere Mitarbeiterin letzten September, drei Monate vor dem Geburtstermin, krankgeschrieben wurde, zahlte sie ihr den Septemberlohn in Form eines Taggeldes von 80 Prozent aus. Ab Oktober übernahm die kollektive Krankentaggeldversicherung die Zahlung der Taggelder bis zur Geburt Anfang Dezember.
Keine Chance auf Versicherungswechsel
Doch dann habe die Krankentaggeldversicherung per Anfang 2019 die Prämie des Kleinunternehmens von 2,77 Prozent auf 7,77 Prozent erhöhen wollen, sagt Tobler. Die Begründung für den happigen Anstieg: Arbeitgeber und Mitarbeiter müssten je zur Hälfte einen Beitrag zur Sanierung der Kasse leisten. «Es kann nicht sein, dass eine Arbeitsunfähigkeit wegen Schwangerschaft zu einer Prämienerhöhung der Krankentaggeldversicherung führt», kritisiert Tobler.
Damit nicht genug. Die Firmenchefin versuchte bei mehreren Versicherern bessere Konditionen zu finden. Erfolglos: «Wir wurden jeweils schon bei der Offertenanfrage abgelehnt, mit der Begründung, wir hätten einen laufenden Krankheitsfall – also die Schwangerschaft», so Tobler. Wenn die Solidarität bei Krankentaggeldversicherungen so weit gehe, dass ein Arbeitgeber keinen Versicherer mehr finde, nur weil eine Mitarbeiterin schwanger sei, dann sei das skandalös.
Jede Frau, die nach der Geburt unfreiwillig aus dem Arbeitsprozess scheidet, ist ein Armutszeugnis für Schweizer Arbeitgeber. Kündigungen am ersten Arbeitstag nach dem Mutterschaftsurlaub, wie unzählige junge Mütter berichten, sind nicht nur unanständig. Sie sind auch eine ökonomische Dummheit.
De facto entsorgt die Wirtschaft mit den jungen Müttern teuer ausgebildete Arbeitskräfte, die ihr nachher fehlen. Zwar betonen Wirtschaftsverbände inzwischen, dass Mütter produktive Arbeitskräfte seien. Doch vielen Arbeitgebern fehlt der Willen, für Frauen nach der Geburt eine beidseits gute Lösung zu finden.
Zum Glück gibt es Unternehmen wie Nestlé Schweiz, deren Chefin vorlebt, dass die Einstellung und Beförderung von schwangeren Frauen keine Hexerei ist, sondern ein Gewinn.
Alle Mütter, die wollen, sollen mit Kindern zu Hause bleiben können. Aber es ist höchste Zeit, dass Unternehmen ausrechnen, dass es sich lohnt, diejenigen, die gerne arbeiten, weiterzubeschäftigen. Sonst müssen die Unternehmen wie in andern Ländern per Gesetz dazu verpflichtet werden – weil es wirtschaftlich schlicht notwendig ist.
Jede Frau, die nach der Geburt unfreiwillig aus dem Arbeitsprozess scheidet, ist ein Armutszeugnis für Schweizer Arbeitgeber. Kündigungen am ersten Arbeitstag nach dem Mutterschaftsurlaub, wie unzählige junge Mütter berichten, sind nicht nur unanständig. Sie sind auch eine ökonomische Dummheit.
De facto entsorgt die Wirtschaft mit den jungen Müttern teuer ausgebildete Arbeitskräfte, die ihr nachher fehlen. Zwar betonen Wirtschaftsverbände inzwischen, dass Mütter produktive Arbeitskräfte seien. Doch vielen Arbeitgebern fehlt der Willen, für Frauen nach der Geburt eine beidseits gute Lösung zu finden.
Zum Glück gibt es Unternehmen wie Nestlé Schweiz, deren Chefin vorlebt, dass die Einstellung und Beförderung von schwangeren Frauen keine Hexerei ist, sondern ein Gewinn.
Alle Mütter, die wollen, sollen mit Kindern zu Hause bleiben können. Aber es ist höchste Zeit, dass Unternehmen ausrechnen, dass es sich lohnt, diejenigen, die gerne arbeiten, weiterzubeschäftigen. Sonst müssen die Unternehmen wie in andern Ländern per Gesetz dazu verpflichtet werden – weil es wirtschaftlich schlicht notwendig ist.
Mitarbeitende kriegt reduziertes Pensum
Geschäftsleiterin Tobler befürchtet, dass das dazu führe, dass kleine Unternehmen Mitarbeitende bevorzugten, die weniger als 12,5 Stunden die Woche arbeiten, weil diese nicht versichert werden müssten. «Kein Arbeitgeber wird eine Frau im geburtsfähigen Alter anstellen!»
Die Versicherung der Reinigungsfirma, die ÖKK, teilte auf Anfrage mit, zum Fall der Firma Allround-Service mangels Details nichts sagen zu können. Die Firma konnte erst nach der Geburt des Kindes die Versicherung wechseln. Tobler hat der Mitarbeiterin für nach dem Mutterschaftsurlaub ein reduziertes Arbeitspensum angeboten.
Frauen, die nach Geburt des Kindes weiterarbeiten wollen, müssen immer häufiger davon Abstand nehmen. Die Diskriminierungen wegen Schwangerschaft oder Mutterschaft nehmen zu.
1. Teil: Firmen ekeln junge Mütter raus
2. Teil: «Schwangere sind wie eine Seuche»
3. Teil: «Jetzt wehren sich die Mütter»
4. Teil: «Nestlé-Schweiz-Chefin: Ich würde Schwangere einstellen»
5. Teil: «Unternehmerin warnt vor Kosten, die Mütter verursachen»
6. Teil: «Sogar der Gewerbe-Boss ist sauer»
7. Teil: «Was Frauen mit Kindern auf dem Arbeitsmarkt erleben»
Frauen, die nach Geburt des Kindes weiterarbeiten wollen, müssen immer häufiger davon Abstand nehmen. Die Diskriminierungen wegen Schwangerschaft oder Mutterschaft nehmen zu.
1. Teil: Firmen ekeln junge Mütter raus
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