Die digitalen Kassenautomaten breiten sich unaufhaltsam aus. Inzwischen verfügt mehr als die Hälfte der 614 Migros- und über ein Drittel der 908 Coop-Supermärkte über Self-Scanning oder Self-Check-out-Kassen. Allein in den letzten zwei Jahren wurden bei den Detailhandelsriesen Migros und Coop je über 100 Filialen mit der neuen Technologie ausgerüstet.
Manor wiederum verfügt bereits in allen 32 Food-Märkten über Self-Check-out-Kassen. Das System des Self-Scannings mit einem Handscanner gibt es laut Manor-Sprecherin Sofia Conraths in einigen grösseren Märkten.
Der Detailhändler Spar hat noch keine automatischen Kassen im Einsatz. Allerdings werde die Technologie für neue Märkte geprüft, sagt Spar-Sprecherin Silvia Manser. In den Volg-Läden dagegen gibt es nur von Menschen bediente Kassen. Im Nichtlebensmittelhandel ist das Selberzahlen noch eine Seltenheit – abgesehen vom Möbelhaus Ikea, das landesweit in allen neun Filialen Self-Check-out-Kassen stehen hat.
Die Entwicklung ist klar: Der Konsument übernimmt den Job der Kassiererin.
Bediente Kassen – ein Kundenbedürfnis
Ganz auf Kassenpersonal verzichten will noch kein Händler. Migros-Sprecher Patrick Stöppel betont: «Da bediente Kassen ein grosses Kundenbedürfnis sind, wird es sie bei uns auch in Zukunft in allen Verkaufsstellen geben.» Dass es aber weniger Kassiererinnen braucht, bestreitet niemand. «Es werden in Zukunft weniger Kassiererinnen benötigt, aber nicht weniger Mitarbeitende», sagt der Migros-Sprecher.
Während hierzulande Self-Check-out gerade gross wird, sind US-Händler schon weiter. Seit Januar können Kunden in Seattle (USA) bei Amazon Go einkaufen, ohne an einer Kasse zu bezahlen. Beim Eingang loggen sie sich mit einer App ein und werden dann von Kameras und anderen Sensoren verfolgt. Diese legen die gewählten Waren in den virtuellen Warenkorb. Beim Verlassen des Geschäfts wird dann über das Amazon-Konto der Kunden abgerechnet. Amazon soll bis zu 3000 weitere Geschäfte in den USA planen. In Europa testet die Elektronikkette Saturn kassenlose Geschäfte, allerdings müssen Kunden die Ware selbst scannen. (jfr)
Während hierzulande Self-Check-out gerade gross wird, sind US-Händler schon weiter. Seit Januar können Kunden in Seattle (USA) bei Amazon Go einkaufen, ohne an einer Kasse zu bezahlen. Beim Eingang loggen sie sich mit einer App ein und werden dann von Kameras und anderen Sensoren verfolgt. Diese legen die gewählten Waren in den virtuellen Warenkorb. Beim Verlassen des Geschäfts wird dann über das Amazon-Konto der Kunden abgerechnet. Amazon soll bis zu 3000 weitere Geschäfte in den USA planen. In Europa testet die Elektronikkette Saturn kassenlose Geschäfte, allerdings müssen Kunden die Ware selbst scannen. (jfr)
Konkret: Kassiererinnen übernehmen andere Jobs. «Eine Kassiererin hat schon heute auch beratende Funktionen und übernimmt rotationsweise Aufgaben im Kundendienst oder etwa auch in einer Blumenabteilung», sagt Stöppel. Bei der Coop-Sprecherin klingt es ähnlich: «In Läden mit Check-out-Kassen beschäftigen wir nicht weniger Personal als vor der Einführung der Kassen.»
Selber bezahlen geht nicht schneller
Gemäss einer Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte nutzen heute 69 Prozent der Schweizer Konsumenten beim Einkauf von Lebensmitteln Self-Scanning oder Self-Check-out-Kassen. Deloitte-Ökonom Luc Zobrist sagt: «Wir gehen davon aus, dass Self-Scanning und Self-Check-out weiter an Bedeutung gewinnen werden.» Auch er hegt keine Zweifel, dass durch die Verlagerung von Personenkassen zu Automaten die Zahl der Kassierer künftig zurückgehen werde.
Paradox: Es lasse sich nicht belegen, dass Kunden mit Self-Check-out und Scanning schneller seien als an der klassischen Kasse, weiss Zobrist. Dennoch seien gemäss einer Deloitte-Umfrage 70 Prozent der Kunden der Meinung, dass sie Zeit sparten. Weil die Kunden die Dauer des Bezahlprozesses beim Self-Check-out selber bestimmen könnten, hätten sie wohl das Gefühl, schneller zu sein.
Keine Digitalisierungsopfer
Das Ende der klassischen Kassierer sieht Zobrist als gutes Beispiel für den Strukturwandel, den die Digitalisierung mit sich bringe: «Die Digitalisierung führt nicht nur dazu, dass mehr neue, sondern auch spannendere, abwechslungsreichere, körperlich weniger anstrengende Stellen entstehen.»
Durch die neuen Technologien sei der Beruf der Detailhandelsangestellten nicht unattraktiver geworden, findet auch Sven Sievin, Direktor von Bildung Detailhandel Schweiz (BDS). Im Gegenteil, die Aufgaben seien komplexer und anspruchsvoller und damit auch attraktiver geworden.
Dass junge Angestellte die Kunden beim Self-Check-out- und Scanning überwachen müssen, findet Sievin nicht weiter problematisch. Die Aufgabe, Diebstahl zu verhindern und aufzudecken, hätten die Lernenden im Betrieb schon immer gehabt.
Die Automatisierung wird den Schweizer Arbeitsmarkt fundamental umwälzen. Laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey werden bis 2030 hierzulande fast 1,2 Millionen Arbeitsplätze der Automatisierung zum Opfer fallen. Besonders betroffen: Kassierer im Detailhandel, kaufmännische Angestellte, Metzger, Empfangspersonal, Postangestellte, Buchhalter und Laboranten. Gleichzeitig rechnet die Studie aber damit, dass durch die neuen Technologien 800'000 bis eine Million neue Stellen geschaffen werden. Die meisten Arbeitsplätze könnten im Gesundheitswesen sowie bei technischen und professionellen Dienstleistungen entstehen. Diejenigen, deren Stelle durch die Digitalisierung wegfallen könnte, können gemäss den Experten von McKinsey grossmehrheitlich umgeschult werden. Viele Unternehmen seien gut aufgestellt, wenn es darum gehe, die digitale Transformation zu meistern, so die Studienautoren. (zas)
Die Automatisierung wird den Schweizer Arbeitsmarkt fundamental umwälzen. Laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey werden bis 2030 hierzulande fast 1,2 Millionen Arbeitsplätze der Automatisierung zum Opfer fallen. Besonders betroffen: Kassierer im Detailhandel, kaufmännische Angestellte, Metzger, Empfangspersonal, Postangestellte, Buchhalter und Laboranten. Gleichzeitig rechnet die Studie aber damit, dass durch die neuen Technologien 800'000 bis eine Million neue Stellen geschaffen werden. Die meisten Arbeitsplätze könnten im Gesundheitswesen sowie bei technischen und professionellen Dienstleistungen entstehen. Diejenigen, deren Stelle durch die Digitalisierung wegfallen könnte, können gemäss den Experten von McKinsey grossmehrheitlich umgeschult werden. Viele Unternehmen seien gut aufgestellt, wenn es darum gehe, die digitale Transformation zu meistern, so die Studienautoren. (zas)