Schrauben, löschen, stapeln
Sechs nicht so typische Frauenberufe

Diese Frauen sind in klassischen Domänen des vermeintlich starken Geschlechts erfolgreich. Als Feuerwehrfrau, Autowerkstatt-Inhaberin, Maurerin, Chefin eines Grossbauernhofe, Flugzeug-Mechanikerin oder Gabelstapler-Instruktorin. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie mussten sich am Anfang Vorurteile von männlichen Kollegen oder Kunden anhören, vor allem bei körperlichen Arbeiten. Doch die fünf Powerfrauen liessen sich davon nicht einschüchtern und sind an der Herausforderung gewachsen. Im BLICK erzählen die Pionierinnen von ihrem Alltag.
Publiziert: 08.03.2017 um 15:03 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:11 Uhr
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Nicole Eichberg (39), Berufsfeuerwehrfrau aus Saland ZH.
Foto: Mirko Ries
Michael Sahli

Flavia Schnoz (21), Maurerin aus Disentis/Mustér GR:

Die 21-jährige Maurerin hat Schweizer Geschichte geschrieben. Sie war der erste weibliche Maurer-Lehrling, der an die Berufsmeisterschaften «SwissSkills» zugelassen wurde: «Ich bin stolz, was ich erreicht habe», sagt sie. Zwar sei sie als Frau oft die einzige auf der Baustelle. Aber: «Mittlerweile haben alle Kollegen verstanden, dass ich keine Hilfe brauche.» Auch körperlich ist der Knochenjob kein Problem für Flavia: «Nur nach den Ferien habe ich Muskelkater.»

Nicole Eichberg (39), Berufsfeuerwehrfrau aus Saland ZH:

Als sich die Zürcher Feuerwehrfrau zum ersten Mal bei der Berufsfeuerwehr bewarb, wurden noch gar keine Frauen aufgenommen. Doch die 39-Jährige gab nicht auf – und ist nun seit 15 Jahren eine von 4 Feuerwehrfrauen bei Schutz & Rettung Zürich. Spezielle Reaktionen bekommt sie heute hauptsächlich von Kindern. Und von Autofahrern, wenn sie am Steuer des grossen Feuerwehrautos sitzt. Als störend empfindet Eichberg das nicht: «Ich bin eine offene Persönlichkeit – und kann mich gut wehren», schmunzelt sie.

Claudia Wartmann-Tobler (53), führt mit dem Ehemann einen Grossbauernhof in Amlikon-Bissegg TG:

Auf eines legt die Bauersfrau Wert: «Ich habe Bauer gelernt – nicht Bäuerin! Als Bauer lernte man mit den Maschinen arbeiten. Als Bäuerin lernte man Haushalten.» Die 53-jährige kümmert sich um 10 Angestellte, den Schweinestall (800 Mastplätze), den Haushalt – und hat drei Söhne grossgezogen. Den Respekt der Mitarbeiter musste sich die Bäuerin erarbeiten: «Da waren nicht alle an eine Cheffin gewöhnt.» 

Caroline Diethelm (54), Stapler-Instruktorin aus Volketswil ZH:

Caroline Diethelm erklärt Männern, wie man einen Gabelstapler bedient: «Ich war damals die erste Frau im Job und auch bei der Schwiezer Staplermeisterschaft dabei», sagt sie. Einfach war das nicht immer: «Von Frauen wird mehr verlangt als von Männern.» Der Durchhaltewillen der Stapler-Pionierin hat sich gelohnt: «Heute gibt es diverse weibliche Stapler-Instruktoren. Und ich werde als Vorgesetzte respektiert und geschätzt.»

Jeannine Blunier (42) ist Chefin einer Autowerkstatt in Bern:

Die 42-Jährige hat Benzin im Blut. 2009 übernahm sie die Honda-Garage vom Vater. Und ist seither Chefin von 10 Angestellten. «Gerade bei Autos haben gewisse Herren noch eine Macho-Einstellung.» Blunier ist pragmatisch und holt jeweils den Werkstattchef zur Hilfe. «Der erklärt denn Leuten dann nochmal dasselbe wie ich» sagt sie und lacht. Aber: «Wenn die Herren dann sehen, was ich auf dem Kasten habe, ziehen sie dann den Hut.»

Lara Schaub (23), Flugzeug-Mechanikerin bei der Swiss:

Schon als Kind träumte sie davon, mit Flugzeugen zu arbeiten. Heute ist die 23-Jährige für tägliche Flugzeugchecks, Reparaturen, sowie anfallende Reparaturen wie beispielsweise Radwechsel zuständig. Ihren Job kann Lara Schaub nur weiterempfehlen: «Handwerkliches Geschick und etwas Schlagfertigkeit sind dabei natürlich ganz nützlich», sagt sie. Von den Kollegen gab es keine negativen Reaktionen – im Gegenteil: «Die meisten freuen sich, dass auch Frauen den Beruf ergreifen.»

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