Nur die Lage zählt am Immobilienmarkt
Da nützt alle Schönheit nichts

Jedes Jahr kürt die «Schweizer Illustrierte» die schönsten Dörfer der Schweiz. Ein Preis, der den Wert der dort gelegenen Immobilien selten in die Höhe treibt. Es gibt allerdings wenige Ausnahmen, wo Lage und Schönheit stimmen, dann kann auch der Preis steigen.
Publiziert: 07.08.2019 um 17:53 Uhr
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Gehört zu den schönsten und teuersten Dörfern der Schweiz: Sils im Engadin. Hier ist der Quadratmeter fast so teuer wie in Zürich oder Genf.
Foto: Pierre Adenis/laif
Christian Kolbe

Am Immobilienmarkt gibt es ein unbestrittenes Gesetz, wenn es um den Wert und vor allem die Wertsteigerung von Immobilen geht: Lage, Lage, Lage! Das heisst vor allem die Lage, also der Ort an dem eine Immobilie liegt, entscheidet über deren Wert. Andere Kriterien wie etwas Art des Ausbaus, oder Zustand der Immobilie spielen erst an zweiter Stelle eine Rolle. Und auch die Schönheit der Umgebung hat selten einen Einfluss auf die Wertsteigerung einer Immobilie. 

Denn sonst müssten Häuser und Wohnungen in den schönsten Dörfern der Schweiz, die einmal pro Jahr von den Lesern und Leserinnen der «Schweizer Illustrierten» gekürt werden, zu den begehrtesten Immobilien der Schweiz gehören. Die Wahl findet seit fünf Jahren statt, dieses Jahr am 21. August. 

Bestes Beispiel ist Albinen

Wer sich also überlegt, noch vor der Wahl ein Immo-Schnäppchen in einem der 12 Finalisten-Dörfer aus den vier Sprachregionen der Schweiz zu ergattern, der kann sich ruhig Zeit lassen. Denn die Kür zum schönsten Dorf der Schweiz ist nicht gleichbedeutend mit einer Explosion der Immobilien-Preise.

Im Gegenteil: Das malerische Waliser Dorf Albinen zum Beispiel ist auch dieses Jahr unter den Finalisten. Auf der Liste der bisherigen Finalisten rangiert Albinen auf dem zweitletzten Platz mit einem Quadratmeterpreis von 3900 Franken für Wohneigentum im gehobenen Segment. Das hat die UBS in einer Zusatzstudie zum vierteljährlich erscheinenden Immobilienblasenindex berechnet. Schlechter schneidet nur noch die Jura-Schönheit Clos du Doubs ab.

Albinen nützt all die Schönheit nichts, denn das Dorf leidet wie andere ländliche Gebiete unter der Landflucht. Das heisst, die Bewohner kehren dem intakten Dorfbild den Rücken, wandern lieber in die Stadt ab. Das führte 2017 so weit, dass Albinen sogar per Inserat und mit einer Prämie neue Einwohner suchte. Der Vorteil von Albinen und anderen schönen Dörfern: die Immopreise bleiben moderat und vor allem die Schönheit bleibt erhalten, weil keine Notwendigkeit zu Verdichtung oder Neubauten besteht.

Sils hat gleich beides

Es gibt auch Ausnahmen, die aber die Regel bestätigen: Im Sils im Engadin GR kostet der Quadratmeter im gehobenen Segment über 15'000 Franken. Ein Preis der mit einer begehrten Lage in einem städtischen Zentrum wie Zürich oder Genf vergleichbar ist. Als Nachbarort von St. Moritz profitiert Sils von der globalen Ausstrahlung der ganzen Region – und ist entsprechend begehrt bei reichen Immobilieninteressenten.

Mit grossem Abstand folgt Morcote im Tessin als zweitteuerste Destination unter den schönsten Dörfern der Schweiz. Damit gehören Sils und Morcote zu den lediglich sieben von den insgesamt 47 untersuchten dörflichen Schönheiten der Schweiz, in denen eine Wohnung im gehobenen Segment mit 100 Quadratmetern mehr als eine Million Franken kostet. 

Die UBS hat allerdings auch drei Schönheiten mit Preissteigerungspotenzial ausgemacht: Regensberg ZH, Falera GR und Calanca beziehungsweise den Weiler Landarenca GR, der 2019 ebenfalls nominiert ist. Bei Regensberg dürfte die Nähe zur Wirtschaftsmetropole Zürich das Immopreis-Potenzial erklären, ebenso wie in Falera die Lage in der Ski- und Boomregion Flims Laax. Und bei Landarenca? Wohl der Umstand, dass das Dörfchen nur zu Fuss oder mit der Seilbahn zu erreichen ist, kein Auto, die Ruhe der Natur stört. Zudem liegt der Weiler in Graubünden, ist also steuergünstiger als ein Wohnsitz im unmittelbar benachbarten Tessin. 

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