Die Affäre um Angolas Staatsmilliarden erreicht die Schweiz: Die Bundesanwaltschaft führte gestern mit Unterstützung der Bundespolizei Fedpol an mehreren Standorten Hausdurchsuchungen durch. Wie die «Handelszeitung» erfahren hat, unter anderem an der Stockerstrasse in Zürich, wo der Schweiz-Angolaner Jean-Claude Bastos seine Büros hat.
Bastos und dessen Firmengruppe Quantum Global verwalteten bis vor kurzem die Gelder des angolanischen Staatsfonds (FSDEA) sowie Vermögenswerte der dortigen angolanischen Nationalbank (BNA).
Die Milliardenwerte der angolanischen Staatsinstitutionen FSDEA und BNA rücken nun in den Fokus der Schweizer Strafermittler. Die Bundesanwaltschaft hat vergangenen Monat ein Strafverfahren eröffnet wegen des Verdachts der Geldwäscherei gegen unbekannte Täterschaft. «Dieses stehe in Zusammenhang mit möglichen Straftaten gegen das Vermögen der Nationalbank und des Fondo Soberano de Angola», teilt die Bundesanwaltschaft.
Weitere Hausdurchsuchung
Auch die Finanzmarktaufsicht Finma ist im Angola-Fall aktiv geworden, wie Sprecher Tobias Lux gegenüber der «Handelszeitung» erklärt: «Die Finma trifft derzeit Abklärungen im Kontext von Vermögen der angolanischen Nationalbank und des angolanischen Staatsfonds.» Man äussere sich wie üblich nicht zu Namen von betroffenen Instituten.
Nebst Bundesanwaltschaft und Finanzmarktaufsicht seien offenbar noch weitere behördliche Organe im Angola-Fall aktiv, sagt Sprecher Anthony Brovarone. Anlässlich der Rechtshilfe unter Behörden habe die Bundesanwaltschaft Kenntnis davon erhalten, dass eine andere Behörde am gleichen Tag Hausdurchsuchungen durchführte.
Über deren Verfahren könne man keine Auskunft erteilen. Das Bundesamt für Justiz erklärt auf Anfrage der «Handelszeitung», dass kein Rechtshilfeersuchen in der Sache aus dem Ausland eingegangen sei. Die Schweizer Behörden ermitteln also auf eigene Initiative im Angola-Fall.
Schweizer Wirtschaft im Bett mit Bastos
Pikant: Ob SBB-Verwaltungsrätin Monika Ribar, Ex-Bundesrätin Ruth Metzler, Starwerber Frank Bodin oder der ehemalige UBS-Chef Marcel Rohner: Sie alle haben Jean-Claude Bastos in seinen Firmen als Verwaltungsräte oder Beiräte zur Seite gestanden.
Die hiesigen Topmanager wollen das Engagement für den umtriebigen Schweiz-Angolaner allerdings nicht an die grosse Glocke hängen. Keine Zeile findet sich im CV von Ruth Metzler zum langjährigen Beiratsmandat bei Bastos Zuger Finanzgruppe Quantum Global. Auch SBB-Frau Monika Ribar weist 2015 ihr VR-Mandat für Capoinvest, Bastos Hafengesellschaft auf den Britisch Virgin Islands, ohne den Offshore-Firmensitz aus.
Bereits 2009 bestand Geldwäscherei-Verdacht
Es ist nicht das erste Mal, dass Angola in den Fokus der Bundesanwaltschaft gerät. Ab Frühjahr 2009 ermittelte die Bundesanwaltschaft gegen José Filomeno dos Santos, den Sohn des damaligen Staatspräsidenten und späteren Präsidenten des Staatsfonds FSDEA. Es ging um den Verdacht auf Geldwäscherei. Auslöser war ein Hinweis der Meldestelle für Geldwäscherei des Bundes auf drei Konten bei einer Bank in Zürich. Es handelte sich um Gelder einer Gesellschaft mit Sitz in Panama, an denen Präsidentensohn dos Santos wirtschaftlich berechtigt war.
Die Bundesanwaltschaft sperrte damals die Schweizer Dos-Santos-Konten, weil Korruptionsverdacht bestand. Der Nachweis, dass die Vermögenswerte verbrecherischer Herkunft sind, konnte aber nicht erbracht werden, so dass das Verfahren 2012 wieder eingestellt wurde. (zas)