Läck Friday, was für ein Rekord! Die Schweizer waren am gestrigen Black Friday trotz Regenwetter so richtig in Shoppinglaune. Kein Wunder: Der Novemberlohn frisch auf dem Konto, die Weihnachtstage vor Augen – da sitzt das Geld locker. Laut letzten Schätzungen des Portals Blackfridaydeals.ch gaben die Kunden gestern fast eine halbe Milliarde Franken aus – 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Online-Kunden gaben im Schnitt 209 Franken aus.
Bei dieser Konsumwut sieht die Klimajugend schwarz. Die Rabattschlacht rief Kritiker auf den Plan. In mehreren Städten fanden Klimastreik-Kundgebungen statt. Etwa in Bern und Basel mit mehreren Hundert Teilnehmenden. «Green Friday statt Black Friday» war auf den mitgeführten Kartonschildern zu lesen. Oder «Black Friday – Black Future». Die Menge skandierte wiederholt: «Konsum macht die Welt kaputt.» Die Demos verliefen friedlich. In Zürich legten sich Demonstranten ausgerechnet vor den Eingang des Warenhauses Jelmoli – obwohl dieses selbst den Black Friday boykottierte.
32'000 Kunden im Shoppi Tivoli
Der Grossteil liess ich von solchen Aktionen wenig beeindrucken. Schon kurz nach 9 Uhr stauten sich gestern vor dem Parkhaus des Glattzentrums in Wallisellen ZH die Autos – vorwiegend mit Nummernschildern Ostschweizer Kantone. Um 11 Uhr vermeldete das Shoppi Tivoli in Spreitenbach AG: 90 Prozent der Parkplätze sind belegt. 32'000 Kunden kauften bis gestern Abend ein, drei Prozent mehr als im Vorjahr. «Das schlechte Wetter spielt den Einkaufszentren in die Karten», freut sich CEO Patrick Stäuble (50).
Schutz vor dem Dauerregen suchte auch Alexander Angelovic (24). Er habe im Emmen Center so richtig zugeschlagen, sagt er zu BLICK. «Ich habe mir heute einen Rucksack, Sportunterwäsche, einen Schlafrucksack, einen Weihnachtspulli, elegante Hosen und zwei Paar Schuhe gekauft», sagt der SBB-Kundenbegleiter aus Hochdorf LU.
Vor allem Fernseher und Handys
Interdiscount-Verkaufsleiter René Bleiker (47) freut sich über einen «gigantischen Ansturm». Den habe man mit zusätzlichem Personal aber gut bewältigen können. In der Filiale des Zürcher Einkaufszentrums Sihlcity gingen vor allem Fernseher, Handys und Kopfhörer über den Ladentisch.
Die meisten Onlineshops hielten dem Shopping-Ansturm dieses Jahr stand. Einzig der Apple Store war kurz nach Mitternacht für etwas mehr als eine Stunde nicht erreichbar. Probleme machte aber das Zahlungsportal Twint, wie ein Sprecher gegenüber BLICK bestätigte. «Eine Handvoll E-Commerce-Shops ist von einer Störung betroffen», sagt er. Genaue Zahlen nennen konnte er aber nicht. Auch nicht, wann das Bezahlen mit dem Handy wieder funktioniert.
Gröbere Probleme hatte der Onlinehändler Digitec-Galaxus. In sozialen Netzwerken kursierten bereits am Donnerstag Listen zu den geplanten Aktionen, Preisen und Umsätzen am Black Friday und am kommenden Cybermonday. Angestellte wollten offenbar Freunde frühzeitig informieren. Die Listen waren auf Google Docs abgelegt worden. Wer den Link dazu hatte, konnte das Dokument anonym öffnen, kopieren und die an sich geheimen Deals weiterverbreiten.