Stau, teurere Vignetten und SBB-Preise
Was Schweizer über Mobilität denken

Eine breit angelegte Studie fühlt den Schweizer Pendlern auf den Zahn. Was nervt die Autofahrer? Was würden Zugfreaks verbessern? Und wo ist für beide Gruppen Hopfen und Malz verloren?
Publiziert: 23.05.2018 um 19:56 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:57 Uhr
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Pendler nerven sich über die Staus wie beispielsweise auf der Rosengartenstrasse in Zürich.
Foto: Keystone
Patrik Berger

Die Schweizer sind ein Volk von Bahnfreaks und Autofahrern. Ob als Pendler oder in der Freizeit: Hunderttausende setzen sich täglich hinters Steuer oder benutzen den ÖV. Umso mehr interessiert, was Herrn und Frau Schweizer im Verkehr nervt, wo sie investieren wollen und wie sie die Verkehrszukunft sehen.

Genau das hat die grosse Mobilitätsstudie «Sophia 2018» des Umfrageinstituts M.I.S. Trend im Auftrag der Zeitung «Le Temps» untersucht. 1045 Personen aus allen Regionen des Landes und 384 sogenannte «Meinungsmacher», also Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik, wurden befragt. Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache und dürften einige Verkehrspolitiker zum Nachdenken anregen.

Mobilität als Stressfaktor

Erschreckend ist, dass für 39 Prozent der Bevölkerung die tägliche Mobilität ein Stressfaktor darstellt. 68 Prozent gehen davon aus, dass das auch in Zukunft so bleiben wird. Zwei von drei Befragten sind der Meinung, dass sich in Sachen verstopfter Strassen oder überfüllter Züge so schnell nichts verbessern wird.

63 Prozent der Befragten glauben nicht, dass die Politik die Weichen richtig stellt, um die Mobilitätsprobleme zu lösen. Selbst bei den Meinungsmachern sind es noch 53 Prozent. Ein schlechtes Zeugnis an die Adresse der Verkehrspolitiker. Am pessimistischsten sind die Tessiner (77 Prozent).

92 Prozent wollen ÖV ausbauen

Doch wie kann man die Verkehrsprobleme lösen? Der öffentliche Verkehr geniesst im Volk einen grossen Rückhalt. 92 Prozent sprechen sich für einen Ausbau des ÖV aus. 51 Prozent können sich sogar eine Maut vorstellen, um die Innenstädte zu entlasten. 65 Prozent wollen den Preis der Autobahnvignette erhöhen.

Fast jeder Zweite (49 Prozent) sieht in der Erhöhung der Parkgebühren ein probates Mittel, um das Verkehrschaos zu lösen. Auf wenig Gegenliebe stösst aber der Vorschlag, auf den Parkplätzen von allen Einkaufszentren Parkgebühren einzuführen, 53 Prozent der Befragten sprechen sich dagegen aus. Überraschend: Jeder zweite Normalbürger befürwortet eine Erhöhung der Benzinpreise, um die Verkehrsprobleme zu reduzieren. Bei den Leadern sind es nur deren 24 Prozent.

Die Angst vor selbstfahrenden Autos

Ein gutes Zeugnis stellen die Führungspersonen den SBB aus: 67 Prozent der Befragten halten das Preis-Leistungs-Verhältnis für gut bis sehr gut. Anders die Normalsterblichen: 74 Prozent halten es für schlecht bis genügend. Dafür sehen sie in der Digitalisierung eine Chance für den öffentlichen Verkehr: Bei den Durchschnittsschweizern sind es 55 Prozent, bei den Meinungsmachern gar deren 76 Prozent.

Selbstfahrenden Autos gegenüber sind die Befragten unerwartet negativ eingestellt. Nur 29 Prozent denken, dass sie einen Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssituation auf der Strasse leisten werden. Auch vom Kauf eines Elektromobils in den nächsten fünf Jahren sehen 46 Prozent ab. Immerhin: 55 Prozent sprechen sich dafür aus, dass Elektrofahrzeuge auf den Strassen etwa mit speziellen Spuren gefördert werden sollen.

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