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Tödliches Risiko durch «Lisa»
SBB-Arbeiter warnen vor neuem Rangier-Gerät

Die SBB haben ein neues Problem. Es heisst «Lisa» und soll in Zukunft den Rangierern bei der Arbeit helfen. Doch noch funktioniert das Gerät nicht zuverlässig. Ein gefährlicher Umstand, wie der Rangierpersonalverband sagt. Die SBB sollen den Einsatz stoppen.
Publiziert: 06.12.2019 um 15:30 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2019 um 15:54 Uhr
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Das Gerät heisst Lisa. Die Abkürzung steht für «Light and Integrated Shunting Accessory». «Shunt» ist der englische Begriff für rangieren.
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Julia Fritsche

Unregelmässigkeiten, Beinahe-Unfälle und sogar Unfälle – all das soll ein SBB-Gerät namens «Lisa» verursachen. Und trotzdem steht das «mobile Endgerät für die digitale Rangierkommunikation» weiter im Einsatz. Diesen Umstand prangert in der «Zeitung des SEV» der Zentralausschuss des Unterverbands des Rangierpersonals an. Es sind nämlich die Rangierer, die mit dem Gerät arbeiten. «Lisa» soll in Zukunft die bisher analogen Funkgeräte ablösen.

«Lisa» steht übrigens für «Light and Integrated Shunting Accessory» («to shunt» ist das englische Verb für rangieren).

Der Personalverband fordert im Artikel die SBB nun auf, den «Einsatz vom Funk Lisa sofort zu stoppen». Die Mängel des Geräts würden die Sicherheit der Mitarbeiter gefährden. Das Problem seien Verbindungsunterbrüche. Die Folge davon sind Unfälle. «Dass diese bisher keine Schwerverletzten oder gar Todesopfer gefordert haben, ist ein glücklicher Zufall», heisst es weiter.

Bereits einmal ein Verbot

Ein solcher Unfall passierte im Oktober 2019 im Bahnhof Buchs SG. Damals kam es zu grossem Sachschaden. Laut der «SEV Zeitung» war die Ursache offenbar ein automatisches Update an einem Gerät. Zwei Jahre zuvor kam es in Rümlang ZH zu einem Vorfall. Im Anschluss daran gab es durch die SBB-Cargo-Leitung ein dreimonatiges Einsatzverbot für den Funk Lisa. Jetzt fordert die Gewerkschaft ein neues Verbot, solange die Probleme weiterbestehen. Es sei für das Personal unzumutbar, mit Lisa weiterzuarbeiten.

Auf BLICK-Anfrage zeigen sich auch die SBB unzufrieden mit der Zuverlässigkeit der Funkverbindung. Das Bahnunternehmen gibt zu, «die notwendigen Verbesserungen bisher zu wenig konsequent an die Hand genommen» zu haben. Man nehme die Forderungen der Rangierer-Gewerkschaft aber ernst und sei aktiv geworden. Zum einen wurde Anfang November eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Zum anderen hätten sie Vertretern der Bahnpersonal-Gewerkschaft letzte Woche aufgezeigt, welche Massnahmen bereits eingeleitet worden seien.

«Kann zu Fehlern führen»

Was tun die SBB konkret? Unter anderem sensibilisieren sie die Mitarbeiter, wie ein Sprecher erklärt: «Wir weisen die Mitarbeitenden darauf hin, bei Funkunterbruch oder Unsicherheiten betreffend Funkverbindung die Rangierfahrt sofort zu stoppen.» Zu den insgesamt sieben Massnahmen gehört auch, dass die SBB den Rückbau des analogen Funknetzes, für das eben Lisa als Ablösung gedacht ist, momentan gestoppt wird.

Den Vorwurf des Sicherheitsrisikos können die SBB nur teilweise entkräften. «Das regelmässige Ausfallen der Verbindung führte zu einem Vertrauensverlust bei den Mitarbeitenden und kann zu Fehlern führen, die ein potentielles Risiko darstellen», erklärt der Sprecher. Ein Funkgerät sei aber immer eine Unterstützung beim Rangieren und könne nie alle Risiken verhindern. Wenn die Fahrdienstvorschriften eingehalten würden, sei die Sicherheit der Mitarbeitenden weiterhin gewährleistet.

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