Der Geschäftsführer der deutschen Unternehmensgruppe Tengelmann, Karl-Erivan Haub (58), wird seit Samstag in den Schweizer Alpen vermisst. Seine Spur verliert sich, nachdem Haub mit der Klein-Matterhorn-Bahn hochfuhr, um für das Skitourenrennen «Patrouille des Glaciers» von nächster Woche zu trainieren. Der milliardenschwere Tengelmann-Erbe betreibt seit Jahren Extremsport, läuft Marathons und ist leidenschaftlicher Ski-Alpinist. Mit seiner Frau Katrin ist Haub seit 1989 verheiratet und hat Zwillinge.
Seit 2010 steht der damals 50-jährige Haub mit seinem jüngeren Bruder Christian an der Spitze des Tengelmann-Konzern, nachdem der vor wenigen Wochen verstorbene Vater und Patron Erivan (85†) ihnen das Zepter übergab. Heute zählen zur Tengelmann-Gruppe die OBI-Baumärkte, die Discounter Kik (Textil) und Netto (Lebensmittel), die Immobiliengesellschaft Trei Real Estate sowie die Beteiligungsgesellschaften Emil Capital Partners in den USA. Sogar eine Beteiligung am Online-Modehaus Zalando hält die Gruppe, die einen Jahresumsatz von 9 Milliarden Euro erzielt.
Vom Kolonialwarenladen zum Imperium
Die Geschichte des Konzerns liest sich wie ein Erfolgsmärchen: Das Tengelmann-Familienunternehmen wurde 1867 in Deutschland gegründet. Im Laufe der Jahre mutierte die Firma vom Kolonialwarenladen zum Kaffee-, Tee- und Kakaohändler. Zur Zeit des Ersten Weltkriegs gab es in Deutschland bereits über 560 Filialen. Und es ging weiter steil bergauf.
Weitere Produktionsstätten für Getreide- und Malzkaffee, Puddingpulver und Kekse kamen dazu. 1969 nahm Karls Vater Erivan Haub die Zügel in die Hand und führte das Unternehmen weiter auf Erfolgs- und Expansionskurs. Mit Haub senior an der Spitze gründete er den Markendiscounter Plus und beteiligte sich weltweit an Unternehmen, wie etwa an der amerikanischen Firma The Great Atlantic and Pacific Tea Company. Das Unternehmen, das immer in den Händen des Haub-Clans blieb, wurde immer grösser.
Luxus-Hotel an der Goldküste floppte
2016 wollte sich sogar die Migros ein Stück vom Kuchen ergattern, als die Tengelmann-Gruppe das Tochterunternehmen Edeka verkaufen wollte, blieb jedoch erfolglos. Kein gutes Händchen hatte Haub 2003 mit dem Kauf des Nobelhotels Ermitage in Küsnacht ZH. 2005 musste er das Haus bereits wieder dichtmachen.
Aber die Familie Haub tickt anders als viele Erben milliardenschwerer Konzerne. Ihr ist nicht allein nur der Umsatzwachstum und die Renditensteigerung wichtig, sie setzt sich auch für den Schutz der Natur ein. Sie verbannte Schildkrötensuppen aus den Regalen. 1987 nahm die Unternehmensgruppe alle phosphathaltigen Waschmittel aus dem Sortiment, wenig später alle Sprays mit FCKW.