Sie sollen neue Verträge unterschreiben, sonst müssen sie gehen
Schock für 400 Salt-Shop-Verkäufer

Hunderte Verkaufsmitarbeiter von Salt erhalten neue Arbeitsverträge. Wenn sie diese nicht unterschreiben, sind sie ihren Job los, heisst es in einem Dokument. Als BLICK Salt damit konfrontiert, nimmt Chef Pascal Grieder höchstpersönlich Stellung.
Publiziert: 19.04.2019 um 02:33 Uhr
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Aktualisiert: 19.04.2019 um 08:59 Uhr
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Über 100 Salt-Shops gibt es in der Schweiz. Deren Verkäufer erhalten neue Arbeitsverträge. Wer nicht unterschreibt, muss seine Sachen packen.
Foto: Keystone
Ulrich Rotzinger, Patrik Berger

Das ist ein Schlag ins Gesicht für die Verkäufer der über 100 Salt-Shops in der Schweiz. Gut 400 Mitarbeiter an der Verkaufsfront haben am Mittwoch kurz vor Ostern eine Kündigungsandrohung erhalten.

Das Schreiben liegt BLICK vor und ist datiert mit Renens VD, den 16. April 2019. «Persönlich überreicht» steht ganz oben, darunter: Änderungskündigung!

Im Anhang ist ein neuer Vertrag mit neuen, erfolgsabhängigen Verkaufsprovisionen. «Die Einbussen für uns Mitarbeitende sind massiv», sagt ein Salt-Mitarbeiter, der ungenannt bleiben will.

Im persönlichen Schreiben an die Shop-Verkäufer droht Salt mit dem Rauswurf: «Falls du mit diesen Änderungen nicht einverstanden bist, löst Salt hiermit das Arbeitsverhältnis per 31. Juli 2018 auf.» Juli 2018? Hier handelt es sich wohl um einen Tippfehler. Denn ebenso steht im Schreiben, dass die beschriebenen Änderungen per 1. Mai 2019 in Kraft treten.

Unterschrieben ist der Brief von Verkaufsleiter Lars Keller und HR-Chefin Martina Mesan. An der Echtheit des Schreibens besteht kein Zweifel.

Ausriss aus dem Schreiben an Salt-Verkaufsmitarbeiter, in dem das Unternehmen mit der Vertragsauflösung droht.
Foto: Zvg

Chef der Salt Mobile SA ist Pascal Grieder. Dieser sagte Anfang Jahr im BLICK-Interview: «Wir dürfen uns keine Fehler mehr erlauben!» Salt wolle den besten Service bieten. «Das hat für mich höchste Priorität. Bei uns muss Nulltoleranz für schlechte Kundenerlebnisse herrschen.»

Warum setzt Salt dem Personal jetzt das Messer an die Kehle?

BLICK suchte gestern Salt-Filialen im Kanton Zürich auf. Hier haben mehrere Shop-Verkäufer noch kein Schreiben erhalten, wie sie versichern. Man werde wohl erst nach Ostern informiert, mutmassen sie.

«Kundenzufriedenheit ist unsere oberste Priorität»
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Pascal Grieder mischt Salt auf:«Kundenzufriedenheit ist unsere oberste Priorität»

Einer der Vorgesetzten fiel aus allen Wolken, als er von BLICK die Änderungskündigung gezeigt bekam. Tat dieser das nur zum Schein? Wurden die Mitarbeiter von ihm mit Absicht noch nicht informiert? Denn Salt versichert auf Nachfrage, dass alle Vorgesetzten Bescheid wissen müssen.

Gemäss Informationen, die BLICK vorliegen, wurden zuerst die Regionalmanager der Deutsch- und Westschweiz in dieser Woche persönlich über die neuen Verträge instruiert, daraufhin alle Ladenmanager an den drei grössten Standorten Renens VD, Biel BE und Zürich.

HR-Chefin Mesan selbst soll bei einer Informationsveranstaltung dabeigewesen sein. Die Gespräche mit den Shopmanagern dauerten zwei bis drei Stunden.

Mitarbeiter sauer über den «drohenden Ton»

Dass mit einem neuen Vertrag eine Änderungskündigung einhergeht, ist arbeitsrechtlich geregelt. Shop-Mitarbeiter sind aber offenbar sauer über den «drohenden Ton», den Salt im Schreiben anschlägt. Salt macht darin klar, dass es für sie hier nichts mehr zu verhandeln gibt.

Doch auch der finanzielle Aspekt sorgt für Ärger. Gemäss bestehendem alten Vertrag beziehen die Shop-Angestellten von Salt ein Fixum von 3000 Franken (65% der Vergütung). Dazu kommt ein Bonus (35%). Stores, deren Mitarbeiter auf gute Monatsstatistiken und Umsätze kommen, erreichen unter dem Strich einen Lohn von insgesamt 4600 Franken (brutto).

Bei den neuen Verträgen, denen die Store-Verkäufer jetzt zustimmen müssen, spielt nicht mehr die Store-Performance als Ganzes eine Rolle für den Bonus. Jeder einzelne Verkäufer arbeitet künftig für sich. Somit könne direkt ein Bezug zwischen der jeweiligen Verkaufsleistung und der Qualität der Beratung hergestellt werden. Dafür wird das Fixum laut neuem Vertrag auf 4000 Franken erhöht. Hinzu kommt die Prämie. Der Deckel für den Gesamtlohn liegt neu bei 8000 Franken. Es ist aber höchstfraglich, ob je ein Handyverkäufer diesen Spitzenlohn erreichen wird.

Ein frustrierter Salt-Mitarbeiter sagt zu BLICK: «Ich fürchte eine Lohnreduktion in der Höhe von 45 Prozent.»

Firmen-Chef Grieder meldet sich persönlich

BLICK erreicht HR-Chefin Mesan am Telefon. Sie verspricht, die Sache abzuklären. Kurz darauf meldet sich Firmen-Chef Pascal Grieder persönlich. Er bestätigt die Änderungskündigungen, spricht von «mehr unternehmerischer Freiheit» für die Regional- und die einzelnen Storemanager im Management ihrer Teams.

Für 80 bis 90 Prozent der Verkäufer ändere sich mit den neuen Verträgen nichts, beruhigt er. Die Regionalleiter hätten ihm zurückgemeldet, dass der Tenor aus den Stores über die neuen Verträge sehr positiv sei.

Grieder zum neuen Entlöhnungssystem von Salt: «Es handelt sich definitiv nicht um eine verkappte Lohnkürzung.» Es könne aber in Einzelfällen vorkommen, dass jemand weniger oder mehr verdient bei gleicher Leistung wie vorher. Auch die 75 Lernenden profitierten per sofort zum Lehrlingslohn von einem Bonus.

«Es ist uns bewusst, dass Veränderungen mit Verunsicherungen und Ängsten einhergehen», sagt Grieder und stellt für alle Betroffenen bei Bedarf ergänzende Informationen und Einzelgespräche in Aussicht.

Der Chef von Salt Schweiz hofft, wie er in seiner Stellungnahme für BLICK schreibt, «dass die Kündigung für keinen Mitarbeitenden die gewählte Option sein wird».

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