Produzent Entomos gehts madig
Schweizer Insekten sind zu teuer

Nach Coop bietet nun auch die Migros Insektenprodukte an. Vom Trend profitieren vor allem Hersteller aus dem Ausland. Der Schweizer Pionier dagegen ist von der Nachfrage enttäuscht. Jetzt soll das Unternehmen sogar verkauft werden.
Publiziert: 17.10.2018 um 17:50 Uhr
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Aktualisiert: 18.10.2018 um 11:39 Uhr
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Wer mit Insekten kochen will, kann die Zutaten nun auch bei der Migros kaufen.
Foto: Keystone
Julia Fritsche

Seit dieser Woche gibts Würmer, Grillen und Heuschrecken auch bei der Migros. Ganz und getrocknet verkauft sie 15 Gramm Europäische Wanderheuschrecken für 6.90 Franken und das doppelte Quantum Mehlwürmer für 3.90 Franken. Beide Produkte und auch die Grillen kommen aus den Niederlanden.

Coop bietet Insekten schon länger an. Es handle sich aber um ein Nischenprodukt, so der Detailhändler gegenüber SRF. Damit das nicht so bleibt, wirbt Coop fleissig für seine Produkte. «Eine neue Geschmackswelt» verspricht das Unternehmen in seinem aktuellen Magazin. Angepriesen werden Nuss-Snacks in den Geschmacksrichtungen Salz, Paprika und Curry. Zwischen den Nüssen und Mandeln tummeln sich Mehlwürmer.

Wenig Nachfrage bei Luzerner Firma

Coop verkauft seine Insektenprodukte in rund 60 Supermärkten und online. «Wenn die Nachfrage weiterhin so gross bleibt, prüfen wir, weitere Insektenprodukte in unser Sortiment aufzunehmen», sagt eine Sprecherin auf BLICK-Anfrage. Die Migros will erst mal abwarten, wie die Kunden reagieren.

Die Snacks wie auch die Mehlwurm-Burger und Insektenriegel von Coop werden von der Firma Essento aus Zürich produziert. Die Zutaten bezieht das Start-up aus dem Ausland, zum Teil aber auch von der Firma Entomos aus Grossdietwil LU, wie der Verkaufschef gegenüber «Zentralplus» sagt.

Beim Luzerner Unternehmen ist der Insektenhype aber bisher nicht angekommen. Wegen der geringen Nachfrage sei die Produktion bescheiden, erklärt Geschäftsführer Urs Fanger gegenüber der SRF-Nachrichtensendung «10 vor 10». Deshalb seien die Kosten hoch. Folge: Die Mutterfirma Andermatt-Gruppe will ihre Insektenzucht-Tochter verkaufen. Entomos züchtet und verkauft seit Sommer 2017 Lebensmittelinsekten. Damit war sie Pionierin in der Schweiz.

Rund 20 Franken für 30 Gramm

Der Grund, dass Schweizer Händler die Rohstoffe lieber im Ausland beziehen, liegt beim Preis. Ein Blick auf den Entomos-Verkaufskanal zeigt, dass inländische Insekten deutlich teurer sind. Für 30 Gramm Grillen verlangen die Produzenten 19.90 Franken. Zum Vergleich: Migros verkauft 20 Gramm für 4.90 Franken.

Viel zu teuer seien die Schweizer Insekten, sagt ein Migros-Sprecher auf Anfrage. «Wir wollten die Produkte für rund fünf Franken anbieten.» Mit einem tiefen Preis würden die Kunden die Produkte eher mal zum Probieren kaufen. 

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