Ehrlichkeit ist höchstes Gebot bei der Steuererklärung. Wer trotzdem Vermögen vor dem Fiskus versteckt, kann sich später selbst anzeigen und geht dann straflos aus. Das ist seit 2010 möglich. Diese Reue-Regelung gilt aber nur einmal im Leben. Vom Angebot machten 2018 wieder Zehntausende Steuerpflichtige Gebrauch.
Einen neuen Rekord meldet der Kanton Zürich: 7250 Selbstanzeigen zählte das Steueramt, nach 6200 im Vorjahr. Gut ein dreistelliger Millionenbetrag dürfte in die Kassen fliessen. Wie viel genau, zeigt sich, wenn die Fälle beurteilt wurden. Über 5000 bearbeitete Selbstanzeigen brachten dem Kanton, den Gemeinden und dem Bund im vergangenen Jahr über 120 Millionen Franken ein.
Mischung aus Reue und Angst
Hinter dem Boom in Zürich steckt vor allem eins: «Die Mehrheit der Selbstanzeigen geht auf das Konto des automatischen Informationsaustauschs, des AIA, von Bankdaten zwischen Staaten», sagt Marina Züger, Chefin des kantonalen Steueramts zu BLICK.
Besonders Vermögenswerte in Deutschland wurden so häufig nachgemeldet. Die AIA-Grundlagen wurden 2017 eingeführt. Aber erst im Herbst 2018 fand der erste Datenaustausch mit den Partnerstaaten statt. Dann lief in den meisten Kantonen auch die Frist für Schweizer Steuersünder ab, um im Ausland verstecktes Vermögen oder undeklarierte Immobilien noch straflos anzuzeigen. Einige Kantone, darunter Zürich, akzeptieren auch 2019 noch solche Selbstanzeigen. Vorausgesetzt, sie haben vom Versteckten noch keine Kenntnis.
Kurz zu Ablauf der Frist sagte Jakob Rütsche (66), Präsident der Konferenz der kantonalen Steuerverwaltung zu BLICK: «Es ist jetzt schon absehbar, dass 2018 mehrere Milliarden Franken an Vermögen nachdeklariert wurden.» Auch er verwies auf den AIA als Treiber, reinen Tisch zu machen.
Genfer waren früher reuig
Der Kanton Luzern bestätigt Rütsches Prognose. «Auffällig viele Fälle betreffen wiederum ausländische Geldkonten oder ausländische Liegenschaften», heisst es in einer gestrigen Mitteilung. Die Dienststelle Steuern verzeichnete 644 Selbstanzeigen. 149 mehr als noch 2017. Trotzdem ist der Ertrag auf 9,2 Millionen Franken gesunken. 2017 und 2016 waren es jeweils über 15 Millionen.
Auch aus dem Kanton Zug liegen BLICK aktuelle Zahlen vor: 220 Selbstanzeigen gab es dort, 30 mehr als im Vorjahr.
Fast so viele Reuige wie Zürich zählte der Kanton Genf mit 6490 Selbstanzeigen. Der Rekord vom Vorjahr wurde aber verpasst. 175,4 Millionen Franken brachten neu deklarierte Einkommen und Vermögen an zusätzlichen Steuergeldern ein.
1154 Selbstanzeigen meldet der Kanton Baselland für 2018. Zwar deutlich mehr als der langjährige Durchschnitt, weniger aber als im Vorjahr. Eine AIA-Tendenz ist also auch hier zu beobachten. Wo spielt diese? «Am häufigsten traten Selbstanzeigen in Relation zu Italien auf», so die Steuerverwaltung. Ob das Ferienhäuser oder Renditeobjekte von Schweizern in Italien sind, wird nicht gesagt.
Höchststand erreicht
Wird 2018 schweizweit ein Steuersünder-Rekordjahr? Die Mehrheit der Kantone wird ihre Zahlen erst in den kommenden Wochen veröffentlichen. Und mit Blick aufs laufende Jahr lautet die Prognose aus dem Kanton Baselland: «Tendenziell rechnen wir mit einem Rückgang an straflosen Selbstanzeigen.» Denn bislang verschwiegenes inländisches Vermögen kann weiterhin offengelegt werden.
Marina Züger rechnet für Zürich mit stabilen Zahlen bei den Selbstanzeigen zu inländischen Vermögen. «Banken machen Druck. Besonders bei neuen Konten wird genau hin geschaut.»
Der automatische Informationsaustausch (AIA) sorgt derzeit auch in Indien für Schlagzeilen. 2019 wird das Land Steuerdaten aus der Schweiz erhalten, wie Vijay Kumar Singh (67), Minister aus dem indischen Aussenministerium, diese Woche sagte. Diese könnten auch Informationen zu mutmasslich korrupten Personen beinhalten. Über diese Folge des gemeinsam unterzeichneten Abkommens berichtet die «Times of India». Damit steigt der Druck auf indische Steuerzahler und vor allem Steuerhinterzieher.
Für die Regierung von Indien ist der Datenaustausch ein weiteres Instrument im Kampf gegen Schwarzgeld. Denn in der Schweiz, so vermuten viele Inder, verstecken die reichen Landsleute ihre Gelder. Ein Verdacht, der vor kurzem neue Nahrung bekam. Denn 2017 lag auf Schweizer Banken gut eine Billion Franken von indischen Kunden, so Daten der Schweizerischen Nationalbank von diesem Sommer. Eine Zunahme von über 50 Prozent im Vergleich zu 2016. Diese Entwicklung wurde in Indien als Überraschung gewertet, denn zuvor war die Summe drei Jahre rückläufig. Die Zahlen für 2018 werden zeigen, ob der AIA auch Indern Beine macht.
Der automatische Informationsaustausch (AIA) sorgt derzeit auch in Indien für Schlagzeilen. 2019 wird das Land Steuerdaten aus der Schweiz erhalten, wie Vijay Kumar Singh (67), Minister aus dem indischen Aussenministerium, diese Woche sagte. Diese könnten auch Informationen zu mutmasslich korrupten Personen beinhalten. Über diese Folge des gemeinsam unterzeichneten Abkommens berichtet die «Times of India». Damit steigt der Druck auf indische Steuerzahler und vor allem Steuerhinterzieher.
Für die Regierung von Indien ist der Datenaustausch ein weiteres Instrument im Kampf gegen Schwarzgeld. Denn in der Schweiz, so vermuten viele Inder, verstecken die reichen Landsleute ihre Gelder. Ein Verdacht, der vor kurzem neue Nahrung bekam. Denn 2017 lag auf Schweizer Banken gut eine Billion Franken von indischen Kunden, so Daten der Schweizerischen Nationalbank von diesem Sommer. Eine Zunahme von über 50 Prozent im Vergleich zu 2016. Diese Entwicklung wurde in Indien als Überraschung gewertet, denn zuvor war die Summe drei Jahre rückläufig. Die Zahlen für 2018 werden zeigen, ob der AIA auch Indern Beine macht.