Vor einem Jahr war es im Frühling kalt, viel zu kalt für die frostempfindlichen Apfelbäume. Die Folge: massive Ernteausfälle. In gewissen Regionen ernteten Bauern bis zu 75 Prozent weniger. Über die ganze Schweiz gesehen fiel die Apfelernte 35 bis 40 Prozent schlechter aus als in guten Jahren, heisst es beim Früchte- und Gemüseverband Swisscofel.
Jetzt bekommen Konsumenten die Spätfolge des kalten Aprilwetters 2017 zu spüren. Dem Handel gehen die Äpfel aus. Detailhändler müssen auf ausländische Äpfel zurückgreifen. Bereits reagiert hat Coop. Seit Mitte März kommen die Bio-Äpfel aus Österreich. Jetzt muss der Detailhändler noch mehr zukaufen – wieder aus Österreich.
7000 Tonnen importiert
Warum Bio-Äpfel von den östlichen Nachbarn? «Das liegt daran, dass das Label «Bio Austria» von Bio-Suisse als gleichwertig anerkannt wird, bei EU-Bio ist das nicht so», erklärt Swisscofel-Geschäftsführer Marc Wermelinger.
Im ersten Quartal 2018 wurden rund 7000 Tonnen Äpfel importiert, nur ein Bruchteil davon aus Österreich. Viel wichtiger sind Importe aus Italien und Deutschland. Die Zahlen von der Eidgenössischen Zollverwaltung zeigen auch, dass die Importe in den ersten drei Monaten dieses Jahres deutlich über dem langjährigen Mittel liegen.
Denner kauft in Chile und Neuseeland ein
Auch bei Denner reichen die einheimischen Bestände nicht aus. Der Discounter greift auf Äpfel aus Italien oder Frankreich – und nicht wirklich aus der Region – aus Neuseeland und Chile zurück. Bei gewissen Sorten muss auch Denner bereits im Ausland zukaufen.
Bei der Migros leeren sich die Lager ebenfalls. «Bei den Sorten Gala und Jazz reichen die Bestände noch bis Ende Mai oder Anfang Juni, bei Golden wohl bis etwa Mitte Juni», erklärt Mediensprecher Patrick Stöpper. Falls nötig wird sich die Migros in Deutschland oder Frankreich mit Obst eindecken.
Situation entspannt sich erst im August
Volg rechnet damit, dass Importe bald nötig werden. «Dies zu einem viel früheren Zeitpunkt als im letzten Jahr», sagt Sprecherin Corinne Kutter.
Liebhaber von Schweizer Äpfeln müssen sich noch eine ganze Weile gedulden. Erst im August hat das Warten auf einheimisches Obst ein Ende. «In der Regel kommen dann die ersten Früchte aus dem Wallis», sagt Coop-Sprecher Ramon Gander.