Weil die Stadt Zürich Platz für Kindergärten, Schulen und bezahlbare Wohnungen braucht, interessierte sie sich für ein Grundstück der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft. Die SRG aber gab dem Versicherungskonzern Swiss Life den Zuschlag (SonntagsBlick berichtete).
Nun zeigt sich: Die SRG selbst hat ihren Sitz seit Jahrzehnten auf einem Grundstück in Zürich, das der Stadt gehört – und zwar ohne dafür zu bezahlen! SonntagsBlick liegt ein Dokument aus dem Jahre 1962 vor, in dem es heisst: «Mit der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft wird ein Baurechtsvertrag auf die Dauer von 75 Jahren abgeschlossen. Die Stadt Zürich verzichtet auf einen Baurechtszins für das Land im Leutschenbach.»
Zürcher Gastrecht wird von SRG nicht honoriert
1963 nahm das Stimmvolk diesen Vorschlag des Stadtrats an, 1966 wurde der Baurechtsvertrag vollzogen. Seither residiert die SRG gratis auf dem Areal im Leutschenbach. Hier unterhält sie auch das SRF-Studio, wo bis heute die Programme des Schweizer Fernsehens produziert werden.
Dies war den SRG-Verantwortlichen und der Stadt bekannt, als über den Verkauf des Grundstücks an der Hagenholzstrasse diskutiert wurde. «Das wurde thematisiert», bestätigt Kuno Gurtner von der Stadtzürcher Liegenschaftenverwaltung.
Doch wieso wurde das grosszügig gewährte Gastrecht nicht honoriert? Die SRG gibt sich wortkarg: «Immobilienverkäufe erfolgen nach einem klar strukturierten Prozess», teilt Sprecher Edi Estermann mit.
Vertrag läuft noch bis 2041
Die Stadt wiederum hält sich mit öffentlicher Kritik zurück: «Es ist nicht unsere Sache, den Verkaufsentscheid der SRG zu kommentieren.»
Mit einer unmittelbaren Retourkutsche der Stadt muss die SRG ohnehin nicht rechnen: Der zinslose Baurechtsvertrag läuft bis 2041.