Novartis baut in Stein AG aus
450 neue Stellen dank eines einzigen Medikaments

Novartis investiert in die Herstellung von Zell- und Gentherapien in Stein (AG) und will dort bis zu 450 neue Stellen in den kommenden drei Jahren schaffen.
Publiziert: 27.08.2018 um 08:32 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:08 Uhr
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Novartis investiert in der Schweiz: Bis in drei Jahren sollen in Stein (AG) bis zu 450 neue Stellen geschaffen werden. (Archiv)
Foto: KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Dafür sind gestaffelt Investitionen von bis zu 90 Millionen Franken geplant, wie der Pharmakonzern am Montag mitteilte. Je nach Bedarf könnte das Investitionsvolumen sogar auf 120 Millionen Franken steigen.

Der Bau einer Produktionsanlage für neuartige Zell- und Gentherapien soll laut den Angaben die Einführung dieser Therapien in Europa vorantreiben. Anfänglich sollen rund 260 neue Stellen entstehen, mit einem Potenzial von bis zu 450 neuen Jobs. Ein Neubau ist deswegen im aargauischen Stein nicht nötig, die Anlage wird in ein bestehendes Gebäude integriert.

Qualifizierte Mitarbeiter gesucht

Novartis ist zuversichtlich, genügend qualifizierte Mitarbeiter für die neuen Stellen in Stein zu finden. Dabei sollen einerseits bereits angestellte Mitarbeiter mittels Weiterbildung und Training für die neuen, anspruchsvollen Jobs fit gemacht werden. Zudem plant Novartis auch Neuanstellungen.

Die ersten Therapien aus Stein werden voraussichtlich Anfang 2020 für Patienten in Europa und der Schweiz verfügbar sein. Novartis stellt bereits Zell- und Gentherapien in Morris Plains, New Jersey (USA), her. Zudem wurde im Juli mit dem französischen Unternehmen CELLforCURE ab 2019 die Produktion von Therapien an deren Standort Les Ulis (Essone) in Frankreich vereinbart. Technisch wäre es zwar möglich, in den USA hergestellte Zell- und Gentherapien auch in Europa anzuwenden, logistisch wäre der Aufwand allerdings immens.

Medikament bald auch in der Schweiz

Der Ausbau in der Schweiz und in Frankreich steht im Zusammenhang mit der europäischen Zulassung eines neuen Krebsmedikaments. Novartis hat für seine Zell-Therapie Kymriah die Zulassung von der Europäischen Kommission erhalten.

Die Zulassung betrifft zwei sogenannte B-Zell-Malignome: einerseits die akute lymphoblastische Leukämie (ALL) der B-Zellen bei Patienten im Alter bis 25 Jahren sowie das diffuse grosszellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) bei Erwachsenen, wie der Pharmakonzern am Montag mitteilte. Für die Schweiz ist die Zulassung beantragt, Novartis hofft, diese im Herbst von den Schweizer Behörden zu erhalten.

Hohe Therapiekosten

Kymriah, das in Zusammenarbeit mit der University of Pennsylvania (Penn) entwickelt wurde, ist eine Einmalbehandlung, welche die eigenen T-Zellen des Patienten verwendet, um den Krebs zu bekämpfen. Es ist zudem die einzige T-Zelltherapie (CAR-T-Zell-Therapie), die eine behördliche Zulassung in der EU für diese zwei bestimmten Tumore erhalten hat.

Ein Problem der Therapie ist allerdings der hohe Preis. In den USA etwa kostet eine Kymriah-Therapie 475'000 US-Dollar. Novartis sagt dazu, man werde mit den jeweiligen Gesundheitsbehörden zusammenarbeiten im Hinblick auf eine «faire, wertbasierte Preisgestaltung, die für die nationalen Gesundheitssysteme tragbar ist.»

Novartis-Präsident Jörg Reinhardt hatte die Kosten im letzten Dezember in einem Interview mit «Blick» verteidigt. Es handle sich um eine Einmal-Behandlung, während Standardtherapien, die jährlich 100'000 Franken kosten, viel teurer werden könnten. Kymriah sei auch nicht einfach eine Tablette, sondern ein hochkomplexes Verfahren. Den Patienten würden Zellen entnommen, gentherapeutisch modifiziert und wieder zugeführt. Das sei aufwendig und teuer. Die Kosten würden aber nur verrechnet, wenn die Therapie anschlage. (koh)

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