Bis am Mittwochabend fand sich auf der SBB-Website kein Hinweis auf die Vergütung der ihrer neuen Service Scouts. Das sind zehn ausgewählte Blogger, die in den sozialen Medien wie Twitter, Facebook oder Instagram überproportional viele Follower haben.
Diese Intransparenz machte BLICK am Dienstag publik. Die Blogger arbeiten nämlich nicht kostenlos für die SBB, sondern erhalten ein Gratis-GA und Spesen für ihre Dienste obendrauf. Darüber entbrannte auf Twitter und Co. eine hitzige Debatte. Das Zufriedenheits-Projekt der SBB wurde für die Bahn zum Bumerang.
Auf persönlich.com, dem Portal der Werbebranche, durften die SBB gestern die Kritik ungefiltert zurückweisen. Zur Entlöhung heisst es: «Das ist auf Anfrage immer offen kommuniziert worden und wurde jetzt auch im Internet transparent aufgeschaltet», sagt Jan-Hendrik Völker-Albert, Marketing-Verantwortlicher der SBB gegenüber dem Internet-Portal.
Tatsächlich: Zwei Tage nach der BLICK-Kritik findet sich nun dieser Passus im Begleittext zu den SBB Service Scouts: «Den SBB Service Scouts wird als Spesenentschädigung und gegen Beleg, ein Jahres-GA plus CH 345,- Zusatzleistungen finanziert.» Ein GA für Erwachsene kostet 3655 Franken. Macht insgesamt also einen Lohn von 4000 Franken.
Bereits Mitte März haben die Blogger einen Vertrag mit den SBB unterschrieben, der BLICK vorliegt. Darin heisst es zu den Aufgaben der Blogger: «Der SBB Service Scout testet und bewertet die SBB Dienstleistungen und gibt Feedback in Form von 6 monatlichen Beiträgen (Posts) auf seinen eigenen Social Media Kanälen, sowie in der Form von 3 detaillierten redaktionellen Beiträgen (Editorial) auf seinen eigenen Online- und/oder Social Media Plattformen.»
Die SBB verpflichten sich im Gegenzug, «die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit der SBB Service Scout seiner Tätigkeit erfolgreich nachgehen kann (Informationen, Material, Beratung, technische Unterstützung, Zugang zu Personal, Arealen, Ausrüstung, usw.)».
Durch die Debatte um die Service-Scout-Entlöhnung sind einschlägige Portale auf den Hashtag #sbbservicescout aufmerksam geworden. Gibt man diesen auf Twitter ein, springen einen nicht SBB-Informationen, sondern spärlich bekleidete Brasilianerinnen ins Auge, die für ihre Sex-Chats werben.