Am Austragungsort waren 173'000 Zuschauer, im Internet noch einmal 43 Millionen, als im März das Saisonfinale der Intel Extreme Masters (IEM) im polnischen Katowice stattfand. Seitdem gelten die IEM als grösster Anlass für elektronischen Sport, der jemals stattgefunden hat. Die Turnierreihe ist die weltweit höchste Spielklasse für Computerspiele vom Typus Counter-Strike, World of Warcraft oder Overwatch.
Mammut-Events wie den in Katowice hat die Schweizer Szene nicht zu bieten. Doch auch hier tut sich etwas: Schweizer Computerspiel-Duelle sind möglicherweise schon bald im Privatfernsehen zu sehen.
«Aktuell gibt es Überlegungen für ein Format auf MySports, dem neuen Sportsender mit Steffi Buchli», sagt Bernard Strapp, Sprecher des Kabelnetzbetreibers UPC, zu SonntagsBlick. Auch Swisscom-Tochter Teleclub erwägt, ins Geschäft einzusteigen. «Wir beobachten die Entwicklung dieser Mischform aus Computerspiel und physischen Fähigkeiten. Im Herbst werden wir über Angebote beim Teleclub entscheiden», sagt Claudia Lässer (40), Leiterin der Sportprogramme des Pay-TV-Senders.
E-Sport is Big Business
E-Sport ist ein Begriff für Spiele, die über Computer oder Konsolen betrieben werden. Schon jetzt fördert UPC den elektronischen Sport. Mit einem Partner betreibt sie die Webseite www.esports.ch, ein Forum für die Schweizer Gamer-Szene. «Wir wollen uns möglichst früh im Thema positionieren. Denn die E-Sportler sind grundsätzlich jung und damit eine attraktive Zielgruppe», so UPC-Sprecher Strapp.
Genauer: E-Sport ist Big Business! Coca-Cola, Red Bull oder auch Audi sponsern E-Sport-Mannschaften.
2014 kaufte der Internet-Gigant Amazon für fast eine Milliarde Dollar die Live-Gaming-Webseite Twitch. Die Electronic Sports League mit rund einer Million Mannschaften weltweit – sie gehört dem schwedischen Medienkonzern Modern Times Group – überträgt Spiele über Twitch, aber auch über Youtube. Gamen gilt als die am schnellsten wachsende Sportdisziplin der Welt. In asiatischen Ländern sind erfolgreiche Gamer Superstars und erzielen Millionensaläre. Der US-Sportsender ESPN hat sogar einen eigenen E-Sports-Kanal.
Im Vergleich dazu geht es in der Schweiz beschaulich zu. Aber auch hierzulande haben rund 800'000 Menschen einen Online-Spiel-Account. Fussballklubs wie St. Gallen, Basel oder Lausanne-Sport haben Zocker unter Vertrag, die sie an Computer-Fussballspiel-Turnieren vertreten.
Präsenz im Fernsehen wäre willkommen
Cédric Schlosser (24) hofft, das Potenzial in der Schweiz abzuschöpfen. Der Gründer und Geschäftsführer der Schweizer E-Sport-Agentur MYI Entertainment verfolgt das Ziel, die Schweizer E-Sport-Szene zu entwickeln und zu professionalisieren.
«Es ist wie beim Tennis: Schweizer schauen gerne Grand Slams, aber nicht unbedingt Interclub-Niveau», sagt Schlosser.
Um die hiesige Szene zu entwickeln, brauche es eine funktionierende Liga und Sichtbarkeit – Präsenz im Fernsehen wäre da hochwillkommen. Schlosser: «Es gibt nur ein paar wenige Schweizer Profis. Die spielen in Teams im Ausland. In der Schweiz selbst haben die Spieler Nebenjobs.»
Sein Wunsch ist es, ein grosses internationales Turnier in die Schweiz zu holen. «Das würde viel helfen.»Die Privatsender könnten dabei die Rolle der Entwicklungshelfer spielen. UPC-Sprecher Bernard Strapp sagt: «Wir möchten die E-Sport-Szene, weitere Unternehmen und Sportverbände zusammenbringen. Mit jedem grossen Player steigt die Aufmerksamkeit.»