Trendforscherin Christine Schäfer über sinkenden Konsum
«Immer mehr verzichten ganz auf Fleisch»

Christine Schäfer (28), Food-Forscherin am Gottlieb Duttweiler Institut, sagt, warum die Konsumenten vermehrt auf das Tierwohl achten und wie Start-ups den traditionellen Fleischherstellern den Markt streitig machen.
Publiziert: 27.04.2018 um 19:39 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2018 um 13:57 Uhr
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Fleischkonsum 1987: 61,6 Kilo öpro Kopf und Jahr.
Foto: PHILIPPE ROSSIER
Bianca Lüthy

BLICK: Frau Schäfer, warum ist der Fleischkonsum seit Jahren rückläufig? 
Christine Schäfer: Bei den Konsumenten wächst das Bewusstsein dafür, welchen Einfluss wir mit unserem Verhalten haben. Die Fleischproduktion ist sehr ressourcenintensiv, setzt grosse Mengen Treibhausgase frei und stellt das Tierwohl oft hinter die Profitmaximierung. Viele Konsumenten wollen aus diesen Gründen ihren Fleischkonsum reduzieren oder verzichten ganz darauf. Sie steigen auf vegetarische oder vegane Ernährung um. Auch die eigene Gesundheit spielt eine Rolle.

«Es drängen immer mehr Alternativen zu herkömmlichem Fleisch auf den Markt, die fast gleich schmecken, aber weniger Ressourcen brauchen und wofür keine Tiere sterben müssen», sagt Christine Schäfer (28), Food-Forscherin am Gottlieb Duttweiler Institut.
Foto: Sandra Blaser

Woher kommt dieses Umweltbewusstsein?
Es hängt stark mit den heute erhältlichen Informationen zusammen. Wir haben mit ein paar Klicks Zugriff auf Umwelt- und Gesundheitsthemen. Wir können uns einfacher informieren, werden für Probleme sensibilisiert und können so unser Verhalten anpassen.

Welchen Einfluss haben die sozialen Medien?
Die Konsumenten können sich einfach und direkt austauschen. Gerade auf Instagram ist der Fitnesstrend sehr präsent. Influencer und Fitnessblogger leben einen gesunden und fitten Lebensstil vor, dem viele nacheifern.

Welche Folgen hat der sinkende Fleischkonsum für die Industrie?
Es drängen Alternativen auf den Markt, die fast gleich schmecken, aber weniger Ressourcen brauchen und wofür keine Tiere sterben müssen. Forscher haben eine Methode entwickelt, um Fleisch aus Stammzellen zu züchten. Andere Start-ups wollen aus pflanzlichen Proteinen tierische Produkte kreieren. Sie können die Fleischindustrie stark unter Druck zu setzen.

Wie wird sich der Fleischkonsum entwickeln?
Bis wir gar kein Fleisch mehr essen, wird es eine ganze Weile dauern. Wir werden aber bewusster konsumieren. Wir versuchen, weniger Fleisch zu essen – und falls doch dann solches, das einem höheren Standard entspricht. Bio, aus der Region, Freilandhaltung, ohne Kraftfutter oder Antibiotika.

"Wir werden aber bewusster konsumieren. Wir versuchen, weniger Fleisch zu essen – und falls doch dann solches, das einem höheren Standard entspricht", sagt Christine Schäfer (28).
Foto: GastroSuisse
So gesund ist Fleisch wirklich

Der menschliche Körper braucht zum Aufbau und Erneuern der Körperzellen regelmässig Nahrung, die Protein enthält. Das muss aber nicht zwingend Fleisch sein. Eier, Tofu und Käse enthalten genauso Eiweiss. Der Proteingehalt variiert hierbei stark, sodass 30 Gramm Halbhartkäse, 200 Gramm Hüttenkäse oder drei Eier der Proteinzufuhr entsprechen, die in 120 Gramm Fleisch, Fisch oder Geflügel enthalten ist.

Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) empfiehlt, wöchentlich zwei- bis dreimal Fleisch inklusive Fisch und Geflügel zu konsumieren und die Portionengrösse von 120 Gramm zu berücksichtigen. Beim Kauf von Fleisch sollte man laut SGE darauf achten, Produkte aus der Region zu kaufen. Auch Biofleisch wird empfohlen, da es keine leistungsfördernden Antibiotika enthält.

In der Schweiz ist es seit 20 Jahren verboten, Hormone und Antibiotika zur Leistungsförderung in der Fleischproduktion zu verwenden. Bei ausländischem Fleisch können solche Stoffe aber durchaus zum Einsatz kommen. Gesundheitlich bedenklich ist, dass Menschen durch einen übermässigen Verzehr Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln können.

Aber auch bei Fleisch aus biologischer Produktion können Antibiotika zum Zug kommen – jedoch ausschliesslich zu medizinischen Zwecken. Die Bio-Viecher dürfen dann so lange unter Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Absetzzeiten nicht geschlachtet werden, bis sich die Antibiotika abgesetzt haben. Sven Zaugg und Bianca Lüthy 

Der menschliche Körper braucht zum Aufbau und Erneuern der Körperzellen regelmässig Nahrung, die Protein enthält. Das muss aber nicht zwingend Fleisch sein. Eier, Tofu und Käse enthalten genauso Eiweiss. Der Proteingehalt variiert hierbei stark, sodass 30 Gramm Halbhartkäse, 200 Gramm Hüttenkäse oder drei Eier der Proteinzufuhr entsprechen, die in 120 Gramm Fleisch, Fisch oder Geflügel enthalten ist.

Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) empfiehlt, wöchentlich zwei- bis dreimal Fleisch inklusive Fisch und Geflügel zu konsumieren und die Portionengrösse von 120 Gramm zu berücksichtigen. Beim Kauf von Fleisch sollte man laut SGE darauf achten, Produkte aus der Region zu kaufen. Auch Biofleisch wird empfohlen, da es keine leistungsfördernden Antibiotika enthält.

In der Schweiz ist es seit 20 Jahren verboten, Hormone und Antibiotika zur Leistungsförderung in der Fleischproduktion zu verwenden. Bei ausländischem Fleisch können solche Stoffe aber durchaus zum Einsatz kommen. Gesundheitlich bedenklich ist, dass Menschen durch einen übermässigen Verzehr Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln können.

Aber auch bei Fleisch aus biologischer Produktion können Antibiotika zum Zug kommen – jedoch ausschliesslich zu medizinischen Zwecken. Die Bio-Viecher dürfen dann so lange unter Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Absetzzeiten nicht geschlachtet werden, bis sich die Antibiotika abgesetzt haben. Sven Zaugg und Bianca Lüthy 

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