Haarsträubende Zustände sollen in den Kitas des Zürcher Unternehmens Globegarden herrschen. Prekäre Arbeitsverhältnisse mit einem Betreuungsverhältnis unter den Richtlinien, hungrige Kinder und gefährlich Situationen. Die Vorwürfe ehemaliger Globegarden-Mitarbeiterinnen gegenüber dem Onlinemagazin «Republik»von gestern sind happig.
Nun reagiert die Stadt Zürich. «Wir werden die Krippenleitung mit den Vorwürfen konfrontieren und eine Stellungnahme einfordern», sagt eine Sprecherin des städtischen Sozialdepartements dem «Tages-Anzeiger».
Kein Geld für Essen
Globegarden ist der grösste Anbieter von Kindertagesstätten in der Schweiz. Gegenwärtig betreut das vor 11 Jahren gegründete Unternehmen schweizweit rund 2500 Kinder im 54 Filialen. Alleine in der Stadt Zürich gibt es 27 Filialen.
«Es gab Tage, da war kein Geld mehr in der Kasse, und es gab keine Lebensmittel mehr im Haus», berichtet eine ehemalige stellvertretende Kitaleiterin der «Republik». «Also musste ich die Einkäufe mit meinem Geld bezahlen und zum Einkaufen die Kinder mitnehmen, weil zu wenig Personal da war.» Beim Essen sei gespart worden, um die Kosten tief zu halten.
Globegarden kritisiert «einseitige Darstellung»
Christina Mair (39) von der Globegarden-Geschäftsführung weist die Vorwürfe auf Anfrage von BLICK zurück. «Alle Kinder haben bei uns genügend Essen zur Verfügung und Sicherheit und Qualität sind uns sehr wichtig.» Die von ehemaligen Mitarbeiterinnen beschriebenen Vorfälle könne sie nicht bestätigen.
Bei der Kita-Betreuung handle es sich um einen sehr anspruchsvollen Job. Manchmal müsse man sich im negativen Sinne von Mitarbeitenden trennen, so Mair weiter. Der Bericht der «Republik» fokussiere einseitig auf Mitarbeitende mit negativen Erfahrungen. Aber es gebe auch die andere Seite. Seit gestern habe Globegarden über Hundert positive Rückmeldungen von Eltern und Mitarbeitenden erhalten. Die Vorwürfe machten alle sehr betroffen.
Nulltoleranz in Fall von sexuellem Missbrauch
Aus Sicht von Mair kämpft der ganze Krippenmarkt mit denselben Problemen; den vielen Bedürfnissen, den Regulierungs-Vorgaben, der hohen Fluktuation. «In diesem Umfeld kann es leider zu Vorfällen kommen», räumt sie ein. Aber Globegarden sei es ein Anliegen, in dem Markt etwas zu bewegen, um gute Bedingungen für die Mitarbeitenden, Eltern und Kinder zu schaffen.
Der Fall eines sexuellen Missbrauchs in einer Globegarden-Kita in Allschwil BL, der am Donnerstag bekannt wurde (BLICK berichtete), habe alle sehr schockiert, sagt Mair weiter. Hier gelte Nulltoleranz. Die Polizei sei am Tag des Vorfalls informiert worden und der beschuldigte Mitarbeiter fristlos entlassen.
Auch von WEF gelobt
Das Unternehmen mit dem forschen Expansionstempo wurde letztes Jahr vom Beratungsunternehmen E&Y als «Entrepreneur of the Year» ausgezeichnet. Christina Mair hat das Unternehmen mit Ko-Geschäftsführerinnen Kristina Rebsamen und Caroline Staehelin gegründet. Alle drei haben eigene Kinder. Die Verbesserung von Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei für sie eine Herzensangelegenheit.
Globegarden bezog in zehn Jahren 6,9 Millionen Franken an Subventionen vom Bund. Rund 730 Mitarbeitende zählt das Unternehmen. Zum Credo gehören tiefe Kosten, standardisierte Abläufe und Zweisprachigkeit. Globegarden wurde 2012 in die GlobalShapers Community im Rahmen des World Economic Forums (WEF) aufgenommen. (gnc)