Seco-Studie zur Personenfreizügigkeit
Grenzgänger gefährden Schweizer Jobs und Löhne

In Grenzregionen arbeiten immer mehr Grenzgänger. Im Tessin ist es schon jeder vierte Beschäftigte. Das drückt die Löhne und treibt die Arbeitslosigkeit in die Höhe.
Publiziert: 23.06.2015 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:34 Uhr
Von Onur Ogul

Im Grossen und Ganzen hat die Personenfreizügigkeit mit der EU positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Zu diesem Schluss kommt das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) in einem 120-seitigen Bericht.

Doch jede Medaille hat zwei Seiten. Auf dem Bau und in der verarbeitenden Industrie dürften sie allerdings zu «einer gewissen Lohndämpfung» geführt haben. Und auch die Löhne von Hochschulabsolventen sind wegen der hohen Zahl von Zuwanderer nicht so gestiegen, wie sie es eigentlich müssten.

Anders sieht es in den Grenzregionen aus. Hier konkurrenzieren ausländische Arbeitskräfte die ansässige Bevölkerung immer stärker.

Tessin triffts am härtesten

Grund dafür ist ein deutlicher Anstieg bei der Beschäftigung von Grenzgängern. Das betrifft vor allem das Tessin.

Während 1995 der Anteil Grenzgänger noch 3,6 Prozent betrug, sind es 2014 bereits 5,8 Prozent. Insgesamt arbeiteten vergangenes Jahr fast 300 000 Grenzgänger in der Schweiz.

Im Tessin kommen heute mehr als ein Viertel der Angestellten jeden morgen über die Grenze. Die Zahl ist dabei förmlich explodiert. In Basel-Stadt und in Genf sind es je knapp ein Fünftel aller Erwerbstätigen.

In Genf (5,3 Prozent) und Tessin (4,1 Prozent) liegt die Arbeitslosenquote deutlich über dem Schweizer Schnitt. Die Grenzgänger-Regionen weisen mit Ausnahme der Genferseeregion zudem ein unterdurschnittliches Beschäftigungswachstum bei den Einheimischen auf.

Die Grenzgänger drücken auch die Löhne. Sie verdienen nämlich deutlich weniger, im Tessin sind es im Schnitt 12 Prozent.

Gut für die AHV

Trotzdem: Unter dem Strich zahlt sich die Personenfreizügigkeit für die Schweiz aus. Während sich die Wirtschaft in der EU seit der letzten Krise regional unterschiedlich entwickelte, wies die Schweiz im Vergleich ein gutes Wachstum auf.

Das macht die Schweiz für Arbeitnehmer attraktiv. Zusätzlich förderte die Aufwertung des Frankens Anfang dieses Jahres die Anziehungskraft für Arbeitnehmer ennet der Grenze.

2014 betrug der Wanderungssaldo 73'000 Personen, fast 70 Prozent davon stammten aus dem EU-/EFTA-Staaten. Mehr Zuwanderung gab es aus Spanien, Portugal und Italien, währenddessen die Nettozuwanderung von Deutschen im Vergleich zu 2013 nur noch einen Viertel beträgt.

Über die Hälfte der Zuwanderer aus dem EU-/EFTA-Raum sind hoch qualifiziert und haben einen Hochschulabschluss. Das ist ein höherer Anteil, als er bei der ansässigen Bevölkerung ist.

Die Zuwanderer stützen auch unsere Sozialwerke. Ohne sie hätte die AHV 2013 Jahr ein Minus von 2,3 Milliarden verzeichent. Tatsächlich hat sie 14 Mio Franken Gewinn gemacht. 

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