Schweiz hat die weltweit höchsten Fleischpreise
Unser Güggeli ist vier Mal teurer als bei den Nachbarn

Schweizer Fleischfreunde müssen tief ins Portemonnaie greifen. Im grenznahen Ausland ist Fleisch deutlich billiger. Das sind die Gründe.
Publiziert: 22.08.2017 um 10:22 Uhr
|
Aktualisiert: 28.09.2018 um 16:12 Uhr
Schweizer stehen auf gegrillte Güggeli, müssen dafür aber tief in die Tasche greifen.
Foto: Keystone
Michael Bolzli und Patrik Berger

Diese Zahlen verderben Fleischliebhabern den Appetit. In der Schweiz ist Fleisch, Geflügel und Co. weltweit am teuersten. Konkret: Schweizer zahlen für Schweinskotelett, Pouletbrüstli und Rindsfilet über 140 Prozent mehr als der weltweite Durchschnitt. Zu diesem Schluss kommt der Fleischpreis-Index 2017 der deutschen Firma Caterwings, der BLICK exklusiv vorliegt. Er untersucht die Fleischpreise in 50 Ländern.

BLICK pickt sich die Preise der Nachbarländer raus und vergleicht sie. Besonders krass sind die Unterschiede beim Geflügel: Ein Kilo Pouletschenkel kostet in der Schweiz fast 12 Franken. In Deutschland sind es nur 3 Franken. Ähnlich sieht es beim Schweinefleisch aus. 20 Franken zahlen Schweizer Grillfreunde fürs Kilo Schweinskotelett. In Italien, Frankreich und Deutschland gibts Koteletten für schlappe 8 Franken das Kilo.

62 Franken fürs Kilo Rindsfilet

Kleiner sind die Unterschiede beim teuren Rindsfilet: Bei den europäischen Nachbarn gibts die edlen Stücke für 44 bis 47 Franken pro Kilo. Schweizer Gourmets blättern immerhin noch 62 Franken auf die Metzgertheke.

Doch wie kommt es zu den stolzen Preisdifferenzen? «Schweizer Fleisch ist teuer», sagt Hansuli Huber (62), Geschäftsführer vom Schweizer Tierschutz STS. «Daran sind aber nicht die Bauern schuld. Sie verdienen ganz schlecht.» Die wahren Kostentreiber seien das Transportgewerbe, die Schlachthöfe und die Detailhändler.

Ein Brancheninsider bestätigt diese Einschätzung und sagt: «Selbst wenn Schweizer Bauern das Fleisch gratis abgeben würden, wäre es im Laden noch immer teurer als ennet der Grenze.» Coop widerspricht: «Für Tierwohl-Label-Fleisch von Coop erhalten die Schweizer Bauern einen deutlich höheren Preis», sagt Sprecher Urs Meier.

Höhere Margen sollen schuld sein

Tierschützer Huber doppelt nach: «Schweizer Grossverteiler haben höhere Margen als Händler im Ausland.» Er stört sich vor allem daran, dass der Tierschutz immer wieder als Preistreiber vorgeschoben wird. «So wollen die Detailhändler von den höheren Margen ablenken», sagt er.

Migros weist die Vorwürfe zurück. Man habe höhere Anforderungen an Tier- und Umweltschutz. «Zudem sei das Preisniveau in der Schweiz allgemein höher», sagt Sprecher Tristan Cerf.

Proviande, der Verband der Schweizer Fleischwirtschaft, begründet die Preisunterschiede zum Ausland mit «harten Fakten». «Die Tiere haben mehr Platz im Stall, werden tierfreundlicher gehalten. Zudem haben viele Bauern kleinere Bestände», sagt Sprecher Erich Schlumpf zu BLICK. 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.