Schweizer wohnen noch immer unökologisch
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Beliebte Öl- und Gasheizungen:Schweizer wohnen noch immer unökologisch

Nur in Basel haben weniger als 70 Prozent der Wohnhäuser Öl- und Gasheizungen
Schweizer Städte heizen immer noch dem Klima ein

Wohnliegenschaften sind verantwortlich für ein Viertel des gesamten Schweizer CO2-Ausstosses. Der Grund sind Öl- und Gasheizungen. Nur in Basel haben weniger als 70 Prozent der Wohnhäuser Öl- und Gasheizungen.
Publiziert: 13.05.2020 um 09:58 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2022 um 14:30 Uhr
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In Zürich werden 111'663 Wohnhäuser noch mit Öl oder Gas beheizt.
Foto: Keystone
Dorothea Vollenweider

Bei Treibhausgasen denken wir zuerst an die Industrie, an den Verkehr oder an die Landwirtschaft. Dabei gehören Wohngebäude genauso zu den Klimaschleudern. Sie verursachen jedes Jahr 11,2 Millionen Tonnen CO2. Das sind 24 Prozent des gesamten Schweizer Ausstosses.

Zu diesem Schluss kommt eine Analyse der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Der Grund dafür sind Öl- und Gasheizungen. «Heute werden noch rund 60 Prozent aller Wohngebäude mit Gas oder Öl beheizt», sagt Jörn Schellenberg (47), Immobilienexperte der ZKB. Mehrfamilienhäuser mit solchen Heizungen schaden dem Klima mehr als Einfamilienhäuser.

Die Städte haben ein Problem

Die Mehrfamilienhäuser stehen vor allem in den Schweizer Städten. «Die Städte haben ein Problem», sagt Schellenberg. In den Städten ist der Anteil an mit Öl und Gas beheizten Gebäuden derzeit mit 71 Prozent am höchsten.

Blick liegt die Top Ten der Städte mit der grössten Anzahl an mit Öl oder Gas beheizten Wohnungen vor. Bei der Gesamtzahl macht Zürich das Rennen: 111'663 Wohnhäuser werden dort derzeit noch mit Öl oder Gas beheizt. Das macht einen Anteil von 74 Prozent aller Wohngebäude.

Genf mit höchstem Anteil

Gemessen am Anteil wohnen jedoch in Genf die meisten Klimasünder: 94 Prozent der Wohngebäude werden dort noch mit Gas oder Öl beheizt. Das entspricht 49'925 Wohnhäusern. Der Grund für diesen hohen Anteil ist ein Gesetz, das verhindern soll, dass Mieten in der Stadt am Genfersee noch weiter ansteigen. Es verhindert das Überwälzen der Kosten für Instandhaltung, Sanierung und Renovierung auf die Mieter.

«Die Regelung führt dazu, dass die Eigentümer kaum noch in Sanierungen investieren. Entsprechend ist die Gebäudequalität allgemein schlechter», erklärt Schellenberg.

Deutlich vorbildlicher ist Basel unterwegs: Der Anteil Wohnhäuser mit Öl- oder Gasheizung beträgt dort lediglich 48 Prozent. «Entscheidend dafür ist, dass die Stadt Basel ein gut ausgebautes Fernwärmenetz hat», so Schellenberg weiter.

Klimaziel rückt in weite Ferne

«In den Städten muss ein Wandel erfolgen», sagt der Immobilienexperte. Sonst sei das Erreichen des Klimaziels 2050 kaum möglich. Beim Neubau hat der Wandel schon eingesetzt. Dort kommen zum grossen Teil bereits nachhaltige Lösungen wie Wärmepumpen oder Fernwärme zum Einsatz. Doch das reicht nicht. «Verlassen wir uns allein auf den Neubau, würden wir die Klimaziele erst in rund 100 Jahren erreichen.» Doch wir haben nur noch 30 Jahre, bis wir die Klimaneutralität erreicht haben müssen.

Schellenberg: «Die grösste Herausforderung besteht beim Altbau.» Dort müssen die Heizungen ersetzt werden. Ab jetzt müsste jeder zweite Heizungsersatz von einer Öl- und Gasheizung auf eine mit regenerativen Energien erfolgen. «Das wäre ein spektakulärer Umschwung.»

Wärmepumpen in Städten schwierig

«In der Stadt ist der Einsatz von Wärmepumpen schwieriger als im ländlichen Gebiet», sagt Thomas Ammann, zuständig für Energie- und Bautechnik beim Hauseigentümerverband HEV Schweiz. Er stellt bei den Eigentümern von Liegenschaften zwar ein Umdenken fest, «doch die hohen Kosten der Anfangsinvestition stellen oftmals eine Hürde dar».

Das Problem: Beim Wechsel auf erneuerbare Energien muss einiges mehr abgeklärt und beachtet werden. Bei Wärmepumpen müssen beispielsweise Bohrungen möglich sein oder Schallanforderungen erfüllt werden. «Beides ist in Städten eher schwierig», sagt Ammann. Zudem müsse die Gebäudehülle mit dem Heizungssystem zusammenpassen.

Laut Ammann sind die Gebäude in Sachen Treibhausgasaustoss aber auf Kurs. «Wenn die anderen Bereiche ihre Hausaufgaben auch erfüllen, dann geht die Rechnung auf», sagt er. «Wenn hingegen der Gebäudebereich die Versäumnisse des Verkehrs ausbaden soll, dann reichen die heutigen Massnahmen wohl nicht aus.»

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