Das Direktorium der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist wahrlich nicht bekannt für markige Worte und abenteuerliche Prognosen. Bei der Vergabe von Krediten durch die Inlandbanken werden die Verantwortlichen jedoch laut.
Grund: Die Hypothekarschulden in der Schweiz haben ein gewaltiges Ausmass erreicht. Zusammengezählt dürfte das Hypothekarkreditvolumen in den Büchern der hiesigen Banken Ende des Jahres 2018 den astronomischen Wert von 1000 Milliarden Franken überschreiten. Ein Rekord.
Diese Immobilienblase bringt sogar SNB-Vize Fritz Zurbrügg (58) in Sorge. Gerade für inlandorientierte Institute wie Kantonalbanken oder Raiffeisen ist die Vergabe von Hypotheken unterdessen das wichtigste und gewinnbringendste Geschäft. Zurbrügg sprach anlässlich der Präsentation des Berichts zur Finanzstabilität 2018 von einem hohen Risikoappetit der Banken in diesem Bereich.
Banken gehen (zu) hohe Risiken ein
Ein Grund: Wegen der Negativzinsen sind die Margen bei den Banken geschrumpft. Um weiter ordentlich Kohle zu scheffeln, gehen die Finanzinstitute bei der Kreditvergabe höhere Risiken ein. «Die inlandorientierten Banken haben ihre Abhängigkeit vom Schweizer Hypothekenmarkt noch verstärkt», sagt Zurbrügg und warnt: Für die Stabilität des Finanzsystems sei es entscheidend, dass die Banken auch zukünftig genügend Eigenmittel halten, um die eingegangenen Risiken zu tragen.
Gleichzeitig nimmt die finanzielle Tragbarkeit – der Zins darf ein Drittel des Einkommens nicht übersteigen – bei den Kreditnehmern ab. Zurbrügg verweist darauf, dass das Verhältnis des Kreditvolumens zum Einkommen einen historischen Höchststand erreicht. Diese Kennziffer gibt an, wie gut ein Kreditnehmer die Zinslast mit seinem laufenden Einkommen tragen kann.
SNB fordert Massnahmen gegen Immo-Crash
Eine tickende Zeitbombe: Steigen die Zinsen dereinst wieder auf Normalniveau an, wird dies am Immobilienmarkt für starke Turbulenzen sorgen. Und fatale Auswirkungen auf die finanzielle Situation der Schweizer Haushalte haben. Denn: Wären die durchschnittlichen Hypothekarsätze heute so hoch wie 2007, würde sich die Zinslast verdoppeln, rechnet die Credit Suisse.
Für viele Haushalte, die über wenig Kapital verfügen, würde das den Ruin bedeuten. Es liegt auf der Hand: Die Banken sind bei der Vergabe von Hypotheken noch immer zu lasch.
Dass die Lage ernst ist, zeigt sich auch daran, dass die SNB Massnahmen gegen das drohende Fiasko fordert. Zum Beispiel die neuerliche Überarbeitung der Selbstregulierungsrichtlinien. Oder regulatorische Änderungen als Ergänzung zu einer verstärkten Aufsicht über besonders exponierte Banken.