Schweizer Pharmariese soll Griechen geschmiert haben
FBI ermittelt gegen Novartis

Novartis und Tochter-Firma Sandoz stehen im Zentrum der Ermittlungen einer grossen Korruptionsaffäre in Griechenland. Der Basler Pharmakonzern soll über mehrere Jahre griechische Ärzte, Funktionäre und Politiker geschmiert haben, um die eigenen Medikamente besser abzusetzen.
Publiziert: 10.02.2018 um 11:10 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 23:20 Uhr
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Der Novartis-Campus in Basel (Archivbild).
Foto: Keystone/Gaetan Bally

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis sieht sich einmal mehr mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Die neuste Anschuldigung lautet: Novartis soll seit 2006 50 Millionen Euro an griechische Ärzte, Funktionäre und Politiker – darunter auch Ex-Ministerpäsident Andonis Samaras (66) – bezahlt haben, um den Verkauf der eigenen Medikamente zu erleichtern und höhere Preise durchzusetzen. Im Fall ermitteln sowohl die griechische Justiz als auch die US-Bundespolizei FBI, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

In einem mehrseitigen FBI-Bericht, basierend auf Zeugenaussagen und Dokumenten, werden die angeblichen Bestechungspraktiken von Novartis und deren Tochter Sandoz beschrieben. Darin sind mehrere Methoden aufgeführt, wie Novartis griechische Mediziner mit Geldern direkt aus Basel geschmiert haben sollen.

Fake-Studien und «Luxusreisen»

Eine Masche bestand darin, die Ärzte an gefälschten Studien – vordergründig als Wirkungsstudien für Medikamente getarnt – teilnehmen zu lassen. Dafür sahnten sie pro Studie zwischen 3000 und 4000 Euro ab. Die Schmiergelder sollten jeweils die Absetzung einer bestimmten Menge an Novartis-Medikamenten garantieren.

Novartis und Sandoz haben in jüngster Zeit auch andere Wege bestritten, um ihre Medikamente vorteilhafter in den griechischen Markt zu schleusen. Die Rede ist von «Luxusreisen» und «Unterhaltungswochenenden», zu denen Sandoz über 100 Ärzte eingeladen haben soll. Belastende Dokumente wurden in verschiedenen Löschaktionen regelmässig vernichtet.

Noch keine Anklage, Novartis kooperiert

Der FBI-Bericht listet zudem mehrere aktuelle und ehemalige Kadermitglieder des Basler Pharmakonzerns namentlich auf. Wohl auch jenen von Daniel Vasella (64), der bis 2013 Verwaltungsratspräsident von Novartis war.

Novartis geht gemäss dem «Tages-Anzeiger» in einer schriftlichen Stellungnahme nicht auf die konkreten Vorwürfe ein, sichert aber die Kooperation mit lokalen und ausländischen Behörden zu. Eine Anklageschrift liege im Zusammenhang mit dem Fall noch nicht vor, teilt Novartis mit. Sowohl Griechenland als auch die USA haben Rechtshilfeersuchen an die Schweiz gestellt, die derzeit geprüft werden. (duc) 

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