Starker Anstieg in kurzer Zeit: Seit dem Lockdown am 16. März 2020 steigen die Hypothekarzinsen fast täglich. Ende Februar betrugen die durchschnittlichen Zinsen für eine fünfjährige Hypothek noch 0,95 Prozent und für zehn Jahre 1,08 Prozent. Am 27. März lagen sie für fünf Jahre bereits bei 1,07 Prozent und für zehn Jahre bei 1,3 Prozent.
Das zeigt eine Auswertung der durchschnittlichen Hypothekarzinssätzen von über 100 Banken, Versicherungen und Pensionskassen des Hypothekarspezialisten Moneypark. Was bedeutet das für Besitzer von Wohneigentum und welche, die es noch werden wollen? BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen.
Weshalb steigen die Hypothekarzinsen jetzt?
«Ein Grund dafür sind die Kapitalmarktzinsen, die in den letzten Wochen stark gestiegen sind», erklärt Stefan Heitmann (43), CEO von Moneypark. Die Kapitalmarktzinsen dienen als Basis und Referenz für die Refinanzierung von Hypotheken. Die extremen Schwankungen der Kapitalmarktzinsen der letzten Wochen wurden ausgelöst durch die Panik an den Aktienmärkten. Heitmann weiter: «Zudem überdenken einzelne Hypothekaranbieter im aktuellen Krisenzustand ihre Strategie.»
Die allermeisten haben teilweise oder komplett auf Homeoffice umgestellt, was die Prozesse verlangsamt. «Um eine Kapazitätsüberlastung zu verhindern, sehen wir bei einigen Anbietern temporäre Preiserhöhungen.» Einzelne Anbieter schränken ihr Angebot in unsicheren Zeiten ein, bis sich wieder Preisstabilität im Markt gebildet hat.
Soll man jetzt eine Hypothek aufnehmen?
Die Bedingungen für Hypothekarnehmer sind derzeit noch immer gut und sollten das vorerst auch bleiben. «Wir gehen davon aus, dass sich die Hypothekarzinsen auf einem leicht höheren Niveau einpendeln werden», sagt Experte Heitmann.
Auch laut Ursina Kubli (40), Leiterin Immobilien Research der Zürcher Kantonalbank (ZKB), ist jetzt keine Panik angesagt: «Wir gehen davon aus, dass sich die Zinssituation wieder etwas normalisiert.» Langfristig sei es möglich, dass die Folgen der aktuellen Krise zu höheren Zinsen führen könnten.
Deshalb Kublis Tipp: «Wenn Sie jetzt eine Hypothek abschliessen, könnte sich eine längerfristige Finanzierung lohnen.» Und: Laut Heitmann zahlt sich gerade in unsicheren Zeiten ein Vergleich der Anbieter aus. «Die Differenzen sind derzeit sehr hoch.»
Wird es schwieriger, eine Hypothek aufzunehmen?
Nein. Die Banken haben ihre Kriterien bei der Hypothekarvergabe nicht angepasst. «Diese waren auch vorher schon sehr strikt», so Kubli. Insgesamt rechnet die ZKB jedoch mit einer vorübergehenden Abnahme von Transaktionen und damit auch mit weniger Neuabschlüssen. Der Grund: Besichtigungen seien unter den heutigen Umständen fast nicht möglich. Das hat zur Folge, dass Verkäufe um ein paar Monate hinausgeschoben werden.
Werden die Banken wegen der Nothilfekredite weniger Hypothekarkredite vergeben?
«Nein, die Nothilfekredite werden auf die Hypothekarvergabestrategie der Banken vorerst keinen Einfluss haben», sagt Heitmann. Auch die ZKB erklärt, die aktuelle Situation ändere die Kreditvergabepolitik der Bank nicht.
Steht uns eine Immobilienkrise bevor?
«Man könnte meinen, dass in diesem Umfeld die Preise sinken würden», so Kubli. «Das erwarten wir bei Eigenheimen jedoch nicht.» Allfällige Verkäufer werden den Verkauf verschieben. Zudem gibt es in der Schweiz noch immer sehr viele Mieter, die bereits länger auf der Suche nach einem Eigenheim sind. Das wird laut ZKB auch mittelfristig einen Preisrückgang verhindern.
Die heutigen Eigenheimbesitzer seien zudem weiterhin in der Lage, ihre Hypothekarzinsen zu bezahlen. «Schliesslich befinden sich diese noch immer auf einem sehr tiefen Niveau», so Kubli.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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