Stellensuchende aufgepasst, nun ist es amtlich
Die Älteren werden diskriminiert

Mit Alters-Filtern sortieren Firmen über 50-Jährige bereits vor dem Vorsstellungsgespräch aus. Auf dem Schweizer Arbeitsmarkt werden die Älteren diskriminiert, bestätigt ein neuer Bericht.
Publiziert: 04.05.2019 um 20:49 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2019 um 14:56 Uhr
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Leiter der kantonalen Arbeitsämter (RAV) schlagen Alarm:
Foto: Keystone
Tobias Marti

Natürlich schreibt keiner, dass man für den Job zu alt ist. Die Absagen tönen neutraler: «Überqualifiziert», «zu erfahren», «Stelle schon vergeben». Obwohl die Diskriminierung für viele ältere Stellensuchende ein Fakt ist, hüteten sich die Kantone bisher, das Problem offen beim Namen zu nennen. Bis jetzt.

Doch nun ist amtlich, was über 50-Jährige längst wissen: «Gewisse Arbeitgeber in gewissen Branchen ziehen jüngere Stellenbewerber aus verschiedenen Gründen grundsätzlich vor.» So steht es in einer Bestandesaufnahme, die das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) in Auftrag gegeben hat.

Computerprogramme filtern nach Alter

Unternehmensberater haben dafür mit den Chefs der kantonalen Arbeitsämter und Arbeitsmarktbehörden gesprochen – über Jahre hinweg. Und die schlagen Alarm: Das Problem der Altersdiskriminierung stelle sich verschärft, seit immer mehr Unternehmen zur Vorselektion der Bewerberdossiers automatisierte Rekrutierungsverfahren einsetzen – Computerprogramme, die mit Filtern arbeiten, bei denen das Alter der Bewerber ein zentrales Kriterium bildet.

In anderen Worten: Kaum nennt ein nicht mehr junger Bewerber sein Alter, ist er aus dem Rennen. «So haben ältere Stellensuchende oft keine Chance, überhaupt zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden», heisst es im Bericht des Seco. Welche Arbeitgeber und welche Branchen so verfahren, geht aus dem Papier nicht hervor.

Altersdiskriminierung ist verbreitet

Und doch: «In dieser Deutlichkeit habe ich das zuvor von Behörden noch nie gelesen», sagt Bruno Sauter, Präsident des Verbands der kantonalen Arbeitsmarktbehörden (VSAA). Es sei leider eine Realität, dass jüngere Arbeitnehmer häufig weniger kosten. Dass dies einer Altersguillotine gleichkommt, ist Sauter bekannt. Dies sei zwar legal, aber: «Ich begreife einfach nicht, wie ein Unternehmen freiwillig auf solche Filter setzt. Was gewinnt es damit, wenn es auf Erfahrung und Know-how verzichtet?»
Alle Institutionen, die sich für Stellensuchende einsetzen, müssten nun herausfinden, was solche Firmen bewegt.

Daniel Lampart vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund sieht sich durch den Bericht bestätigt: «Die Kantone belegen damit erstmals, was wir schon lange befürchtet haben.» Altersdiskriminierung sei besonders in der Informatik-, Telekom- und Bankenbranche verbreitet. Auch Pharma- und Lebensmittelindustrie benachteiligten ältere Bewerber. Lampart fordert deshalb besseren Kündigungsschutz für langjährige Mitarbeiter und ein Diskriminierungsverbot.

Diesen Sommer soll eine Volksinitiative gegen Altersdiskriminierung lanciert werden.

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