Er sieht sich als einer, der suchte. Immer sei er neugierig gewesen. «Ich gehe wahrscheinlich in die Geschichte ein – falls dies überhaupt notwendig ist – als einer, der vorausgedacht hat», sagt Stephan Schmidheiny (72) in der «NZZ am Sonntag». Sei es in der Asbest-Problematik, in Umwelt- oder Klimafragen. «Ich war immer etwas schneller als die andern.»
Vor fast zwei Jahrzehnten wurden in Italien Asbest-Klagen gegen den ehemaligen Eternit-Chef lanciert. «Am Anfang dachten wir, es gehe um Recht, um Fakten, um Gerechtigkeit. Dieser Glaube ist im Lauf der Zeit verflogen. Das hat mich lange sehr belastet», so Schmidheiny, der noch heute juristisch verfolgt wird. «Ich habe nicht vor, ein italienisches Gefängnis von innen anzuschauen.» Er gehe davon aus, dass seine Leistungen am Schluss «korrekt beurteilt» werden, er dereinst frei gesprochen werde.
Er habe sich in der Riesenfirmenkrise der 70er-Jahre nichts vorzuwerfen. Man habe alles Mögliche und Zumutbare auf dem Stand der damaligen Erkenntnisse unternommen, um das Asbest-Problem zu lösen. «40 Jahre später wird man als Massenmörder angeklagt und über Jahrzehnte verfolgt. So ist das Leben.»
Schmidheiny: «Greta macht das gut»
Der heute in Hurden SZ wohnhafte Schmidheiny beginnt sich in den 90er-Jahren als Philanthrop und Umweltschützer zu betätigen, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Die laut Schmidheiny effizienteste Massnahme gegen den Klimawandel? «Weniger Fleisch essen. Das bringt viel mehr als Flugscham.» Und sowieso: «Solar statt Kohle – man muss es nur wollen.»
Schmidheiny findet, dass Umweltaktivistin Greta Thunberg es gut mache. «Sie trägt dazu bei, dass sich die Leute des Problems bewusst sind.» Im Kampf gegen den Klimawandel müsse man Gas geben. «Es wird mit dem Klima schneller schlimmer, als sich das die Leute vorstellen können. Das wird eine Disruption sein für unsere ganze Art zu leben, für unsere Wirtschaft und Gesellschaft», sagt Schmidheiny.
Er sei optimistisch in dem Sinn, dass man mit dem Klimawandel besser umgehen könne, als man meine. Aber er warnt: «Wenn wir eine ökologische Diktatur verhindern wollen, müssen wir jetzt Alternativen entwickeln, die so gut und preiswert sind, dass die Leute sie auch wollen.» Ökologische Diktatur? «Die Grünen rufen immer nach Geboten, Verboten und Restriktionen. Ich glaube einfach nicht daran», sagt Schmidheiny.
Er unterstütze nachhaltige Projekte seit 30 Jahren über seine Stiftung Avina. Eine seiner neuesten Investitionen sei die Firma Planted. Das ist ein ETH-Spin-off, das künstliches Hühnerfleisch herstellen will. (uro)