Novartis will in der Schweiz bis 2022 rund 2150 Stellen streichen. Im Rahmen einer weltweiten Anpassung des Produktionsnetzes streicht der Pharmakonzern rund 1450 Arbeitsplätze in Basel, Schweizerhalle BL, Stein AG, Locarno TI und Rotkreuz ZG.
Zugleich sollen in Stein wie bereits angekündigt 450 neue Stellen entstehen. Ausserdem sollen 700 Stellen im Dienstleistungsbereich in Servicezentren im Ausland verlagert werden, wie Novartis am Dienstag ankündigte. Ebenfalls heute verkündete der Pharmariese den Abbau von 400 Jobs in Grossbritannien.
Aargauer Regierung enttäuscht
Die ersten Reaktionen fallen heftig aus. So zeigte sich der Regierungsrat der Kantons Aargau in einer Mitteilung enttäuscht über den «massiven Stellenabbau». Besonders, weil Novartis erst Ende August Investitionen in den Standort Stein AG und die Schaffung neuer Jobs angekündigt hatte.
Der Regierungsrat erwarte, dass das Unternehmen die Verlagerung von Produktionskapazitäten ins Ausland im Rahmen des anstehenden Konsultationsverfahrens überprüfe und den angekündigten Stellenabbau reduziere. Auch die Regierungen von Basel und Basel-Landschaft äusserten ihr Bedauern.
Angestellte Schweiz bezeichnet den Stellenabbau als «verantwortungslos». Denn insgesamt sei für die Branche Wachstum angesagt. Man wolle «alles daran setzen, die Beschäftigung bei Novartis in der Schweiz zu halten und zu sichern».
Andere Produkte wichtiger
Gerade mit Blick auf den Stellenabbau am Produktionsstandort Schweizerhalle verweist der Konzern gegenüber der Agentur AWP auf die Veränderungen des Produktportfolios.
So sei der Standort unter anderem stark in die Fertigung des Mittels Glivec involviert. Mit dem Ablauf des Patentschutzes hierfür und den folgenden Nachahmerprodukten habe Glivec an Bedeutung innerhalb des Produktportfolios eingebüsst. Potenziell betroffen sind am Standort 350 Mitarbeiter, so Novartis gegenüber Medien.
Novartis will Betroffene unterstützen
Der Abbau soll gestaffelt über vier Jahre erfolgen, wie der Pharmakonzern am Dienstag mitteilte. Novartis habe seine Arbeitnehmervertretungen und das Management zu Gesprächen und Konsultationen eingeladen.
«Wir wissen, was die heutige Ankündigung für die potenziell betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien bedeutet», liess sich Konzernchef Vas Narasimhan im Communiqué zitieren. Novartis wolle allen Betroffenen die volle Unterstützung zukommen lassen.
Umschulungen denkbar
Konkret spricht der Konzern von einem Jobcenter für interne und externe Neuanstellungen, einem Sozialplan und Frühpensionierungsplänen. Zudem sollen so viele der Betroffenen wie möglich umgeschult werden, damit sie in der neuen Fertigungsanlage für Zell- und Gentherapien in Stein arbeiten können. Vor rund einem Monat hatte Novartis angekündigt, im aargauischen Stein bis zu 450 neue Stellen zu schaffen.
Novartis bleibe fest in der Schweiz verankert, sagte Narasimhan weiter. Nach der Umsetzung des Abbaus und der Abspaltung der Augensparte Alcon sollen in der Schweiz ungefähr 10 Prozent der weltweit tätigen Arbeitskräfte von Novartis angestellt sein. Heute arbeiten global rund 125'000 Menschen für den Konzern. In der Schweiz sind es rund 13'000 Mitarbeitende. Nach dem geplanten Abbau und der Abspaltung von Alcon sollen in der Schweiz noch 10'500 Novartis-Mitarbeiter übrig sein. Der Anteil von 10 Prozent weltweit soll aber stabil bleiben.
Fokus auf neuartige Methoden
Mit den Abbauplänen will der Pharmakonzern die Effektivität und Effizienz erhöhen. Bei der Produktion will Novartis vermehrt in neuartige Fertigungsplattformen investieren und von traditionelleren Fertigungstechnologien wegkommen. In diesem Zusammenhang hat Novartis bereits Anpassungen in Japan, USA und anderen Ländern angekündigt.
Die Verlagerung von Dienstleistungsaufgaben gehen letztlich auf einen Entscheid von Novartis aus dem Jahr 2014 zurück. Damals schuf der Konzern die Business-Services-Organisation.
Verlagerungen weg aus Basel
Um interne Dienstleistungen zu tiefen Kosten anbieten zu können, baute Novartis fünf globale Servicezentren in Dublin (Irland), Hyderabad (Indien), Kuala Lumpur (Malaysia), Mexiko-Stadt (Mexiko) und Prag (Tschechische Republik) auf. Nun sollen sowohl Führungs- wie auch normale Positionen in diese Servicezentren verlagert werden. Diese Verlagerungen werden vor allem den Campus Basel betreffen.
Im Vorfeld berichteten Gewerkschaften, dass für Dienstagmorgen eine Mitarbeiterversammlung einberufen worden sei.