Teleclub, Kitag – Bluewin weg!
Das müssen nicht nur Swisscom-Haushalte über «Blue» wissen

Die Gerüchte bestätigen sich: Swisscom räumt sein Reich auf und schafft die Marken Teleclub und Kitag Cinemas ab. Das Unternehmen setzt voll auf den Markennamen «Blue».
Publiziert: 22.09.2020 um 12:04 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2020 um 23:15 Uhr
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Grosse Sause im Apple-Stil: So wird die neue Markenwelt lanciert.
Foto: Aline Leutwiler

Blue TV, Blue Cinema, Blue plus: Das ist der neue Slang bei der Swisscom. Der Telekomgigant krempelt sein Markenreich um und setzt voll auf eine neue Dachmarke. Damit bestätigen sich Gerüchte, die vor einigen Tagen in Umlauf waren. Es ist das Ende von Teleclub, das Ende der Kitag-Kinos.

Die neue Markenwelt ist eine Referenz an die ersten Schritte im Netz, eine Weiterentwicklung der «Bluewin»-Marke. Das Rebranding ist gross inszeniert. Mit Scheinwerfern, riesiger Leinwand, amerikanisch anmutender Lockerheit. Ganz im Stil von iPhone-Bauer Apple. Blaue LED-Leuchten an der Bühne. Blaues Licht bei den Treppen.

Swisscom macht blau. Das TV-Angebot heisst jetzt «Blue TV». Teleclub ist «Blue plus». Die Kinos sind «Blue Cinema». Für den Konsumenten aber ändert sich nur wenig. Die Swisscom-Box im Wohnzimmer muss nicht ausgetauscht werden. Das Portemonnaie wird auch nicht geschröpft. Denn das TV-Angebot kommt zwar im neuen Gewand, preislich bleibt es aber gleich.

Einzelne Spiele

«Die wichtigste Neuerung ist, dass Swisscom neu Streaming-Dienste unabhängig von einem Internet-Abo und TV-Abo anbietet», sagt Ralf Beyeler, Telekomexperte vom Vergleichsdienst Moneyland. Bislang sei es so gewesen, dass Kunden Teleclub nur zusammen mit einem Internet- oder TV-Abo abschliessen konnten.

Zweite wichtige Neuerung: Kunden können neu einzelne Sportübertragungen kaufen – ohne ein teures Abo abzuschliessen. Eine Registrierung, eine Kreditkarte, ein paar Klicks: Das reicht für einen Sportabend. Die genauen Preise für die Spiele sind noch nicht klar. Bislang lagen sie im einstelligen Bereich.

Wer mehr möchte, kann ein ganzes Abo lösen. «Blue Sport» ist die Königsvariante für Sportfans. Kostenpunkt: knapp 30 Franken im Monat. «Blue Doku» ist das Programm für Jünger des Dicovery Channels. Das Problem: Die Inhalte beider Pakete können nicht zeitversetzt angeschaut werden. Ausserdem gilt eine Mindestlaufzeit von sechs Monaten. Beyeler bemängelt das. «Konsumenten sind sich im Jahr 2020 anderes gewöhnt.»

Ende einer Ära

Sport soll schliesslich auch Einzug halten in die Kinos. Swisscom plant etwa die Übertragung von Live-Fussballspielen. Unterm Strich bleibt aber vor allem eines: viel Nostalgie. Teleclub: Das war der Sender, der die Kino-Filme nach 12 Monaten als erstes im Fernsehen zeigte. Ein Jahr bevor sie im Abendprogramm von RTL oder Pro Sieben liefen. Vier Jahre, bevor SRF 2 den Streifen zeigte.

Teleclub ist ein Stück Mediengeschichte. Einer der ältesten Bezahlfernsehsender Europas. 1982 gegründet, zunächst nur mit einer Versuchslizenz auf Sendung. In den 90ern liefen die Blockbuster 14 Stunden am Tag. In der Nacht war nichts. Der Preis für die 300 Filme im Jahr: über 30 Franken im Monat.

Alles vorbei. Netflix und Co. haben die Filmwelt verändert. Sky und die anderen Bezahlsender krempeln das Sport-Business um. Und die Swisscom sieht nur noch blau. (ise)

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