Viele Läden in Schweizer Innenstädten kämpfen ums Überleben. Vor allem der Online-Handel ändert die Einkaufsgewohnheiten zunehmend. Grosse Einkaufszentren in Stadtnähe ziehen die Massen an. Der Kundenstamm vieler Stadtläden schrumpft.
Vielerorts werden verzweifelt Massnahmen gegen das Lädelisterben gesucht. In Freiburg etwa, sollen Läden wochentags bis 22 Uhr und auch sonntags geöffnet haben dürfen. Ein anderer Weg geht St. Gallen. Eine Kommunikations-App namens «City-Messenger» soll die Kundschaft wieder zurück in die Stadt bringen.
Direkter Kundenkontakt fördern
Der «City Messenger» ermöglicht den Läden den direkten Kontakt mit der städtischen Bevölkerung. 31 Betriebe der St. Galler Innenstadt informieren mittels Direktnachrichten an die App-Nutzer über Aktionen, Neuheiten oder Anlässe.
Schuhhändler haben so eine einfache Möglichkeit, ihre neuste Herbst-Kollektion zu bewerben. Feinkost-Läden könnten kurz vor Ladenschluss mit Preisabschlägen für liegengebliebene Linzertörtchen locken.
Jeder einzelne Nutzer kann direkt über die App mit den Ladenbetreiben chatten und auf die Angebote reagieren. Kunden können so mittels Kurznachricht Restauranttische reservieren, Schuhgrössen abfragen oder sich nach laktosefreiem Käse erkunden. Der Kunde hat also einen direkten Draht zu seinem Lieblings-Lädeli.
Weitere Städte sollen App nutzen
Die St. Galler Läden erhoffen sich viel von der App. Martin Schnyder von der Confiserie Roggwiller sagt: «Wir wollen vor allem auf saisonale Aktionen wie das derzeit dekorierte Halloween-Café aufmerksam machen.» Das gehe mit dem City Messenger besser als auf den grossen Plattformen wie Facebook oder Instagram.
Die 31 Läden, die beim Projekt mitmachen, gestalten ihre Beiträge und Aktionen selbst. Doch der City Messenger soll nicht mit plumpen Werbesprüchen überflutet werden. «Unsere Betriebe werden geschult und auf Fehlverhalten hingewiesen – wir wollen nicht, dass die App zu einem reinen Werbe-Apparat wird», sagt Sigrid Hofer (44), Leiterin des Messenger-Projekts.
Der Projektleitung geht es in erster Linie um eine belebte Innenstadt. So nehme die Laufkundschaft im städtischen Gewerbe zu und das lokale Einkaufen werde attraktiver. Das wünschen sich auch andere Schweizer Städte. Wie BLICK weiss, ist die Stadt Chur mit dem App-Entwickler Renuo bereits in Kontakt. Die Renuo AG in Wallisellen hat die City-Messenger-App entwickelt. Und auch grössere Schweizer Städte sollen Interesse am City-Messenger bekundet haben.
«Die App kann funktionieren»
Das Konzept könnte aufgehen, meint Reinhard Riedl (54), E-Commerce-Experte von der Berner Fachhochschule. «Die persönliche Interaktion wird für kleine Stadtläden immer wichtiger, um ihre Kundschaft langfristig binden zu können», sagt Riedl. Eine App könne diese Kunden-Verkäufer-Beziehung vereinfachen.
Ob der City-Messenger das Lädelisterben wirklich stoppen kann, wird sich zeigen. Die Projektleitung ist sich sicher: Das App kann einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Attraktivität von Schweizer Innenstädten leisten.