Nicht einmal Tiefpreise ziehen mehr
Schweizer haben Heimelektronik satt

Der Schweizer Handel mit Unterhaltungselektronik, Fotokameras, IT und Bürobedarf hat im ersten Halbjahr 2017 ein Rekordtief verzeichnet. Konsumenten finden offenbar keinen Reiz mehr in diesen Produkten – trotz Tiefpreisen.
Publiziert: 26.08.2017 um 20:07 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:17 Uhr
Angebot ist massiv grösser als die Nachfrage: Der TV-Verkauf harzt.
Foto: Action Press
Ulrich Rotzinger

Die Slogans der Werbung sind aggressiv, doch «Tiefpreisschwur» (Melectronics), «Preise zum Ausrasten» (Interdiscount) oder «Mehr darf Spass nicht kosten» (Media Markt) helfen nicht mehr: «Die Nachfrage nach Multimediaprodukten ist gesättigt wie nie», sagt Experte Luca Giuriato von GfK Switzerland zu BLICK. 

Sein Marktforschungsinstitut hat den Schweizer Handel mit Unterhaltungselektronik, Fotokameras, IT und Büromaterial unter die Lupe genommen. Die Resultate liegen BLICK vor: Das Umsatzvolumen im ersten Halbjahr 2017 beträgt hierzulande lediglich noch 1,86 Milliarden Franken. «Ein Rekordtief», sagt Giuriato.

Einkaufstourismus für einmal nicht schuld

In den vergangenen zehn Jahren gingen 28 Prozent oder 1,3 Milliarden Franken Umsatz verloren, so der Marktkenner weiter. Das sei eine bedenkliche Entwicklung, zumal der Einkaufstourismus damit kaum etwas zu tun hat, weil Heimelektronik in der Schweiz günstiger als etwa in Deutschland ist.

Warum haben Fernseher, Radio, Computer oder Fotokamera «ihren Reiz verloren», wie Giuriato sagt? Der Preiszerfall in den letzten Jahren ist ein Grund, so der Experte. Ein weiterer sei die «Ent-Emotionalisierung» gegenüber Multimediaprodukten.

Die immer gleichen Werbeflyer verleiden

Woche für Woche flattern die Werbeflyer der Heimelektronik-Verkäufer ins Haus oder liegen der Zeitung bei. Mit immer gleichen Produkten. Was die Händler laut Giuriato kaum bedenken: Die zahlreichen technischen Begriffe sind der Kauflust nicht gerade förderlich.

Im Gegenteil: Der Fachjargon schreckt den Konsumenten ab. «Viele Endkunden sind überfordert und irritiert, wie wir in einer Studie kürzlich ermittelt haben», sagt Giuriato.

Händler um bessere Produkterklärungen bemüht

Händler versuchen dieser Entwicklung nun entgegenzuwirken. Sie produzieren nebst Flyern nun auch umfangreiche Kundenmagazine mit Produkte-Erklärungen. Aufgefallen sind hier Media Markt oder im Internet Digitec.ch mit eigenen Service-Inhalten und selbstkritischen Produkttests auf der Startseite.

Was die Multimediaprodukte anbelangt, verspricht sich Giuriato neue Umsatzimpulse durch Bluetooth-Kopfhörer, Mini-Lautsprecher, DAB-Radios oder Drohnen. Letztere erlauben mit der Follow-me-Funktion (dt. folge mir) das Filmen aus neuen Perspektiven. Neue Perspektiven, wie sie auch die Unterhaltungselektronik sucht.

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