Französische Bürokratie schlägt gnadenlos zu
Formfehler verzögert Franz-Carl-Weber-Deal

Es sah ganz danach aus, als ob das traditionsreichste Spielwarengeschäft des Landes neue Besitzer bekäme. Schweizer sollten das Ruder übernehmen, darunter Digitec-Gründer Marcel Dobler. Kaum war die Nachricht draussen, kam der Rückzug der Meldung. Schuld daran ist die französische Bürokratie.
Publiziert: 20.07.2018 um 04:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:54 Uhr
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«Nehme nächste Woche Stellung» - Dobler postete dieses Foto am 13. Juli auf Twitter.
Foto: Twitter
Julia Fritsche und Patrik Berger

Der Spielwarenhändler Franz Carl Weber erhält neue Besitzer: Heute Nacht war das Gerücht über einen Management-Buy-Out der Traditionsmarke ganz kurz Tatsache. Die Nachrichtenagentur SDA meldete, dass neben dem CEO Yves Burger der Mitgründer von Digitec und FDP-Nationalrat Marcel Dobler sowie der deutsche Spielwarenhersteller Simba Dickie je ein Drittel am «Franzki» übernehmen.

Rund zwei Stunden später herrschte dann plötzlich grosse Verwirrung: Franz Carl Weber zieht seine Medienmitteilung gemäss Angaben der Wirtschaftsagentur AWP zurück. Kams in letzter Minute zum grossen Knall? Haben sich die zukünftigen Geschäftspartner verkracht?

«Administrativer Formfehler»

Kurz vor Mittag dann wird klar, warum der Deal noch nicht in trockenen Tüchern ist. «Aufgrund eines administrativen Formfehlers in den Dokumenten konnte gestern in Paris nicht alles unterzeichnet werden», sagt Sprecherin Suzanne Nievergelt auf Anfrage von BLICK.

Offenbar haben die Verantwortlichen die Tücken der französischen Bürokratie unterschätzt. In den Verträgen seien wenige Kleinigkeiten wie Klammern nicht korrekt geschrieben worden. Das hat Folgen: Jetzt müssen die Verträge neu aufgesetzt werden. Dann geht es erneut in die französische Hauptstadt zur Vertragsunterzeichnung.

Nach dem Mittag meldet sich auch Marcel Dobler zu Wort: «Frankreich, Fussball- und Bürokratieweltmeister!», kommentiert er kurz und knapp aus den Ferien den vertagten Deal. Das Emoji eines Affen mit den Händen vor den Augen zeigt, was Dobler vom Ganzen hält.

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Nächste Woche gibt es mehr Infos

Am Morgen brach wegen der paar Satzzeichen bei allen Beteiligten grosse Hektik aus. So war die PR-Zuständige von Franz Carl Weber um 9 Uhr gemäss Auskunft ihres Büros in einer Sitzung – eine eiligst einberufene Krisensitzung wohl.

Weiteres zu den Zukunftsplänen von Franz Carl Weber ist momentan nicht zu erfahren. Gerne hätte BLICK gewusst, was der Deal gekostet hat, was mit den Filialen in der Schweiz passiert, ob sich die Angestellten Sorgen um ihren Job machen müssen. Und ob Franz Carl Weber künftig voll auf Online-Kanäle setzt. Die Firma schweigt eisern. Erst am 26. Juli soll es Neuigkeiten geben. Bis dann sind hoffentlich alle Verträge unterschrieben – mit korrekten Satzzeichen.

Französischer Besitzer in Geldnöten

Was steht auf dem Spiel? Ursprünglich hiess es, dass eine Investorengruppe rund um Burger von der französischen Ludendo Gruppe 100 Prozent des Aktienkapitals der Franz Carl Weber AG übernommen habe. Damit ermögliche man den unternehmerischen Fortbestand auf einer vollständig unabhängigen Basis, führte die Mitteilung weiter aus.

Offenbar liefen die Kaufverhandlungen mit der in Nachlassstundung befindlichen Ludendo Gruppe seit Januar.

Mit Marcel Dobler holt sich FCW einen Online-Profi in Boot. Der Mitgründer des Onlinehändlers Digitec und FDP-Nationalrat Marcel Dobler tritt als Investor auf. Über einen Einstieg Doblers wurde spekuliert, weil gemäss dem Handelsregister des Kantons Zug anfangs Juli in Baar eine Firma mit Namen FCW Group gegründet wurde.

Am 13. Juli postete Dobler selber ein Ferienföteli aus dem Pool, auf dem neben seinem durchtrainierten Body auch ein Logo des Franz Carl Webers – ein veraltetes nota bene! – prangt. Dazu steht: «Zur Zeit nehme ich meine Ferien gerade sehr ernst! Gerne nehme ich zu den Gerüchten rund um den Franz Carl Weber in der nächsten Woche Stellung. Bis dann sende ich sonnige Grüsse aus dem Mittelmeer.»

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Ein möglicher Verkauf steht seit Längerem zur Diskussion, da der Besitzer von Franz Carl Weber, die französische Ludendo Gruppe, in finanziellen Schwierigkeiten geriet.

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