Die Schweizer Wirtschaft läuft auf Hochtouren, es herrscht nahezu Vollbeschäftigung und die Unternehmen geben sich auch für das kommende Jahr optimistisch. Abgesehen von einer leichten konjunkturellen Delle hat die Schweiz nur wenig zu befürchten. Wären da nicht der Brexit, der US-chinesische Handelskrieg und das serbelnde Italien. Das Chaos im Ausland drängt die Investoren in den Schweizer Franken. Als Folge wertet sich die heimische Währung auf.
Um die Wirtschaft zu «schützen», schwächt die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Franken mit dem Kauf von Euro sowie einem Negativzins von 0,75 Prozent. Davon profitieren die Exportwirtschaft und der Tourismus. Unter Druck stehen dagegen die Finanzindustrie und die Pensionskassen. Nun fordern Bankökonomen immer lauter ein Ende der Negativzinsen.
Auf Kosten der Kleinsparer
Zum Beispiel Martin Neff (58), Chefökonom der Raiffeisen-Bank. «SNB-Präsident Thomas Jordan lieferte bisher keine Belege dafür, dass die Negativzinsen zur Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen Stabilität beitragen», sagt Neff. Im Gegenteil: «Die Kosten dieser Politik müssen die Pensionskassen, die Banken und Kleinsparer tragen.» Negativzinsen führten unter anderem dazu, dass Pensionskassen Probleme bekämen, die nötigen Renditen zu erwirtschaften, um die Renten zu finanzieren. Die SNB betreibe eine Geldpolitik, die langfristig mehr schade als nütze, kritisiert Neff.
Auch Daniel Kalt (48), Chefökonom bei UBS Schweiz, äussert sich kritisch zur Geldpolitik der SNB: «Exzessive Immobilienpreise sind die direkte Folge der Negativzinspolitik der Nationalbank und der Anleihenkaufprogramme anderer Zentralbanken.» Mangels attraktiver Anlagemöglichkeiten fliesse das Geld in Immobilien, die niemand brauche, sagt Kalt. Die Folge davon sei eine der höchsten Leerstandsquoten seit den 1990er-Jahren. Insgesamt stehen hierzulande über 70'000 Wohnungen leer.
Kalt sagt: «Die Nationalbank hätte es wagen können, die Zinsen anzuheben, als der Franken vor Jahresfrist gegenüber dem Euro gegen 1.20 tendierte.» Doch dieses Zeitfenster liess die SNB ungenutzt verstreichen. Nun beginne das bange Warten auf die Europäischen Zentralbank (EZB). Deren Chef, Mario Draghi (71), liess verlauten, die Zinsen blieben mindestens über den Sommer 2019 auf dem heutigen Stand.
Das lange warten auf die EZB
Nicht nur bei Bankökonomen löst Jordans Zaudern Kopfschütteln aus. Laut Rudolf Minsch (50), Chefökonom des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse, ist die Zinsdifferenz zum Euro vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wichtig, um die Flucht in den Franken zu dämpfen. Doch der Wirtschaft gehe es blendend, Negativzinsen seien verfehlt. Mehr noch: «Wenn die EZB verbindliche Zinsschritte in Aussicht stellt, wird die SNB wieder handlungsfähig.» Eine Zinserhöhung vor der EZB sollte dann möglich sein, ohne dass sich der Franken gegenüber dem Euro stark verteuere, sagt Minsch.
Davon lässt sich Jordan nicht beeindrucken: Der Präsident hat in seiner Lagebeurteilung vor knapp zwei Wochen klargemacht, dass die SNB ihren geldpolitischen Kurs nicht ändern wird, solange sich die EZB nicht bewegt.
Aus Sicht der Arbeitnehmer dürfte 2019 – mit Abstrichen – ein ordentliches Jahr werden. Dank der besseren Konjunktur sinkt die Arbeitslosigkeit. Das macht die Arbeitsplätze sicherer. Und: «In verschiedenen Branchen wie dem Bau gibt es bessere Gesamtarbeitsverträge», sagt Daniel Lampart (49), Chefökonom des Gewerkschaftsbundes. Das heisst konkret: Mehr Lohn, mehr Sicherheit und bessere Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Probleme: Den Pensionskassen geht es schlechter. Das bedeutet: Höhere Beiträge und später trotzdem weniger Rente. «Weil die Arbeitgeber geizig sind mit Lohnerhöhungen, bleibt am Schluss weniger Geld zum Leben», sagt Lampart. Für den Grossteil der Arbeitnehmenden werden die Löhne 2019 nominal zwischen 0,5 und 1,5 Prozent steigen. Mit der Teuerung und den steigenden Krankenkassen wird unter dem Strich das Portemonnaie nicht dicker. Im Detailhandel ist Aufschwung hingegen noch nicht richtig angekommen. «Weil die Löhne in der Schweiz zu wenig steigen. Und weil Onlinehändler aus dem Ausland Marktanteile abjagen», so Lampart. (zas)
Aus Sicht der Arbeitnehmer dürfte 2019 – mit Abstrichen – ein ordentliches Jahr werden. Dank der besseren Konjunktur sinkt die Arbeitslosigkeit. Das macht die Arbeitsplätze sicherer. Und: «In verschiedenen Branchen wie dem Bau gibt es bessere Gesamtarbeitsverträge», sagt Daniel Lampart (49), Chefökonom des Gewerkschaftsbundes. Das heisst konkret: Mehr Lohn, mehr Sicherheit und bessere Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Probleme: Den Pensionskassen geht es schlechter. Das bedeutet: Höhere Beiträge und später trotzdem weniger Rente. «Weil die Arbeitgeber geizig sind mit Lohnerhöhungen, bleibt am Schluss weniger Geld zum Leben», sagt Lampart. Für den Grossteil der Arbeitnehmenden werden die Löhne 2019 nominal zwischen 0,5 und 1,5 Prozent steigen. Mit der Teuerung und den steigenden Krankenkassen wird unter dem Strich das Portemonnaie nicht dicker. Im Detailhandel ist Aufschwung hingegen noch nicht richtig angekommen. «Weil die Löhne in der Schweiz zu wenig steigen. Und weil Onlinehändler aus dem Ausland Marktanteile abjagen», so Lampart. (zas)