Mit den tiefen Corona-Fallzahlen kehrt die Schweiz langsam zur Normalität zurück. Vorbei ist damit der Ansturm von Herrn und Frau Schweizer auf Desinfektionsmittel und Masken, der Apotheken und Drogerien noch im Februar und März zwischenzeitlich den grossen Reibach bescherte.
In den letzten Wochen hat sich jedoch eine gewisse Corona-Müdigkeit in der Bevölkerung eingestellt. Vielleicht desinfiziert man sich nicht mehr nach jedem Einkauf die Hände. Und weil es keine Maskenpflicht im ÖV gibt, ist der grösste Teil der Reisenden ohne Maske unterwegs - auch in Stosszeiten.
Wie verschiedene Apotheken bestätigen, wurden die Bestände nach Ausbruch der Pandemie aufgrund der grossen Nachfrage drastisch erhöht. Inzwischen ist die Nachfrage, wenn auch noch immer höher als vor der Krise, wieder zurückgegangen. Sitzen Schweizer Apotheken jetzt auf ihren Lagern fest?
Apotheken reagieren defensiv
Fest steht: Erste Apotheken versuchen, ihre Kunden mit Rabatten zum Kauf ihrer Vorräte zu bewegen. So bietet etwa die Odeon-Apotheke am Zürcher Bellevue ihre Produkte mit 20 Prozent Rabatt an. Bei der Bahnhof-Apotheke in Zürich Oerlikon sind es zehn Prozent.
Beide Filialen gehören der Apothekenkette Dr. Bähler Dropa. Diese will keine Auskunft zum Hintergrund der Rabatte geben. Ähnlich reagiert Detailhändler Coop, der unter seiner Vitality-Marke landesweit über 80 Apotheken betreibt. Man wolle sich weder zu Verkaufszahlen noch zu «strategischen Fragen» äussern.
Der Umsatzeinbruch wirkt nach
Geht in der Apothekerbranche die Angst vor einer Preisschlacht bei Desinfektionsmitteln um? Eine solche käme zu einem ungünstigen Zeitpunkt: In den letzten Monaten haben sich die Umsatzzahlen der Apotheken nach einem kurzen Hoch drastisch verschlechtert. Der Medikamentenverkauf brach im April ein – bereits kurze Zeit später waren die Zusatzeinnahmen aus den Vormonaten aufgebraucht.
Zusätzlich müssen sich Apotheken auch mit der wachsenden Konkurrenz aus dem Internet herumschlagen: Zahlreiche Online-Anbieter versuchen seit kurzem, ihre Desinfektionsmittel-Vorräte mit Mengenrabatten loszuwerden.
Damit nicht genug: Sogar der Möbelhändler Conforama wirft Schutzmasken mit Rabatt auf den Markt. 15 Prozent gibt es bei den Franzosen. Weitere Anbieter werden wohl oder übel nachziehen und auf ihre Masken und Desinfektionsmittel Rabatte gewähren müssen.