Swatch-Chef Nick Hayek
«Die Leute haben immer Lust, zu konsumieren»

Die Uhrenbranche werde sich schnell erholen, glaubt Swatch-Chef Nick Hayek. Dabei setzt er vor allem auf den Konsumdrang in Asien: Korea, Taiwan und China sollen dem Uhren-Label den Wiederaufschwung bringen.
Publiziert: 25.06.2020 um 19:06 Uhr
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Aktualisiert: 14.07.2020 um 10:16 Uhr
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Swatch-Chef Nick Hayek schaut zuversichtlich ins nächste Jahr.
Foto: Thomas Meier

Swatch-Chef Nick Hayek geht für den Bieler Uhrenkonzern von einem schwierigen Geschäftsjahr 2020 aus. «Es wird ein Jahr, das ganz klar tiefe Spuren im Resultat hinterlässt», sagte Hayek im Gespräch mit der «Bilanz» (Vorabdruck vom 26.05.). Doch Hayek rechnet mit einer schnellen Erholung der Branche.

«Die Nachfrage wird in der zweiten Hälfte des Jahres jene vom letzten Jahr übertreffen», ist Hayek überzeugt. Ein Nachholbedarf sei bereits in Korea, Taiwan und China spürbar, also in jenen Ländern, die am schnellsten aus der Pandemie-Situation kamen.

Allein ein Drittel des Umsatzes in Greater China

«Die Leute haben immer Lust, zu konsumieren», sagte Hayek weiter. Für die Swatch Group ist es beim Wiederaufschwung von Vorteil, dass über ein Drittel des Umsatzes in Greater China (Festlandchina, Taiwan, Hongkong und Macau) erzielt werden.

Wachstum soll laut Hayek auch aus dem Onlinemarkt kommen. Bisher erzielt die Swatch Group nur rund fünf Prozent ihres Umsatzes im Internet. Um das zu ändern, hat Omega eine neue Online-Plattform für Europa eröffnet, weitere Länder dürften bald folgen. In den USA geht Hayek mit der Marke Swatch in die Offensive. Das interne Ziel, 20 Prozent des amerikanischen Umsatzes im Swatch-Webshop abzuwickeln, bezeichnet er heute als zu wenig ambitiös.

Uhrenverband ist weniger optimistisch

Der Schweizerische Uhrenverband ist da noch skeptisch. Eine Erholung hänge davon ab, wie sich die Pandemie weiterentwickle. In vielen Ländern durften die Uhren- und Schmuckboutiquen bereits die Türen wieder öffnen. Gedämpft wird die Erholung allerdings durch die ausbleibenden Touristen.

Vor allem in Europa werde das Fehlen asiatischer und amerikanischer Touristen das Geschäft belasten, so FH-Präsident Jean-Daniel Pasche am Donnerstag an der Generalversammlung des Dachverbandes gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. «Insgesamt bleibt die Situation für die Uhrenhersteller daher schwierig. Der Markt erholt sich nur langsam», sagte der Verbandspräsident weiter.

Swatch Group sei «total unterbewertet»

An der Börse sieht Hayek die Swatch Group als «total unterbewertet» an. Der Wert der Aktie sei momentan tiefer als ihr Bilanzwert. Deshalb habe man im Rahmen der Erbengemeinschaft Aktien hinzugekauft. An ein Going-private denkt Hayek aber nach wie vor nicht: «Das ginge nur über Schulden, und das wollen wir nicht.»

Hayek will auch mit 65 Jahren noch weiter an der Spitze der Swatch-Gruppe bleiben. «Zumindest so lange es mir Spass macht und die anderen mich natürlich noch wollen», sagte er. Die Firma sei aber auch gut aufgestellt, und es gebe eine nächste Generation.

Noch keinen Nachfolger aus der Familie

Auf die Frage, ob sein Neffe Marc dereinst das Ruder übernehmen werde, erklärte Nick Hayek: «Marc macht einen super Job. Er hat sicher, ohne Zweifel, das Potenzial, die Swatch Group erfolgreich zu führen.»

Der heutige Blancpain-Chef Marc Hayek soll aber einst selber über seine Zukunft entscheiden. «Er soll sich nicht gezwungen fühlen. Auch meine Schwester und ich waren nicht gezwungen, Präsidentin des Verwaltungsrats oder CEO zu werden», so Hayek weiter. (SDA/vnf)

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