Hier feiert das Swiss-Post-Solutions-Kader in Vietnam
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Kader-Party in Vietnam:Hier feiert das Swiss-Post-Solutions-Kader in Vietnam

Nach BLICK-Enthüllungen über Vietnam-Trip
Sommaruga stellt Post-Chefs zur Rede

BLICK hat am Mittwoch den 200'000 Franken teuren Kader-Trip der Post-Tochter Swiss Post Solutions (SPS) nach Vietnam publik gemacht. Jetzt verlangt Post-Ministerin Simonetta Sommaruga Auskunft von den Chefs des gelben Riesen.
Publiziert: 02.02.2019 um 00:25 Uhr
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Post-Ministerin Simonetta Sommaruga: Sie hat die Chefs des gelben Riesen am Donnerstag zur Rede gestellt.
Foto: KARL-HEINZ HUG
Dominique Rais und Pascal Tischhauser

Satte 200'000 Franken! So viel hat das zweitägige Kader-Treffen der Post-Tochter Swiss Post Solutions (SPS) in der südvietnamesischen Wirtschaftsmetropole Ho-Chi-Minh-Stadt gekostet. Mehr als zwei Drittel der über 100 Top-Kader der Post waren auf Einladung von SPS-Chef Jörg Vollmer (59) ins 10'000 Kilometer entfernte Vietnam gereist – auf Firmenkosten. BLICK macht den Fall publik.

Zunächst, also am Mittwoch, reagiert der Staatskonzern auf die Enthüllung nur mit einer oberflächlichen Stellungnahme. Erst am Donnerstagabend folgt der Kurswechsel, der dafür drastisch ausfällt: Der gelbe Riese legt infolge der BLICK-Recherchen alle Fakten zum Kader-Kurztrip auf den Tisch.

Post prüft, ob Massnahmen notwendig sind

Welche Konsequenzen aber hat der Fall SPS-Vietnam für die Geschäftspolitik von Swiss Post Solutions und der Post mit Blick auf künftige Business-Meetings im Ausland? «Wir haben die Fakten nun zusammengetragen und prüfen, ob Massnahmen nötig sind», sagt Post-Sprecherin Léa Wertheimer zu BLICK. Ob es tatsächlich zu einer Änderung der internen Richtlinien der Post beziehungsweise von SPS in puncto Geschäftstreffen und Veranstaltungen im Ausland kommt, ist unklar.

Längst jedoch ist das Vietnam-Reisli der SPS-Top-Kader nicht mehr nur Sache der Post. Zu grosse Kreise hat der 200'000-Franken-Trip gezogen. Auch der Bund hat sich eingeschaltet. Die neue Vorsteherin des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek), Simonetta Sommaruga (58), macht deutlich, dass sie den gelben Riesen an die kurze Leine nimmt.

Achtung vor Post-Ministerin Sommaruga

Auf Anfrage von BLICK teilt das Uvek mit, dass die Bundesrätin bei einem schon früher vereinbarten Treffen mit Post-Präsident Urs Schwaller (66) und dem interimistischen Konzernchef Ulrich Hurni (59) am Donnerstag das SPS-Kader-Treffen thematisiert habe. Es scheint also, dass Sommaruga keine weiteren Eskapaden des skandalgeschüttelten Staatskonzerns mehr duldet. Das Top-Kader wird sich in Acht nehmen müssen.

Anders war das noch unter der früheren Post-Ministerin Doris Leuthard (55, CVP). Schwaller war einst ihr CVP-Fraktionschef, und die zurückgetretene Post-Chefin Susanne Ruoff (61) war ebenfalls CVP-nah. Beide hatten während Leuthards Departementsleitung ihre Posten bezogen. Leuthard musste parteipolitisch Rücksicht auf die Führung des gelben Riesen nehmen. Ganz anders SP-Bundesrätin Sommaruga: Sie hat freie Hand!

Nicht nur für die Politik war der Vietnam-Trip eine grosse Enttäuschung. Auch für Post-Angestellte bedeutete er einen herben Schlag. Während sie um bessere Löhne kämpfen, verprassten 103 Top-Kader in zwei Tagen 200'000 Franken. Auch Interims-Chef Hurni war nach Ho-Chi-Minh-Stadt gereist.

Bedauern beim gelben Riesen

Auf dem Faktenblatt, das BLICK vorliegt, macht die Post nebst 100'000 Franken Reise-Spesen auch die Ausgaben für die Übernachtungen im Pullman Saigon Centre Hotel sowie das Programm vor Ort transparent.

Zum Abschluss des zweitägigen Business-Meetings feierten die Top-Manager ein rauschendes Fest im Edel-Club Sohy. Dafür hatte Vollmer eigens eine komplette Etage des dreistöckigen Ausgangstempels auf dem Dach des Centec Tower gemietet. Präziser Kostenpunkt: 18’905 Franken – inklusive Dinner und Rahmenprogramm.

Doch warum wurden die Ausgaben nicht sofort transparent gemacht? Unklar. Post-Sprecherin Wertheimer räumte auf Anfrage von BLICK ein: «Wir bedauern, nicht alle Fakten auf dem Tisch gehabt zu haben. Auch wir lernen nie aus.»

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