Mit Andy Rihs (†75) verliert die Schweiz nicht nur einen grossen Sportförderer, sondern auch einen schillernden Unternehmer. 1966 übernahm er mit seinem Bruder Hans-Ueli Rihs (73) von seinem verstorbenen Vater den in argen finanziellen Nöten steckenden Hörgerätehersteller Phonak mit Sitz in Stäfa ZH.
Zusammen mit Beda Diethelm (76) verwandelten sie Phonak in den nächsten Jahrzehnten zu einer der grössten Hörgerätefirmen der Welt. Bis April 2000 führte Andy Rihs die heutige Sonova. 2002 übernahm er die Leitung noch einmal für ein halbes Jahr.
Verhängnisvolle Gewinnwarnung
Von 1992 bis 2011 war Andy Rihs auch Verwaltungsratspräsident der Phonak/Sonova Holding. Im März 2011 musste er im Zusammenhang mit einer vorbörslichen Warnung vor Verlusten zurücktreten. Der Aktienkurs brach ein.
Noch gravierender: Manager aus Geschäftsleitung und Verwaltungsrat hatten vor der Gewinnwarnung Aktien und Optionen im Wert von 47 Millionen Franken verkauft. Allein Andy Rihs’ Aktien im Wert von 37,5 Millionen Franken.
Die Staatsanwaltschaft Zürich leitete wegen Verdachts auf Insiderhandel eine Strafuntersuchung gegen Rihs und acht weitere Personen des Managements ein. 2012 wurde das Verfahren eingestellt. Die Behörden kamen zum Schluss, dass die Insiderstrafnorm nicht verletzt wurde.
Velofan lässt Fahrräder bauen
Seit 2007 befinden sich Phonak und andere Kernmarken unter dem Dach der Sonova Holding AG, die mehr als zwei Milliarden Franken Umsatz pro Jahr macht.
Velofan Rihs war nicht nur lange Jahre Sponsor des Teams Phonak und dem BMC Racing Team. Er kaufte sich 2001 den Fahrradhersteller BMC mit Sitz in Grenchen SO. Er stellte die Produktpalette um und entwickelte neu auch Rennvelos. 2003 exportierte Rihs die Velos erfolgreich ins Ausland.
Erfolgreicher Hotelier
Unternehmerisches Sorgenkind von Rihs waren die E-Bikes der Marke Stromer. Die technologisch fortschrittlichen Bikes kamen nie so richtig in die Gänge. Die Firma schrieb jahrelang Verlust. 2015 musste Rihs schweren Herzens in den beiden letzten Stromer-Shops den Stecker ziehen.
Ebenfalls wenig Erfolg hatte Rihs mit seinem Engagement bei der Gratiszeitung «.ch», wo er im Verwaltungsrat sass. Im Mai 2009 wurde die Publikation von einem Tag auf den anderen eingestellt. Rund 70 Angestellte verloren ihren Job. Die Investoren, darunter auch Andy Rihs, waren nicht mehr gewillt, nochmals neues Kapital einzuschiessen. Sie hatten bereits einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in die Zeitung investiert.
Zwei Jahre in Paris
Bonvivant Rihs, der schon als 22-Jähriger eine Zeit lang in Paris lebte, verbrachte einen grossen Teil seines Lebens in der Provence. Dort besass er das Gut «La Coquillade», ein herrschaftliches Anwesen mit 64 Zimmern und einem Weingut, auf dem rund 130’000 Flaschen jährlich produziert wurden.
Rihs – Vater zweier erwachsener Söhne – besass zudem ein Weingut in Neuseeland und eine Rinderfirma in den USA. In der Schweiz wohnte Rihs – laut der «Bilanz» einer der 100 reichsten Schweizer – zuletzt in Hombrechtikon ZH. 2016 meldete er sich ab, was die Gemeinde in arge finanzielle Schwierigkeiten brachte – kein Wunder, wenn ein Multimilliardär wegzieht.