Ferienerinnerungen, Hochzeitsbilder oder wichtige Zeugnisse und Diplome von Hunderten Schweizerinnen und Schweizern sind für immer verloren. Der Telekom-Riese bestätigt gegenüber dem «Tages-Anzeiger», dass die Firma offenbar Daten ihrer Kunden «kürzlich aus Versehen und unwiderruflich gelöscht hat».
Betroffen ist der hauseigene Online-Speicherdienst MyCloud. Heute speichern über 400'000 Schweizerinnen und Schweizer Privatbilder und Videos auf MyCloud. Das Malheur sei komplett selbst verschuldet, sagt die Swisscom gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Man bedauere das ausserordentlich. «Es handelt sich um einen Fehler, der bei der internen Entwicklung einer Software-Komponente entstanden ist.»
Swisscom verspricht finanzielle Entschädigung
Wie viele Kunden genau betroffen seien, wollte die Swisscom offenbar nicht angeben. Sie spricht von «einigen Hundert MyCloud-Nutzern». Die Löschung soll vor rund zwei Wochen passiert sein. Offenbar hat sich ein Computer-Skript selbstständig gemacht.
Doch anstatt öffentlich über die Panne zu informieren, entschied sich das Unternehmen laut «Tages-Anzeiger», betroffene Kunden telefonisch zu benachrichtigen. In persönlichen Gesprächen wurden die Kunden auf die gelöschten Dateien aufmerksam gemacht. Dazu soll die Swisscom den Kunden finanzielle Entschädigung von bis zu 50 Franken angeboten haben.
Bereits die zweite Datenpanne
Zwar seien bei den meisten Kunden nur fünf Prozent der Daten von der Löschung betroffen, doch besser macht das den Fehler nicht. Swisscom will IT-Vorreiter in der Schweiz sein, nimmt sich gerne mal die Silicon-Valley-Firmen zum Vorbild und misst sich in verschiedenen Geschäftsbereichen mit Branchen-Riesen wie Google, Amazon oder IBM.
Da fällt das Löschen solcher Daten als besonders dilettantisch auf, zumal der blaue Riese auch immer mit dem Standort Schweiz und der Tatsache, dass die Daten in der Schweiz bleiben und keinem ausländischen Konzern in die Hände fallen, wirbt. Nun muss man sagen: Im Ausland hätte der MyCloud-Kunde zwar weniger Kontrolle über seine Daten, dafür gäbe es sie noch.
Das ist die zweite grössere Datenpanne bei der Swisscom, die in jüngster Zeit bekannt wird. So stellte die Swisscom Ende 2017 fest, dass die Daten von 800'000 Privatkunden – Namen, Adressen, Geburtsdaten und Telefonnummern – in falsche Hände geraten waren, darunter auch diejenigen des Swisscom-Chefs Urs Schäppi. Betroffen vom Leck war nicht die Swisscom selber, sondern eine Partnerfirma. Der Name der Firma ist bis heute nicht bekannt. (zas/vof)