Neues Paketzentrum im Tessin eröffnet
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Weitere Zentren sollen folgen:Neues Paketzentrum im Tessin eröffnet

Post-Chef baut wegen Päckli-Boom Logistik aus
«Wir investieren bis zu einer Milliarde Franken»

Post-Chef Roberto Cirillo gibt Gas und investiert in den kommenden zehn Jahren eine Milliarde Franken in den Ausbau der Logistik. Eine Rechnung, die nicht aufgeht, moniert der liberale Think Tank Avenir Suisse.
Publiziert: 11.10.2019 um 23:35 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2019 um 13:01 Uhr
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Mit der Anlage in Cadenazzo, die erste ihrer Art und eine «Herzensanlgelegenheit», wie Post-Chef Roberto Cirillo im Gespräch mit BLICK betont, investiert die Post bis Ende 2020 satte 200 Millionen Franken in neue regionale Paketzentren.
Foto: www.steineggerpix.com
Sven Zaugg

Im Süden scheint für Roberto Cirillo (48) die Sonne. Hier in Cadenazzo TI ist der im Tessin aufgewachsene Post-Chef, der sonst von Bundesbern die Geschicke des gelben Riesen lenkt, im Element. 

Der schweizerisch-italienische Doppelbürger spricht vom Onlinehandel, der der Post einen Paketboom beschert. Er spricht davon, dass das neue Verteilzentrum in der Nähe von Bellinzona 8000 Pakete pro Stunde zu sortieren vermag. Davon, dass sich die Investitionen in die neuen Anlagen dereinst lohnen werden. Und davon, dass die Post vergangenes Jahr 138 Millionen Pakete verarbeitet hat. Tendenz steigend.

Eine «Herzensangelegenheit»

Mit Anlagen wie der in Cadenazzo, die erste ihrer Art und eine «Herzensangelegenheit», wie Cirillo im Gespräch mit BLICK betont, investiert die Post bis Ende 2020 satte 200 Millionen Franken in neue regionale Paketzentren. Weitere will der Post-Chef in Ostermundigen BE und Untervaz GR sowie Vetroz VS aus dem Boden stampfen. «Damit sind wir näher bei den Kunden, sparen Transportwege und können schneller ausliefern», sagt Cirillo.

Und legt nach: «Wir werden in den kommenden zehn Jahren bis zu einer Milliarde Franken in den Ausbau unserer gesamten Logistik investieren.» Die erste Tranche von rund 200 Millionen für die regionalen Verteilzentren markiere erst den Anfang.

Verhandlungen über Preiserhöhungen

Natürlich sei man sich bewusst, sagt Cirillo, dass die Post den Rückgang des Briefgeschäfts durch den Paketboom kurzfristig nicht kompensieren könne. «Auf lange Sicht ist jedoch entscheidend, wo die Nachfrage am grössten ist. Das ist bei den Paketen, und dort investieren wir.»

Die horrenden Investitionen haben ihren Preis – vor allem für Geschäftskunden. Sie müssen künftig tiefer in die Portokasse greifen. «Ich bin sicher, dass wir bei der Preisgestaltung noch einen gewissen Spielraum haben», sagt Cirillo. Höhere Preise dürften vor allem bei den kleineren Versandhändlern für Zähneknirschen sorgen. Aber: «Die Gespräche verlaufen positiv», sagt Cirillo.

Höhere Volumen, tiefere Margen

Ob die Rechnung letztlich aufgeht, bezweifelt Samuel Rutz vom liberalen Think Tank Avenir Suisse. «Die Volumen bei den Paketen nehmen zwar zu, gleichzeitig sinken aber auch die Margen.» Es sei unrealistisch, dass der künftige Gewinnrückgang im Briefmarkt durch die positive Mengenentwicklung im Paketmarkt aufgefangen werden könne, glaubt Rutz.

Ohnehin liegen für Rutz die Probleme beim gelben Riesen tiefer. «Es braucht eine Transformation. Einerseits sollten die verschiedenen Grundversorgungsaufträge entschlackt werden – sie entsprechen schlicht nicht mehr den Bedürfnissen einer digitalisierten Gesellschaft», so Rutz.

Im Regulierungskorsett gefangen

Andererseits müsse das «Schönwetterkonstrukt Postfinance» schleunigst überdacht werden. «Im heutigen Regulierungskorsett droht dieses schon in naher Zukunft in der Verlustzone abzurutschen», so Rutz. Der Post-Kritiker plädiert daher für eine vollständige Privatisierung der Postfinance. «Sonst wird der Steuerzahler früher oder später die Zeche bezahlen müssen», warnt der Avenir-Suisse-Mann.

Darüber hinaus stellten auch die Postautos nach wie vor eine Baustelle dar. «Dass der Staat ein Busunternehmen betreibt, das übrigens über keinen Grundversorgungsauftrag verfügt, ist ein Anachronismus», sagt Rutz.

Gespräche mit Sommaruga

Es liegt auf der Hand: Der Paketboom wird die monetären Probleme des Konzerns nicht lösen. Das weiss auch Cirillo, der seit seinem Antritt für eine Gesamtschau der Post plädiert. So hängt vieles davon ab, wie sich die Post in Zukunft positioniert. Und das ist alles andere als klar.

«Wir haben interne Arbeitsgruppen eingesetzt, die sich mit der Zukunft der Post befassen», sagt Cirillo. Zudem laufen intensive Gespräche mit dem Eigner. Die Signale aus dem zuständigen Departement, dem Uvek, unter Leitung von Bundesrätin Simonetta Sommaruga (59), wertet der Post-Chef positiv. «Wir gehen davon aus, dass wir im Sommer 2020 offiziell über eine konkrete Strategie der Post informieren können», verspricht Cirillo.

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