Diese Woche veröffentlichte das Bundesamt für Statistik detaillierte Zahlen zu Umweltschutzausgaben in der Schweiz. 2016 gab die Schweiz insgesamt 11,4 Milliarden Franken für den Umweltschutz aus, was einem Anteil von 1,7 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der Schweiz entspricht.
Überraschend: Im Gegensatz zu den Privathaushalten und der öffentlichen Verwaltung gaben Schweizer Unternehmen 2016 weniger Geld für den Schutz der Umwelt aus, als noch 2008. Damals investierten Firmen mit Sitz in der Schweiz insgesamt 5,4 Milliarden Franken in die Umwelt. 2016 waren es mit 5,2 Milliarden 200 Millionen weniger.
Dabei haben es Unternehmen wie Apple oder Google bereits vorgemacht: Indem sie Millionen in erneuerbare Energien investierten, erhöhen sie ihre Unabhängigkeit von Energieversorgern und sparen langfristig Geld. Positiver Nebeneffekt: Gegenüber ihren Kunden können sie mit ihrer Investition in grüne Energie marketingtechnisch punkten. Ganz anders in der Schweiz.
Emissionen des Schweizer Finanzplatzes
Hier investieren Unternehmen nicht nur weniger in den Ausbau erneuerbarer Energie, sondern ganz allgemein in den Umweltschutz, wie die neuesten Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen. Das kritisiert Georg Klingler von Greenpeace Schweiz: «Unternehmen in der Schweiz investieren zu wenig in den Umwelt- und Klimaschutz.» Während in der EU Firmen durchschnittlich 2,5 Prozent ihrer Bruttowertschöpfung in den Umweltschutz stecken, sind es bei den Schweizer Unternehmen weniger als ein Prozent. Die Erfüllung der Klimaschutzvorgaben des Übereinkommens von Paris werde eine Erhöhung der Investitionen brauchen.
Den grössten Handlungsbedarf sieht Klingler bei den Emissionen des Schweizer Finanzplatzes, bei den stetig steigenden Emissionen durch den Konsum von Gütern und Dienstleitungen und bei der Mobilität. Der Schweizer Finanzplatz verursache mit seinen globalen Aktivitäten mehr als 20-mal so viele Emissionen, wie in der Schweiz jährlich ausgestossen werden. Bei der Mobilität fallen die überdurchschnittlich grossen und schweren Autos und die rasant steigenden Emissionen des Flugverkehrs ins Gewicht. Es fehle an wirksamen politischen Massnahmen für die Erhöhung der Investitionen durch die verantwortlichen Unternehmen. Der Flugverkehr wird von der Politik steuerlich entlastet und vergünstigt – «deshalb wird sich ohne politisches Umdenken in Zukunft wenig ändern».
«Interesse an einer gesunden Umwelt»
Nationalrat Hans-Ulrich Bigler (FDP) ist Direktor des Schweizer Gewerbeverbandes. Er betont, dass sich Schweizer Unternehmen für eine grüne Wirtschaft einsetzten: «Unternehmen sind grün und haben ein Interesse an einer gesunden Umwelt.» So bekenne sich der Gewerbeverband etwa zu den CO 2 -Reduktionszielen des Klimaabkommens von Paris. Im Rahmen der Energieagentur der Wirtschaft haben die angeschlossenen Firmen den Ausstoss von Klimagasen in den letzten 15 Jahren bereits um 30 Prozent reduziert, so Bigler. Als Vizepräsident dieser Agentur findet er deshalb: «Die tieferen Investitionen in den Umweltschutz bedeuteten nicht, dass Unternehmen sich weniger im Umweltbereich einsetzten. Wir haben in den Vorjahren bereits umfangreiche Investitionen in den Umweltbereich getätigt – das zahlt sich nun aus.»