Nackte Puppen, Dreck & herumliegende Kleider
So chaotisch ist der letzte Tag im OVS-Flagship-Laden

Die Italo-Besitzer von Vögele-Nachfolger OVS schliessen Filiale um Filiale. Heute schlug das letzte Stündlein des Flagship-Stores in Zürich. BLICK war da – und fand das pure Chaos vor.
Publiziert: 23.06.2018 um 19:14 Uhr
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Aktualisiert: 06.10.2018 um 22:47 Uhr
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Am letzten Tag herrschte im Zürcher Flagship-Store von OVS Chaos – BLICK war vor Ort.
Foto: Konrad Staehelin
Konrad Staehelin

Dass hier was los ist, ist von weitem klar: Direkt gegenüber dem Edel-Kaufhaus Jelmoli und der Navyboot-Boutique schreien den Pösteler an der Zürcher Bahnhofstrasse die Schaufenster an: «Liquidation», «Alles muss raus».

Es ist der letzte Tag des Flagship-Stores – also des grössten, schönsten – von OVS in der Schweiz. BLICK schaut sich hinter den Schaufenstern um. Und sieht: Chaos. Die Kunden – vor allem Frauen um die 50 Jahre – reissen sich an den Wühltischen um die besten Stücke, die es noch zu krallen gibt. In der Männerabteilung gibt es fast nichts mehr, bloss die Übergrössen sind übrig geblieben.

Die Kleiderständer: vom Personal vernachlässigt. Die Mannequins tragen keine Kleidung mehr – sie wurde verkauft. Überall liegen Kleiderbügel und Kleidungsstücke am Boden. Und Dreck, richtig viel Dreck. Die letzten Stunden von OVS sind nicht schön mit anzusehen.

Ihre Mutterfirma, die Sempione Fashion AG aus Pfäffikon SZ, ist pleite - und wollte gegenüber BLICK keine Stellung nehmen.

Italo-Chic funktionierte nicht

Als OVS in der Schweiz 143 Filialen von Charles Vögele, das in die Krise geraten war, übernahm, wollte man einen auf chic machen. Statt biederer Alte-Leute-Kleider sollte die Schweizer auf den Geschmack für Italo-Mode kommen. Doch: niente!

Pro Woche schliessen nun rund 20 der ursprünglich 140 Filialen, überall wird die letzte Ware verramscht. Hintergrund: Das Unternehmen muss im Moment noch so viel Geld wie möglich einnehmen, um wenigstens einen Teil der Forderungen – dazu gehören auch die Löhne an die Mitarbeiter – bedienen zu können.

Die Verkäuferinnen im Zürcher Flagship-Store sind am Limit: Die Schlange an der Kasse wird und wird nicht kürzer, immer wieder stehen neue Kunden an. Heisst für die beiden Kassiererinnen: keine Zeit, um sich mal darum zu kümmern, dass das Geschäft einigermassen passabel daherkommt.

Mitte Woche kommen die blauen Briefe

Eine der Verkäuferinnen sagt: «Wir geben jetzt noch unser Bestes, auch wenn wir wissen, dass wir bald keinen Job mehr haben werden. Wir haben zugesagt, dass wir diese Firma auf die letzte Reise begleiten werden – dieses Versprechen halten wir ein.» Nachdem der Zürcher Shop heute die Türen geschlossen hat, werden die Mitarbeiterinnen in eine andere Filiale verlegt.

Trotz der Krise: Bisher sei immer jede Mitarbeiterin zur Arbeit erschienen. Noch ist niemand entlassen worden – doch Mitte nächster Woche dürften die ersten blauen Briefe verschickt werden.

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