Die Serafe AG übernimmt künftig das Inkasso der Radio- und TV-Gebühren in der Schweiz. Das gab das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) heute bekannt. Serafe, gegründet am 26. September 2016, ist eine Tochterfirma der Secon AG mit Sitz in Fehraltorf ZH. Inhaber und Verwaltungspräsident ist Werner Krauer (51). Über ihn gibt es praktisch keine Informationen. «Ich bin jemand, der nicht das Rampenlicht in der Öffentlichkeit oder in sozialen Medien sucht», sagt Krauer zu BLICK.
Der Unternehmer erfuhr heute um 8.15 Uhr am Telefon vom Zuschlag. Philipp Metzger (52), Direktor des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom), überbrachte Krauer die frohe Kunde: «Ich bin fast vom Bürostuhl geflogen», erzählt dieser. Krauer hatte erst Ende März mit dem Entscheid gerechnet. «Dann habe ich Gänsehaut bekommen», so der Secon-Hauptaktionär weiter.
«37 neue Vollzeitstellen»
Seine Firma, die jährlich vier Millionen Franken umsetze und sehr profitabel sei, mache mit dem Gewinn der Ausschreibung einen Riesensprung nach vorne. «Für den Auftrag benötigen wir 37 neue Vollzeitstellen für unser Tochterunternehmen Serafe», sagt Krauer. Diese kämen nun peu à peu zu den bestehenden 18 Secon-Mitarbeitern hinzu. Es sei auch schon klar, welche Leute man an Bord hole.
Am 1. Juli beginne Serafe, das Projekt für das Einziehen der Rundfunk- und TV-Gebühren aufzugleisen. Ab 2019 erhalten Schweizer Haushalte die erste Rechnung für die Empfangsgebühren von der neuen Dienstleisterin.
Vizepräsident von Secon ist Martin Leutenegger (51), geboren in Glarus. Von 2001 bis 2008 sass Leutenegger für die FDP im Landrat, zuletzt als Präsident der FDP-Fraktion. Er wollte für This Jenny (†62) in den Ständerat nachrücken. Karriere machte Martin Leutenegger bei der Electrolux Schwanden.
Heute ist Leutenegger Chef und Inhaber von Leutenegger Consulting. Seit 2008 ist er auch Präsident des Verwaltungsrats der Glarner Kantonalbank.
Secon bislang in der Versicherungsbranche aktiv
Laut Handelsregister wurde Secon im Oktober 1979 gegründet. Zu den Firmenkunden zählen wenige grosse Krankenkassen wie Helsana, Atupri und mehrere kleinere Versicherer wie Provita, Klug oder die Krankenkasse Wädenswil ZH.
Jährlich druckt und verschickt Krauers Unternehmen im Auftrag seiner Kunden laut eigenen Angaben mehrere Millionen Rechnungen und Mahnungen. Die Erhebungsstelle darf gemäss den Vorgaben des Radio- und Fernsehgesetzes keine anderen wirtschaftlichen Tätigkeiten als das Inkasso der Radio- und TV-Gebühren ausüben. Das ist der Grund für die Gründung der Tochter Serafe, die als einzige Aufgabe die Erhebung der Abgabe wahrnehmen wird.
Kann Serafe mit vier Mal weniger Personal als die Billag diese Aufgabe schultern? «Natürlich», sagt Krauer. «Wir können unseren neuen Auftrag sehr gut bewältigen.» Zum einen entfielen künftig ja die ganzen Hausbesuche, die die Billag noch machen muss. Zum anderen habe man die Ausschreibung nur für die Privathaushalte gewonnen. Das Firmeninkasso werde durch die Steuerbehörde erledigt, sagt Krauer.