USA - Iran
Abschuss von US-Drohne verschärft Iran-Konflikt deutlich

Mit dem Abschuss einer amerikanischen Aufklärungsdrohne und dem Streit über ihren Abschussort spitzt sich der Konflikt zwischen den USA und dem Iran zu. Die USA behaupten, das unbemannte Fluggefährt sei über internationalen Gewässern getroffen worden.
Publiziert: 21.06.2019 um 05:35 Uhr
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Aktualisiert: 21.06.2019 um 09:28 Uhr
US-Präsident Donald Trump will die Reaktion der USA auf den Abschuss einer Drohne durch die Islamische Republik Iran bald deutlich machen.

Der Iran legte am Donnerstag nach eigener Darstellung sichere Beweise dafür vor, dass die Drohne über iranischem Hoheitsgebiet flog. Es geht offenbar um nur wenige Kilometer.

US-Präsident Donald Trump lud am Donnerstag (Ortszeit) die Spitzenvertreter des Parlaments beider Parteien ins Weisse Haus ein, um sie über die Situation zu unterrichten. Der republikanische Senator Lindsey Graham hatte zuvor erklärt, die Gefahr einer militärischen Auseinandersetzung mit dem Iran sei deutlich gestiegen.

Auf die Frage nach einer militärischen Konfrontation sagte Graham: «Wir sind heute viel näher dran als gestern, und nur Gott weiss, was morgen bringt.» Der Fraktionschef der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, sagte nach dem Treffen: «Der Präsident mag einen Krieg mit dem Iran nicht beabsichtigen, aber wir sind besorgt, dass er und seine Administration in einen Krieg hineinrutschen könnten.»

Wo wurde die Drohne abgeschossen?

US-Präsident Trump sagte am Donnerstag mit Blick auf den Iran: «Sie haben einen sehr schweren Fehler gemacht.» Es sei «wissenschaftlich dokumentiert», dass die Drohne in internationalem Luftraum geflogen sei. Der iranische Aussenminister Jawad Sarif schrieb dagegen auf Twitter, man werde den Fall vor die Vereinten Nationen bringen «und zeigen, dass die Vereinigten Staaten lügen».

Nach Angaben des US-Zentralkommandos Centcom, das die Truppen im Nahen Osten führt, wurde die Drohne vom Typ «RQ-4A Global Hawk» in der Nacht zu Donnerstag über der Strasse von Hormus von einer iranischen Boden-Luft-Rakete abgeschossen.

Trump liess zunächst offen, wie die USA reagieren werden. «Das werden Sie bald herausfinden», sagte Trump vor Journalisten im Weissen Haus. Trump und die iranische Führung haben in der Vergangenheit betont, dass sie keinen Krieg wollen. Trump hatte im vergangenen Monat aber mit dem «offiziellen Ende des Irans» gedroht, sollte die Führung in Teheran «kämpfen» wollen.

Der Chef der iranischen Revolutionsgarden betonte, der Iran wolle mit niemandem Krieg, sei aber auf jeden militärischen Konflikt vorbereitet. Die «rote Linie» des Irans seien dabei seine Grenzen. «Jeder, der die überschreitet, wird zerstört und auch nicht mehr (in sein Land) zurückkehren», sagte General Salami nach Angaben des IRGC-Webportals.

US-Luftwaffengeneral Joseph Guastella sagte am Donnerstag, die Drohne sei rund 34 Kilometer von der Küste Irans entfernt und damit in internationalem Luftraum gewesen. Der iranische Aussenminister Jawad Sarif veröffentlichte Koordinaten zum Abschuss, die zwar vor der Küste, aber innerhalb Irans Hoheitsgewässern liegen. «Wir haben die Überreste der US-Drohne in unseren Gewässern geborgen», twitterte Sarif am Donnerstagabend.

Das US-Verteidigungsministerium veröffentlichte am Donnerstag eine Karte, welche die Flugroute der Drohne zeigen soll. Demnach flog die Drohne nicht über iranische Hoheitsgewässer. Veröffentlicht wurde auch ein Foto mit den angeblichen Koordinaten zum Zeitpunkt des Abschusses.

Ein Risiko für US-Passagierflugzeuge

Die Koordinaten weichen von denen ab, die zuvor der iranische Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif veröffentlicht hatte. US-Passagierflugzeuge dürften zudem bis auf Weiteres nicht den vom Iran kontrollierten Luftraum über dem Persischen Golf und dem Golf von Oman durchqueren, teilte die US-Luftfahrtbehörde am Donnerstag (Ortszeit) mit. «Erhöhte militärische Aktivitäten und verschärfte politische Spannungen» würden ein «Risiko» für US-Zivilflugzeuge darstellen.

Der Luftraum eines Landes erstreckt sich nach Uno-Angaben über dessen Landmasse und gegebenenfalls über dessen Hoheitsgewässer, die bis zu zwölf nautische Meilen (22,2 Kilometer) vor die Küste reichen. Die Koordinaten, an denen die Drohne laut Sarif angegriffen wurde, liegen rund 15 Kilometer vor dem nächsten Punkt an der iranischen Küste. Auf einer Pentagon-Karte ist die Markierung für die Absturzstelle deutlich weiter von der Küste des Landes entfernt.

Die Strasse von Hormus ist eine der wichtigsten Seestrassen überhaupt. Sie verbindet die ölreiche Golfregion mit dem offenen Meer. Über die Strecke läuft ein grosser Teil des weltweiten Öltransports per Schiff. Erst vergangene Woche hatten Angriffe auf zwei Öltanker in der Region die Spannungen den USA und dem Iran erheblich angeheizt. Ausgangspunkt der jüngsten Spannungen war der einseitige Austritt der USA aus dem gemeinsamen Atomabkommen mit dem Iran vor rund einem Jahr. Die übrigen Parteien des Abkommens, neben dem Iran die EU, Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, China und Russland - sind weiterhin dabei.

Weitere US-Truppen im nahen Osten

Mit dem Abschuss der US-Drohne demonstrierte der Iran - der über das russische Raketenabwehrsystem S-300 verfügt - auch seine militärischen Fähigkeiten. Die Global-Hawk-Drohne ist nach Angaben des Herstellers Northrop Grumman für den Einsatz in extrem hohen Flughöhen konstruiert. Die Drohne kann bis zu 19,8 Kilometer hoch fliegen - deutlich höher als Verkehrsflugzeuge. Das unbemannte Flugzeug ist knapp 15 Meter lang und hat eine Spannweite von 40 Metern. Zum Vergleich: Eine Boeing 737-700 kommt auf gut 33 Meter Länge und eine Spannweite von knapp 36 Metern.

Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran nehmen seit Monaten zu. Erst am Montag hatte das Pentagon angekündigt, weitere 1000 Soldaten in den Nahen Osten zu schicken, um US-Truppen und nationale Interessen der USA in der Region zu schützen. Bereits Ende Mai hatten die USA ihre Truppen im Nahen Osten wegen der «anhaltenden Bedrohung» durch iranische Kräfte um 1500 Soldaten verstärkt.

Der Iran hatte wiederum am Montag angekündigt, dass er bereits am Donnerstag kommender Woche eine im internationalen Atomabkommen mit dem Land festgelegte Obergrenze für Vorräte mit niedrig angereichertem Uran überschreiten werde. Zudem erklärte die Islamische Republik, umgehend bereit zu sein, auch das Anreicherungslimit von 3,67 Prozent zu brechen. Für Atombomben ist allerdings ein Anreicherungsgrad von 90 Prozent notwendig, wovon der Iran derzeit weit entfernt ist.

(SDA)

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