Bei der Eröffnung des ersten eigenständigen Karma-Ladens war Coop-Chef Joos Sutter persönlich anwesend. Danach begann die Leidensgeschichte. Ein Ableger in Zürich kam nicht in die Gänge und musste wieder schliessen. Ein geplanter Store in Fribourg wurde nie realisiert. Blieb also einzig der Ableger in der Zentralschweiz.
Bis jetzt. Coop wird in Bern den zweiten Karma-Shop der Schweiz eröffnen, wie lokale Medien berichten. Der Laden zieht dort ein, wo bislang teure Zeitmesser verkauft wurden: in die edlen Detailhandelsflächen des Luxushotels Schweizerhof. Vormieter war der Schmuck- und Uhrenhändler Gübelin. 51 Jahre war das Unternehmen eingemietet.
Die Lage ist entscheidend
15 Mitarbeitende sollen dereinst im Berner Karma-Shop beschäftigt sein. Die Verkaufsfläche beläuft sich auf 170 Quadratmeter. Im Angebot sollen auch frische Sandwiches und Smoothies sein – neben dem Standard-Karma-Angebot.
Für das Convenience-Format sind das gute Nachrichten. Es hatte zuletzt das Nachsehen im internen Kampf um die besten Detailhandelsflächen. Coop setzte stärker auf Läden à la Sapori d'Italia, wo es Amaretti, Biscotti und Pasta gibt. Rasant zugenommen hat auch die Zahl der Zopf-&-Zöpfli-Ableger.
Gute Flächen sind rar. Hochfrequentierte Lagen an Bahnhöfen noch seltener. Aber genau das ist offensichtlich notwendig für ein Überleben eines eigenständigen Karma-Shops. Der Ableger in Zug ist direkt am Bahnhof – und damit an einer der beliebtesten Lagen.
Der gescheiterte Karma-Store in Zürich dagegen war im Untergeschoss des Shopping-Centers Letzipark in Altstetten. Für Detailhändler ist der Standort ungefähr so sexy wie die Schwiegermutter in Spitzenwäsche.
Starkes Marktwachstum
Jetzt also Bern. In den Schweizerhof-Passagen. Der Bahnhof ist nur wenige Meter weg, das ebenfalls auf Vegetarismus und Veganismus ausgerichtete Tibits in Sichtweite. Wichtiger aber: Karma bedient eine wachsende Schar an Kunden.
Der Markt für vegetarische und vegane Produkte entwickelt sich stark. Laut dem Marktforscher Euromonitor stieg beispielsweise der schweizweite Umsatz mit Milch-Alternativen von 5,7 Millionen Franken im Jahr 2014 auf 7,5 Millionen Franken im Jahr 2019 an.
Beeindruckend auch die Zahlen zu Fleisch-Alternativen: Wurden damit vor sechs Jahren schweizweit 13,6 Millionen Franken umgesetzt, waren es 2019 rund 17,1 Millionen. In drei Jahren dürften es laut Euromonitor-Prognosen bereits 23 Millionen Franken Umsatz sein. (ise)